Berlin. Auf Stuttgarts Cannstatter Wasen haben sich Hunderte Menschen mit dem Norovirus infiziert. Es melden sich immer mehr Erkrankte.

Der Ausbruch des Norovirus im Zusammenhang mit dem Stuttgarter Frühlingsfest zieht immer weitere Kreise. Inzwischen sind mindestens 727 Menschen erkrankt, teilte die Stadt am Donnerstag mit. Zuletzt waren mehr als 500 Fälle gemeldet worden.

Alle Betroffenen hätten dasselbe Festzelt besucht und danach über Erbrechen, Übelkeit und Durchfall geklagt. Die Stadt geht demnach davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer bei den Betroffenen gebe, weil sich die Infektion in den Familien ausbreite. Bislang sei das Virus bei drei Erkrankten erkrankten nachgewiesen.

Die Symptome sprechen für eine virale Erkrankung, wie die Stadt mitteilte. Es verdichteten sich die Hinweise, dass es sich um das Norovirus handle. Unter den Betroffenen seien sowohl Besucher des Festes als auch Bedienstete des betroffenen Zeltes.

Die im Festzelt Göckelesmaier servierten Speisen sind unterdessen nicht Quelle der Infektion. Wie die „Stuttgarter Zeitung“ berichtet, habe das Gesundheitsamt unzählige Proben im Zelt genommen. Es seien keinerlei Verunreinigungen festgestellt worden. Stattdessen geht die Stadt davon aus, dass die Ansteckung von Mensch zu Mensch erfolgt ist.

Lebensmittelüberwachung und Gesundheitsamt waren sofort nach Eintreffen der ersten Meldungen vor Ort hatten in dem Zelt die Hygiene überprüft.

Festwirt spricht: Gäste sollen Norovirus eingeschleppt haben

Der Betreiber des Festzelts, in dem die Ursache für Magen-Darm-Beschwerden von zahlreichen Besuchern des Stuttgarter Frühlingsfestes vermutet wird, geht einem Medienbericht zufolge davon aus, dass die Infektionsquelle auf Gäste zurückgeht.

„Offensichtlich hat uns da jemand das Norovirus mitgebracht“, sagte Wirt Karl Maier der „Heilbronner Stimme“ (Donnerstag). Eine infizierte Gruppe oder mehrere infizierte Menschen hätten am Samstag das Zelt „Göckelesmaier“ besucht und andere Besucher angesteckt. Es gebe mittlerweile „ein oder zwei“ bestätigte Proben, in denen das Norovirus nachgewiesen worden sei, sagte der Wirt dem Blatt.

Auch das Sozialministerium bestätigte dies bereits: Zwei Stuhlproben seien positiv gewesen. Laut Maier fand die Infektionswelle am Samstag statt. Seither seien keine Fälle dazugekommen. Bei der Hygiene und dem Essen habe es zu keiner Zeit Beanstandungen gegeben, wurde Maier weiter zitiert.

„Wir werden auf das Strengste kontrolliert.“ Die Stadt stehe mit Maier in Kontakt und habe die Hygienemaßnahmen bereits verschärft. „Was in unserer Macht steht, tun wir“, sagte er.

Göckelesmaier-Betreiber erleichtert

Dass sein Zelt nicht für den Ausbruch der Magen-Darm-Beschwerden verantwortlich ist, überrascht Maier nicht. Der „Stuttgarter Zeitung“ sagte er: „Wir hatten alle Abläufe gewissenhaft kontrolliert, nach den Verdachtsfällen noch mehr als zuvor.“ Negative Auswirkungen habe die Berichterstattung nicht gehabt. „Wir haben viel Solidarität erfahren“, so Maier.

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Besucher gehen über das Festgelände des Stuttgarter Frühlingsfestes.
Besucher gehen über das Festgelände des Stuttgarter Frühlingsfestes. © dpa | Marijan Murat

Noroviren verbreiten sich rasend schnell

Noroviren verursachen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, sind sehr ansteckend und verbreiten sich rasend schnell – besonders an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, etwa in Kindergärten, Altenheimen oder Krankenhäusern. Eine Infektion verläuft meist kurz und heftig. Betroffene fühlen sich schwach, haben oft Bauch-, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal leichtes Fieber.

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Ein Sprecher des Klinikums Stuttgart sagte, am Wochenende habe es ein leicht erhöhtes Aufkommen von Patienten mit Bauchschmerzen in der Notaufnahme gegeben. Von den Patienten wisse man vereinzelt, dass sie das Frühlingsfest besucht hätten. Alle Patienten seien nur ambulant behandelt worden.

Unter den Betroffenen seien auch sieben Freundinnen und Freunde, die am Samstag auf das Fest gegangen sind und dort Bier tranken, die meisten aßen dazu Grillhähnchen, berichten „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ sowie der „Südwestrundfunk“.

Von 19 Uhr bis Mitternacht feierten sie im Zelt. Am nächsten Tag sei es vorbei gewesen mit der Feierlaune, ein paar von ihnen wurden krank. Vier von ihnen litten unter Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Drei der vier Erkrankten hatten das Gleiche gegessen, die vierte hatte nichts gegessen, berichteten die beiden Zeitungen weiter.

Frühlingsfest in Stuttgart: Eine Million Besucher erwartet

Das 84. Stuttgarter Frühlingsfest hat am Samstag mit dem traditionellen Fassanstich begonnen. An 23 Tagen haben die Schausteller ihre Fahrgeschäfte, Buden und Imbisse geöffnet, in den Festzelten wird ausgeschenkt und aufgespielt.

Die Veranstalter sind zurückhaltend und erwarten nach eigenen Angaben mehr als eine Million Besucher. „Wir sind eine Open-Air-Veranstaltung und vom Wetter abhängig“, teilte die in.stuttgart Veranstaltungsgesellschaft im Vorfeld mit. Im vergangenen Jahr waren 1,4 Millionen Menschen gezählt worden, es war eines der bestbesuchten Frühlingsfeste der vergangenen Jahrzehnte.