Jena. Die Villa Rosenthal in Jena widmet der autobiografischen Graphic Novel „Drei Steine“ eine Ausstellung.

Dortmund, Anfang der 80er-Jahre. Mit den Schließungen der Zechen und dem Niedergang der Stahlindustrie verlieren im Ruhrgebiet Tausende ihre Arbeit. Die Ungewissheit des Strukturwandels lässt rechtes Gedankengut wieder aufkeimen. Plötzlich trägt ein Teil der Jugend Bomberjacke und Springerstiefel. Nils Oskamp ist damals 13. Als ein Klassenkamerad den Holocaust leugnet, sagt er ihm klar seine Meinung, was eine Spirale rechter Gewalt auslöst. Zweimal kommt er bei rechtsradikalen Übergriffen nur knapp mit dem Leben davon. Über seine traumatischen Erlebnisse als Teenager hat Nils Oskamp die autobiografische Graphic Novel „Drei Steine“ verfasst.

Seiner Bildergeschichte in Schwarz-Weiß ist die neue gleichnamige Ausstellung der Villa Rosenthal in Jena gewidmet. Darin präsentiert der Autor und Illustrator vorwiegend originale Bleistift- und Tusche-Zeichnungen aus seinem Buch, aber etwa auch Gemälde, Studien, ein Diorama sowie eine Medienstation.

Zusammengetreten und im Krankenhaus aufgewacht

Die titelgebenden Steine stammen von einem jüdischen Friedhof in Dortmund, der Anfang der 80er von Rechtsextremen geschändet worden war. Stein eins hilft Nils Oskamp seinerzeit, sich auf einer Kirmes zu verteidigen. Stein zwei steht für die Erkenntnis, dass Gewalt keine Lösung sei. Denn als er einmal dem rechten Rädelsführer am liebsten mit dem Stein den Schädel eingeschlagen hätte, entsinnt er sich der Worte seines Konfirmandenlehrers „Du sollst nicht töten“ und lässt von seinem Gegner ab. Den dritten Stein legt Autor Oskamp Jahre später in der israelischen Holocaust-GedenkstätteYad Vashem auf dem Mahnmal für die Widerstandskämpfer nieder.

Zeichnungen aus der Graphic Novel „Drei Steine“ von Nils Oskamp
Zeichnungen aus der Graphic Novel „Drei Steine“ von Nils Oskamp © Ulrike Merkel | Ulrike Merkel

Lange Zeit litt Nils Oskamp an einer posttraumatischen Belastungsstörung, wie er sagt. Besonders traf ihn damals die Ignoranz seitens der Polizei. Erst als er, von Springerstiefeln zusammentreten, im Krankenhaus landet, wird gegen seine Peiniger ermittelt. Wobei ein Teil der Täter zu Sozialstunden verurteilt wird, der Rest ungeschoren davonkommt.

Die Graphic-Novel-Ausstellung erzähle von den sogenannten Baseballschlägerjahren, der rechten Gewalt, die in den 1990ern ihren Höhepunkt erlebte, erläutert der Geschäftsführer des Jenaer Lese-Zeichen e.V., Ralf Schönfelder. „Allerdings nicht wie üblich als ein reines ostdeutsches Phänomen, sondern aus der Perspektive eines Schülers im Ruhrgebiet: Denn Rechtsextremismus existiert im Westen wie im Osten.“

Eröffnet wird die Ausstellung diesen Freitag, 3. Mai, 19.30 Uhr. Sie war bereits an 17 Orten in ganz Deutschland zu sehen und ist nun bis 9. Oktober das erste Mal in Thüringen. Geöffnet ist sie dienstags und donnerstags von 12 bis 15 Uhr und mittwochs von 13 bis 17 Uhr.

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