Eisenach. Im Interview spricht der 23-jährige Israeli über sein erneutes Engagement beim Handball-Bundesligisten.

Der ThSV Eisenach vermeldete im Januar dieses Jahres einen Rückkehrer. Yoav Lumbroso. Der Israeli, von 2019 bis 2020 beim ThSV und mit diesem von der 3. Liga in die 2. Handball-Bundesliga aufgestiegen, kam von Benfica Lissabon zurück zum Thüringer Traditionsverein. Mit den Wartburgstädtern peilt er den Klassenerhalt in der Bundesliga an. Wir sprachen mit dem 23-Jährigen, der als Fernstudent Ökonomie und Management studiert.

Im Mitteldeutschland-Derby am Ostersonntag gegen den SC Magdeburg musste Ihre Mannschaft beim 25:35 erstmals über eine Niederlage im zweistelligen Bereich quittieren..?

Wir, der Aufsteiger ThSV Eisenach, empfingen in einem Punktspiel die aktuell weltbeste Vereinsmannschaft. Das war schon eine große Ehre für uns. Eine mit 3150 Zuschauern rappelvolle Werner-Aßmann-Halle bildete den stimmungsvollen Rahmen. Leider riefen wir nicht unser Optimum ab. Uns unterliefen bei Ballbesitz zu viele folgenschwere Fehler, die Magdeburg zu vielen Gegenstößen nutzte. Viele ihrer Treffer resultierten aus Kontern. Am Sonntag steht für uns ein wichtiges Spiel in Sachen Klassenerhalt an, wir gastieren beim Bergischen HC.

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Sie kamen von Benfica Lissabon zurück nach Eisenach. Mit welchen Erwartungen?

Ich habe während der Zeit bei Limoges Handball und in Lissabon viele Erfahrungen als Spielmacher gesammelt, bin gereifter geworden. Es erreichte mich die Anfrage aus Eisenach. Es folgten gute Gespräche mit René Witte und Misha Kaufmann. Dann ging es ganz schnell. Benfica Lissabon hat der Auflösung des Vertrages zugestimmt. Mit Willy Weyhrauch, Alexander Saul, Ivan Snajder und Torwarttrainer Stani Gorobtschuk traf ich noch Mitspieler aus der Zeit meines ersten Engagements in Eisenach. Na klar, es ist ein Vorteil, dass ich den ThSV Eisenach kenne. Er ist auch nach meinem Wechsel 2020 in meinem Herzen geblieben. Dieser tolle Verein in einer handballbegeisterten Stadt, mit seinen fantastischen Fans! Ich freue mich riesig, wieder hier zu sein, will dazu beitragen, die Klasse zu halten. Und dabei sehe ich uns auf einem guten Weg. Wir spielen mit ganz viel Emotionen, entwickeln uns von Trainingseinheit zu Trainingseinheit weiter. Wir profitieren von einem Super-Coach, der uns stets top vorbereitet.

Sie stiegen seinerzeit mit dem ThSV Eisenach in die 2. Bundesliga auf, verließen dann aber die Wartburgstadt...

Die Optionen, die ich im Februar 2020, mit Beginn der Corona-Pandemie hatte, waren bis zum Saisonende zu Hause in Eisenach zu bleiben oder die letzten vier Monate des Vertrages aufzulösen und nach Israel zurückzukehren. Die Entscheidung fiel mir insofern leicht, da ich für die nächste Saison kein Vertrag hatte. Im Mai 2020 erhielt und akzeptierte ich ein Angebot vom Handballverein Limoges in Frankreich, bei dem ich bis 2023 blieb.

Wie beurteilen Sie sich selbst? Welche Stärken verkörpern Sie? Wo besteht Nachholbedarf?

Schnelligkeit und das Erkennen der Situation, das Lesen des Spiels, würde ich als meine Stärken nennen. Ich bin noch jung, muss überall noch zulegen. Ich arbeite jeden Tag daran, besser zu werden.

Wie interpretieren Sie die Rolle des Spielgestalters?

Ich kontrolliere und gestalte das Spiel, setzte meine Nebenleute in Szene. Der Mittelmann ist ein kleiner Trainer auf dem Parkett. In Eisenach wird ein anderer Handball als bei meinen vorherigen Stationen gespielt. An dieses neue System muss ich mich rasch gewöhnen, es klappt aber immer besser.

Empfinden Sie Ihre Körpergröße von nur 1,72 Meter als Nachteil?

Nein. Im Gegenteil! Das zähle ich zu meinen Stärken. Dadurch bin ich noch schneller, kann variabler werfen. Ein Distanzwerfer bin ich freilich nicht, doch meine Finten sind entscheidend.

In Ihrer Heimat herrschen kriegsähnliche Zustände. Belastet Sie das?

Das ist sehr schwer für mich. Ich habe viele Menschen verloren, die ich kenne, darunter auch einen meiner besten Freunde. Ich versuche mich so gut es geht auf den Handball zu konzentrieren.

Welchen Freizeitinteressen gehen Sie nach?

Ich spiele gern Schach. Einen Großteil meiner Freizeit nutze ich für mein Studium.