Erfurt. Bernd Jentsch über den Trend zum Bahnfahren

Die Ampelkoalition in Berlin steht bei vielen Vorhaben massiv in der Kritik, ein Projekt dagegen hat sich binnen kurzer Zeit zur Erfolgsstory entwickelt: Das Deutschlandticket.

Allein der Verkehrsverbund Mittelthüringen vermeldete jüngst mehr als 100.000 verkaufte Tickets zu Preis von 49 Euro. Binnen eines Jahres habe sich die Zahl der Stammkunden mit Abo-Fahrkarten in den Bussen, Straßenbahnen und Regionalzügen des Verbundes auf 120.000 verdoppelt, hieß es.

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur angestrebten Verkehrswende weg vom Auto und hin zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Unternehmen tragen jedes auf seine Weise dazu bei, die Thüringer in die Busse und Bahnen zu locken.

Neue moderne Fahrzeuge werden angeschafft, die Bahn unterzieht ihre Triebfahrzeuge einer Auffrischungskur, stattet sie mit Steckdosen und WLAN aus und kündigt Investitionen in ein verstärktes Sicherheitsgefühl der Fahrgäste an. Die mit Körperkameras ausgestatteten Kundenbetreuerinnen und Kundenbetreuer sollen für mehr Ruhe und Ordnung in den Abteilen sorgen.

So weit, so gut – könnte man meinen. Wäre da nicht die unsägliche Debatte um die künftige Finanzierung des Tickets. Keine Einigung, heißt es nach jeder Konferenz der Verkehrsminister. Es scheint, als ob es den politisch Agierenden in Bund und Ländern nicht einmal mehr gelingt, eine offenkundige Erfolgsstory fortzuschreiben. Vorsicht ist geboten: Man kann eine solche leicht auch zerreden.