Jena. Vorab-und-ein-Song-Check: Wenn am Samstag die Kicker aus dem Norden Jenas jene aus dem Saale-Holzland-Kreis empfangen, treffen die zwei torgefährlichsten Teams der hiesigen Landesklasse aufeinander.

Wenn am Samstag der SV Jena-Zwätzen ab 15 Uhr Grün-Weiß Stadtroda empfängt, stehen alle Zeichen auf einen waschechten Klassiker - zum einen. Zum anderen mangelt es nicht an Geschichten. Auf der gastgebenden Seite das Team aus den urbanen Gefilden, auf der anderen jenes aus dem Saale-Holzland-Kreis, in dessen Reihen nicht wenige Akteure in der Saalestadt verwurzelt sind – man kennt sich, man schätzt sich. Die Wurzeln von Zwätzen-Trainer Daniel Sander liegen jedoch im Saale-Holzland-Kreis, genauer in Zöllnitz, und seit Kindheitstagen hat er eine besondere Beziehung zu Eintracht Eisenberg und zur Rod`schen Möhre – die zwei renommierten Fußballvereine in seiner Heimatregion, dem SHK. Die Beziehung wiederum, die Peter Dauel zum SV Jena-Zwätzen besitzt, reicht bis in ferne Kindheitstage zurück: Im zarten Alter von sechs Jahren schnürte er erstmals seine Fußballschuhe für Zwätzen; später lief er für die Männer auf und fungierte zudem seit seinem 23. Lebensjahr als Trainer. Von 2015 bis 2017 lenkte er zusammen mit seinem Kumpel Thomas Wolter schließlich die Geschicke der ersten Männermannschaft in der Landesklasse.

Kein sahniges Dazwischen bei Grün-Weiß Stadtroda

Ausgangslage: Alles oder nichts – das könnte das Motto der Grün-Weißen für die Rückrunde in der Landesklasse 2023/24 sein: Es gibt schlichtweg kein sahniges Dazwischen, lediglich Sieg oder Niederlage. Gleichzeitig mangelt es nicht an Toren – eigenen und auch gegnerischen. Gegen die Eintracht aus Eisenberg und den VfB Apolda erzielten die Mannen von Peter Dauel jeweils sechs Tore, gegen den Tabellenführer SV Schmölln fünf. Mit wahrlich imposanten 67 Toren verfügen sie mit Abstand über die beste Offensive der Liga, doch woran es dieser Tage beim Viertplatzierten mangelt, ist die Konstanz. By the way: Zwätzen gibt mit 56 Treffern den Zweitplatzierten in puncto Attacke. Ergo: Wer ein 0:0 tippt und damit richtig liegt, könnte ausreichend Kleingeld für den Samstagabend haben. Die sympathische Truppe aus dem Norden Jenas hingegen musste in der laufenden Rückrunde eine gefühlte Ewigkeit auf ihr erstes Erfolgserlebnis warten – erst am 21. Spieltag durften sie nach dem Abpfiff im Kollektiv jubeln, dafür aber zünftig: 6:1 siegten sie in den heimischen Gefilden über Einheit Bad Berka. Dank des 5:0-Siegs am vergangenen Spieltag über den SV Rositz kann das Team von Daniel Sander nunmehr 33 Punkte sein Eigen nennen und hat Platz acht inne. Vor dem 24. Spieltag trennen sie neun Punkte von einem Abstiegsrang. Es könnte weiß Gott schlimmer sein.

Blick in den Kader: Zwätzen-Coach Daniel Sander wird am Samstag definitiv auf Verteidiger Dennis Schramm und Mittelfeldakteur Leon Kettwig verzichten müssen, kann dafür auf den wieder genesenen und gegen Rositz stark agierenden Jan-Lukas Bernewitz in der Offensive zurückgreifen. Und dann wären da noch die üblichen Verdächtigen: Markus Strobel, Tim Kießling, Justin Dey und natürlich Kapitän Erik Tauch. Bei der Rod‘schen Möhre wird Abwehrspieler Dominik Hoffesommer fehlen, der sich am vergangenen Spieltag während des Heimspiels gegen Chemie Kahla verletzte. Darüber hinaus ist Fritz Pöckel, einer der zentralen Grün-Weiß-Akteure, angeschlagen. Ansonsten mangelt es nicht an illustren Namen im Kader von Peter Dauel: Rico Heusckel, der mittlerweile 18 Tore erzielte, Marcel Peters, Pascal Wollnitzke, Simon Fuchs, Andreas Lelle und natürlich Kapitän Florian Klinger – kickende Zeitgenossen, die seit Jahren für Qualität und auch ästhetischen Fußball stehen.

