London. König Charles lockt Besucher nach Schloss Balmoral und in den Buckingham Palace. Was die happigen Eintrittspreise wirklich einbringen.

Die britischen Royals öffnen die Pforten von Schloss Balmoral in Schottland – für Fans von Queen und King eine gute Nachricht. Aber nicht nur für sie. Auch die Royals profitieren: Die Eintrittspreise sind nämlich gesalzen.

Aber hohe Preise schrecken kaum einen ab: Als Balmoral Castle im April zur Besichtigung der Privaträume lud, dauerte es weniger als 24 Stunden, bis die Tickets ausverkauft waren. Und vom 1. Juli bis zum 4. August – also bevor Charles III. dort seine Sommerferien beginnt – dürfen Besucher das Innere der Königsresidenz betreten. Es ist ein exklusiver Spaß: Die Zahl der Tickets ist auf 40 pro Tag beschränkt, und der Eintritt kostet zwischen 100 und 150 Pfund (115 bis 175 Euro), wenn man dazu noch den traditionellen Nachmittagstee einnehmen will.

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Aber trotz des happigen Preises war der Andrang groß. Für Fans der britischen Royals ist es ein Privileg, das Lieblingsschloss der verstorbenen Elizabeth II., mitten in den wilden Highlands gelegen, zu betreten. Bislang waren nur die Gärten und der Festsaal zu besichtigen. Jetzt wird man auch durch die Empfangsräume streifen können, sagt Grant Harrold, ehemaliger Butler von Charles.

Buckingham Palace: Auch hier sollen Besucher private Einblicke bekommen

Möglicherweise könne man auch das Zimmer sehen, in dem sich die Königin im September 2022 zum letzten Mal offiziell fotografieren ließ. Die Schlafräume hingegen werde man „definitiv nicht“ sehen, meint Harrold gegenüber den britischen Medien.

Die Queen auf Schloss Balmoral: Hier ließ sie sich 2022 zum letzten Mal offiziell fotografieren.
Die Queen auf Schloss Balmoral: Hier ließ sie sich 2022 zum letzten Mal offiziell fotografieren. © AFP | Jane Barlow

Monarchisten, denen der Weg nach Schottland zu weit ist, können auch in London einen intimeren Blick ins Leben der Royals erhaschen. Buckingham Palace, die Londoner Residenz, wird ebenfalls seine Türen öffnen, zumindest ein paar zusätzliche. Derzeit sind nur die Prunkzimmer Teil des Rundgangs. Ab Juli wird erstmals auch der Ostflügel des Palasts zu besichtigen sein; dieser wurde in den letzten fünf Jahren umfassend saniert. Für 75 Pfund können Besucher jenen Saal bewundern, von dem die Königsfamilie jeweils den Balkon betritt, um der jubelnden Menge zuzuwinken.

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Dass sich Anhänger der Royals auf solche Besichtigungstouren stürzen, leuchtet ein. Schwerer zu beantworten ist hingegen die Frage, was hinter dem Entscheid der Royals steht: Warum öffnet Charles III. seine Privatresidenzen?

Geld dürfte ein wichtiger Grund sein, sagt Ex-Butler Harrold. Es sei ein „sehr rentabler“ Schritt seitens der Royals. Die Balmoral Tours haben dem König auf einen Schlag geschätzte 140.000 Pfund eingebracht. Verglichen mit den gesamten Einnahmen aus Eintrittskarten für die königlichen Residenzen sind das jedoch eher Peanuts.

Der Buckingham Palace in London zieht jährlich Millionen Touristen an. Auch für die Besichtigung der Privaträume besteht reges Interesse.
Der Buckingham Palace in London zieht jährlich Millionen Touristen an. Auch für die Besichtigung der Privaträume besteht reges Interesse. © iStock | Alex Segre

Die Schlösser, Landhäuser und anderen Prachtbauten, die Touristen bewundern können, sind Teil des Royal Collection Trust, der auch die Kunstsammlung der Royals verwaltet. Insgesamt nahm der Trust im Finanzjahr 2022/23 laut Jahresabschluss etwa 62 Millionen Pfund ein. Rund 37 Millionen davon stammen aus Eintrittskarten für die „Royal Residences“, der Rest aus dem Verkauf von Büchern, Verpflegung und Souvenirs – im Giftshop von Schloss Windsor reicht die Auswahl von einem Honiglöffel für 395 Pfund bis zum traditionellen Merrythought Bear (mit handgenähter Nase) für 175 Pfund. Unter dem Strich blieb im letzten Jahr ein Gewinn von acht Millionen Pfund.

König Charles will durch die Öffnung mehr Volksnähe zeigen

Die Covid-19-Pandemie hat allerdings ein größeres Loch geschlagen in die Finanzen der Royal Family. Im Jahr 2019/20 hatten die Königsresidenzen über Eintrittskarten noch fast 50 Millionen Pfund eingenommen. Damals empfing Windsor Castle, das prächtigste Schloss der Royals, annähernd 1,6 Millionen zahlende Schaulustige. Die pandemiebedingte Krise gehört zwar längst der Vergangenheit an, aber noch immer sind die Besucherzahlen deutlich geringer als zuvor – 2023 zählte man in Windsor knapp 1,1 Millionen. Immerhin wird die Öffnung von Balmoral und Buckingham Palace einen kleinen Teil dazu beitragen, die Bilanz zu verbessern.

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Auch legendäre Outfits der Queen sind auf Schloss Balmoral zu sehen.
Auch legendäre Outfits der Queen sind auf Schloss Balmoral zu sehen. © picture alliance / empics | Andrew Milligan

Laut Königsbeobachtern steckt noch ein anderer Grund dahinter: Volksnähe und Transparez. Seit seiner Thronbesteigung hat Charles III. signalisiert, dass er der britischen Monarchie einen moderneren Anstrich geben will, wohl nicht zuletzt, um ihre Relevanz in der Zukunft zu sichern. Mehr Offenheit ist ein Teil davon.

Robert Jobson, Autor des Buches „Our King. Charles III. – The Man and the Monarch Revealed”, sagte gegenüber dem Boulevardblatt „Daily Mail“, dass der König und auch Königin Camilla sich schon länger mit dem Gedanken herumgetrieben haben, die Residenzen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Damit erkennt er an, dass sich die Monarchie weiterentwickeln muss“, sagte Jobson.

Laut einem Palast-Insider erwäge der König sogar, Balmoral zu einem Museum umzufunktionieren – zu Ehren seiner Mutter. Damit dürfte er sich aber noch Zeit lassen. Auf jeden Fall wird Charles in diesem August, wenn sich die Touristen aus dem Staub gemacht haben, wieder seinen schottischen Sommerurlaub beginnen. So wie jedes Jahr.