Eichsfeld. Zwei Entscheidungen stehen noch aus. Aber bei Besuch von Ministerpräsident wird eine große Neuigkeit verkündet:

Die Gelegenheit, große Neuigkeiten zu verkünden, nutzte Dyckerhoff-Geschäftsführer Patrick Klein am Donnerstag, als Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) das Zementwerk Deuna besuchte. Wie er berichtete, plant das Unternehmen an seinem Eichsfelder Standort eine Investition von rund 350 Millionen Euro. Das Geld soll in den Bau einer CO₂-Abscheideanlage fließen. „Nach Fertigstellung der Anlage wird das Dyckerhoff-Werk Deuna eines der ersten Werke in Deutschland sein, das Netto-emissionsfreien Zement (Net-Zero-Zement) produzieren und verkaufen kann“, wird Klein in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert.

Bodo Ramelow hingegen freut sich, dass Deuna hier wegweisend vorangeht. Die Klimaneutralität der Industrie sei gerade im Bereich Zementherstellung alles andere als banal, da eine deutliche CO₂-Reduzierung nicht durch alternative Energien oder Antriebsstoffe allein erreicht werden könne. Lösungen für prozessbedingte Emissionen würden hier gebraucht. Die geplante Anlage zeige die Ambition und den Willen, in der Zementindustrie dafür weiter Maßstäbe zu setzen.

Voraussetzungen sind im Eichsfeld erfüllt

Nach zwei abgeschlossenen Machbarkeitsstudien hat laut Pressesprecherin Iris Weise-Rosch
die Detailplanung der Anlage bereits begonnen. „Dyckerhoff leistet damit Pionierarbeit auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Zementindustrie“, erklärt sie. Nach dem derzeitigen Planungsstand könnte die CO2-Abscheidung im Jahr 2029 in Betrieb gehen. Die gesamte Investition stehe allerdings noch unter dem Vorbehalt der lokalen behördlichen Genehmigungen sowie der Zustimmung des Dyckerhoff-Aufsichtsrates. „Die Anlage wird spezifisch effizient sein und allen relevanten Umweltaspekten Rechnung tragen. Anträge für öffentliche Fördermittel laufen derzeit“, so Iris Weise-Rosch.

Vor Ort besichtigte der Ministerpräsident das für den Bau der CO₂-Abscheideanlage vorgesehene Areal sowie den auf dem Werksgelände bereits vorhandenen Bahnanschluss. Dieser ermöglicht laut Weise-Rosch den Transport des Net-Zero-Zements auch zu weiter entfernten Kunden und stellt gleichzeitig die logistischen Rahmenbedingungen für den Abtransport des abgeschiedenen Kohlendioxids sicher. „Die Anlage ist dafür ausgelegt, die CO₂-Emissionen des Werks Deuna um rund 620.000 Tonnen pro Jahr zu mindern. Das bedeutet eine Senkung der CO₂-Emissionen des Landes Thüringen aus Industrie, Gewerbe und Energieumwandlung um mehr als 20 Prozent“, erklärt die Sprecherin.

Die Dekarbonisierung der Zementindustrie sei eine besonders komplexe Aufgabe auf dem Weg zur Klimaneutralität, da die durch das Brennen des Kalksteins anfallenden Prozessemissionen unvermeidbar seien. Ziel des Investitionsprojekts in Deuna, so Iris Weise-Rosch, sei „die Abscheidung dieser CO2-Emissionen, um einen Net-Zero-Zement für den Bau der Zukunft herzustellen“.

Dyckerhoff ist ein internationaler Hersteller von Zement und Transportbeton und ein Buzzi-Unternehmen. Buzzi ist eine Gesellschaft mit Sitz in Italien, mit Werken in 14 Ländern und weltweit rund 9500 Mitarbeitern. In Deutschland werden sieben Zementwerke und rund 110 Transportbetonwerke betrieben. Weitere Produktionsstandorte befinden sich in Luxemburg, den Niederlanden sowie in Osteuropa.

Weitere Nachrichten aus dem Eichsfeld