Nora weiß, was zu tun ist: Wenn sie komisch angefasst wird, soll sie das einem Erwachsenen sagen und sich Hilfe holen. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn es um den Turntrainer im Verein geht, den alle toll finden.
Es wird nicht lang drumherum geschrieben – geht bei 48 Seiten auch gar nicht: Nora fühlt sich nicht mehr wohl beim Turnen, seit der Verein einen neuen Trainer geholt hat. Sven, Turnweltmeister, alle himmeln ihn an. Nur Nora nicht, die wäre am liebsten weit weg. Denn wenn Sven Hilfestellung bei den Übungen gibt, fasst er sie immer so komisch an. In der Schule haben sie über solche Situationen und Gefühle gesprochen und eigentlich müsste sie was sagen. Eigentlich …
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Sexuelle Gewalt, Vertrauen, Selbstbewusstsein: Schwere Kost haben Dagmar Geisler und Nikolai Renger für Kinder ab 7 aufbereitet, auf eine sehr hilfreiche Art. Die Autorin und der Illustrator geben treffsicher wieder, wie sich Kinder in einer solchen Situation fühlen, wie Verzagtheit, Scham und Wut sich Bahn brechen. Geislers Worte sind direkt, aber einfühlsam, Rengers Zeichnungen bei allem Ernst immer freundlich und humorvoll. Angst und Misstrauen zu schüren, ist nicht ihr Weg.
Nikolai Rengers heiter-ernste Illustrationen
Sie wollen Kinder ertüchtigen, Missbrauch nicht über sich ergehen zu lassen. Sie lassen ihre Heldin Nora aussprechen, was sie denkt – direkt beim Training, direkt gegenüber dem Trainer, und belohnen sie mit einem guten und unerwarteten Ende. Denn sie wird von den Erwachsenen und gerade von Sven ernst genommen. Gemeinsam mit der Mannschaft finden sie eine Lösung.
„Mein Körper gehört mir – auch im Sport“ gehört zu einer Reihe, in der Dagmar Geisler die wichtigsten Themen rund ums Großwerden behandelt, vom Stress bis zur Linkshändigkeit. Stets lenkt sie das Augenmerk auch auf die Rolle der Erwachsenen: was sie zu Missständen beitragen und wie sie ihre Kinder stärken können. Beim Sport geht es zudem um die Varianten, in denen sich Missbrauch zeigen kann – vom Leistungsdruck bis zum Neid.
Zu fachlichen Begleitung ist Alexandra Ndolo im Boot. Sie ist Vizeweltmeisterin im Degenfechten, weiß also ganz genau, wie es im Leistungssport zugeht. „Medaillen sind nicht wichtiger als die körperliche und geistige Gesundheit, schon gar nicht die der Kinder“, schreibt Ndolo im Nachwort. Und weiter: „Wer für sich selbst einsteht, hat am Ende immer gewonnen.“
Genauso geht es Nora, die hoffentlich vielen Kindern Mut gibt, die sich in ähnlichen Situatiionen befinden. Nora und ihre Mannschaft wissen: „Wir passen auf uns auf. Auf unseren Körper. Und auf unsere gute Laune.“