„Das wird auf jeden Fall knackig“

Das sagt Zwätzen-Coach Daniel Sander: „Was soll ich sagen: Es ist ein Heimspiel – und Zuhause läuft es seit einigen Spieltagen gut für uns. Nichtsdestotrotz, Stadtroda ist eine richtig gute Truppe mit vielen guten und sympathischen Spielern – das wird auf jeden Fall knackig. Wir wiederum sind seit vier Begegnungen ungeschlagen und wollen diese Serie ausbauen, daher werden wir alles reinhauen und jeder Zentimeter auf unserem satten Grün umgraben – wir sind nun mal die Gastgeber, das wird von uns erwartet.“

Erwartet eine knackige Partie: Zwätzen-Coach Daniel Sander.
Erwartet eine knackige Partie: Zwätzen-Coach Daniel Sander. © Funke foto | Jürgen Scheere

Das sagt Grün-Weiß-Coach Peter Dauel: „Für mich werden die Spiele in Zwätzen immer etwas Besonderes bleiben – direkt vor meiner Haustür und im Beisein meiner Familie fühlen sie sich wie Heimspiele an. Leider werde ich aufgrund meiner beruflichen Verpflichtungen höchstwahrscheinlich nicht die gesamte Partie zugegen sein können, was ich natürlich sehr bedauere. Generell verpasse ich ungern eine Partie meines Teams, aber vor allem dieses nicht. Doch davon einmal abgesehen: Ich gehe davon aus, dass es ein Spiel auf Augenhöhe werden wird; zwei Mannschaften, die beide Fußball spielen wollen und für die es nicht mehr um alles geht. Kurzgesagt: Ich freue mich einfach auf die Begegnung – und mit hoher Wahrscheinlichkeit bin ich nicht der Einzige. Entscheidend wird für uns sein, ob es uns gelingt, unsere individuellen Fehler abzustellen und unsere Chancenverwertung zu verbessern. In den vergangenen Spielen haben wir mitunter aberwitzige und an Slapstick erinnernde Aktionen in der Offensive dargeboten, bei denen wir oftmals an uns selbst scheiterten. Dennoch gehe ich davon aus, dass es nicht an Toren mangeln wird – und zwar auf beiden Seiten.“

Mit Zigarette war es erträglicher

Die Geschichte: Als Peter Dauel erstmals in den Diensten von Grün-Weiß Stadroda in Zwätzen aufschlug, war er noch der nominelle Co-Trainer neben Steffen Richter, doch an jenem milden Oktober-Tag 2018 lenkte der damalige Adlatus erstmals allein die Geschicke seines neuen Teams. Steffen Richter kam derweil in Isserstedt seinen Pflichten als Trauzeuge nach, verfolgte das Geschehen im Norden Jenas jedoch per Liveticker. Letztlich unterlagen die Stadtrodaer den von Daniel Sander trainierten Hausherren mit 1:2, wobei das Spiel durch ein Eigentor von Sebastian Glaser in der 87. Minute zugunsten der Nordlichter entschieden wurde. Doch damit nicht genug: Der Unparteiische erkannte zwei Tore der Stadtrodaer nicht an. Nach der Begegnung an seiner jahrelangen Wirkungsstätte war Peter Dauel wahrlich bedient, sodass er die Zigarette, die ihm ein zufällig anwesender Schreiberling anbot, dankend annahm – so war es erträglicher, nach einem derartigen Fußball-Drama Rede und Antwort zu stehen.

Wäre diese Partie ein Song:„Kickstart My Heart“ von Mötley Crüe - weil es knackig wird beziehungsweise „No Limit“ von 2 Unlimited - weil die zwei torgefährlichsten Teams der Liga aufeinandertreffen