London/Berlin. Die Katze ist aus dem Sack: Pop-Superstar Billie Eilish hat nach längerem Vorlauf ihren James-Bond-Titelsong präsentiert. Die Grammy-Gewinnerin stellt sich in die Tradition großer Filmmelodien, zeigt aber genug eigenes Profil.

Eine vierminütige Ballade, etwas düster und nicht allzu pathetisch, mit orchestralen Zitaten aus der Vergangenheit: So klingt also ein James-Bond-Titelsong, wenn sich der weltweit angesagteste Jungstar der Popmusik darum kümmert - eigentlich gar nicht so viel anders als früher.

Um 1.00 Uhr deutscher Zeit hat die fünffache Grammy-Gewinnerin Billie Eilish ihr mit Spannung erwartetes Lied für den kommenden Bond-Film "No Time To Die" ("Keine Zeit zu sterben") präsentiert.

"No Time To Die", so heißt nun auch der neue Bond-Song, den Eilish umgehend auf den gängigen Streaming-Diensten veröffentlichte. Mit gerade erst 18 Jahren ist sie die bisher jüngste Künstlerin, die eine Eröffnungsmelodie für die berühmteste Agentenfilm-Reihe eingesungen hat - 56 Jahre nach der legendären Premiere von Shirley Bassey mit "Goldfinger".

Auch der deutsche Filmkomponist Hans Zimmer und der frühere Gitarrist der britischen Band The Smiths, Johnny Marr, wirkten an "No Time To Die" mit. Ihre Beiträge sind mit Bond-typischen Klavier-, Streicher- und Bläser-Arrangements sowie dunklen Gitarren-Sounds in der opulenten Produktion nicht zu überhören. Für die zeichnet Billie Eilishs Bruder Finneas verantwortlich, der "No Time To Die" auch mit seiner Schwester geschrieben hat. Er gewann kürzlich als ihr Produzent und Co-Autor selbst fünf Grammys.

Nach Informationen der britischen Zeitung "Daily Mail" wird Eilish das Lied bei den Brit Awards am 18. Februar erstmals live singen. Für die Preisverleihung in London ist die US-Amerikanerin als beste internationale Solokünstlerin nominiert. "Keine Zeit zu sterben" - der 25. Bond-Film seit 1962 - startet am 2. April in den deutschen Kinos. Hauptdarsteller Daniel Craig hat angekündigt, dass es sein letzter Einsatz als Geheimagent James Bond "007" sein wird.

Eilish ist derzeit die bei Kritik und Publikum erfolgreichste Popsängerin der Welt. Bei den Grammy Awards räumte sie Ende Januar fünf Auszeichnungen ab, darunter vier in den Top-Kategorien, etwa "Song des Jahres" ("Bad Guy") und "Album des Jahres" für das x-millionenfach verkaufte und gestreamte "When We All Fall Asleep, Where Do We Go?".

Trotz all dieser Erfolge im vergangenen Jahr: Als Eilish, im Dezember gerade erst volljährig geworden, vor vier Wochen die Nachricht vom Bond-Song in die Welt postete, war die Überraschung groß. Sie war sich der Ehre, zu einer der wichtigsten Marken der Filmgeschichte in so jungem Alter Musik beizusteuern, wohl selbst bewusst: "Es fühlt sich völlig verrückt an, ein Teil dieser Sache zu sein", schrieb die noch bei den Eltern in Kalifornien lebende Künstlerin.

Wie reiht sich Billie Eilishs "No Time To Die" nun in die Liste der Bond-Songs ein? Erster Eindruck: Das Lied kann sich hören lassen - auch wenn man es mit Klassikern wie Basseys "Goldfinger" und "Moonraker", "Live And Let Die" von Paul McCartney & Wings oder "Licence To Kill" von Gladys Knight vergleicht.

Eilish übertreibt es nicht mit dem Bombast, zeigt aber mühelos, wie groß ihr Talent als Sängerin ist. Die Produktion bedient sich bei früheren Bond-Melodien, ist aber noch nah genug dran an ihrem reduzierten, modernen Sound, der 2019 so begeisterte. Eilish hat ihr Ding zwar nicht so konsequent durchgezogen, wie es sich manche vielleicht gewünscht hatten - der frische Wind für "007" weht musikalisch eher dezent. Der Shooting-Star würdigt damit die lange Historie der Bond-Songs wie zuletzt etwa Adele mit "Skyfall" - und trotzdem hört man hier noch ihren eigenen Stil heraus.