Erfurt. Mit Crazy Horse widmet sich Neil Young der Neuinterpretation seines Werks. Die Kaiser Chiefs modernisieren mit potenter Hilfe ihren Sound – ein Coldplay-Trick. Wir haben in beide Alben reingehört.
Der jüngste herrliche Spleen Neil Youngs, dem alten Grantler mit dem ewig jungen und rastlosen Rockerherzen, ist die Neudeutung des eigenen Werks. Im vergangenen Winter erst überraschte er mit einer nahtlos ineinander übergehenden Playlist alter Songs, zur Akustischen und auf Albumlänge („Before + After“) dargeboten, nun hat er mit der aktuellen Crazy-Horse-Besetzung alle Stücke (bis auf „Mother Earth“) des 1990er Albums „Ragged Glory“ live neu eingespielt – unter dem ebenfalls neuen Titel „Fu##in‘ up“.
Das macht die Musik gewordene Institution mit den gewohnten Kennzeichen und der bewährten Qualität: scheppernd, krachend, stoisch voran walzend, mit dem der Band eigenen Hüftschwung. Rockin‘ and rollin‘. Alle Songs bis auf das Cover „Farmer John“ bekommen zur Klangkur neue Namen verpasst, aus „Love to burn“ etwa wird „Valley of Hearts“. Sogar die Band hat einen neuen Titel: Neil & the Horse. Mehr muss man nicht sagen. Mögen Sie noch lange weiter galoppieren.
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Kaiser Chiefs probieren Hochglanzsound
Es gibt sie immer noch, die Kaiser Chiefs aus dem englischen Leeds, die mit der Welle der The-Bands Anfang der Nullerjahre groß wurden. Ihr achtes Album heißt „Kaiser Chiefs‘ easy eighth Album“, das Hochglanzproduzent Amir Amor (Sam Smith, Ed Sheeran) genau so klingen lässt: Locker, leicht und glitzernd. Man merkt bei jedem Song den Willen auf Tiktok viral gehen zu wollen oder mindestens in Heidi Klums Germany-next-Top-Model-Playlist zu gelangen.
Es ist nichts Verwerfliches daran, weiter im Gespräch (und in den Charts) bleiben zu wollen. Nichts anderes machen Coldplay seit Jahren. Der neue Sound wirkt jedoch oft beliebig, wie das banale „How 2 dance“. Und doch gelingen der Band kleine Glücksgriffe wie „Feeling alright“ mit Nile Rodgers, den „Job Centre Shuffle“ als Gorillaz-Hommage oder „Noel Groove“ mit Oasis-Pastiche.