Köln. Die urkomische Satire „Der König von Köln“ erzählt zum Auftakt eines Themenabends, wie korrupte Geschäfte im Kern funktionieren.

In Wahrheit war alles viel schlimmer, viel, viel schlimmer. Ein dreister Bauskandal, bei dem ein paar Superreiche kräftig absahnen konnten auf Kosten der Steuerzahler. Ein Schaden in Millionenhöhe. Und Anlass zur Schadenfreude im Rest der Republik, die sich in dem Vorurteil bestätigt fand, dass so ein „Kölscher Klüngel“ wohl nur in Köln möglich war.

Wirklich? Die bitterböse Satire „Der König von Köln“, die an diesem Mittwoch im Ersten zum Auftakt des Themenabends „Kölscher Klüngel“ läuft, erzählt locker-leicht vom Hocker, wie korrupte Geschäfte im Kern funktionieren. Und wie lächerlich einfach jemand hineinstolpern kann, ohne es darauf angelegt zu haben, sicher nicht nur in Köln.

„Der König von Köln“: Echte Fründe ston zesamme

Vieles in Köln wird unter der Hand geregelt. Vor allem von Josef Asch (Rainer Bock, r.), hier mit seinem Baudezernenten Andrea di Carlo (Serkan Kaya).
Vieles in Köln wird unter der Hand geregelt. Vor allem von Josef Asch (Rainer Bock, r.), hier mit seinem Baudezernenten Andrea di Carlo (Serkan Kaya). © dpa | Frank Dicks

Es beginnt, wie vieles in der Domstadt, im Kölner Karneval. Und also mit einem kleinen großen Gefallen: Der nette Baudezernent Andrea di Carlo (Serkan Kaya, wunderbar naiv), Sohn italienischer Einwanderer, ausgerechnet, braucht eine Baugenehmigung für den Anbau an seinem Denkmal geschützten Haus. Da muss er nur die richtigen Leute fragen, zum Beispiel seinen Vorgesetzten Lothar Stüssgen (Joachim Król, kaum wiederzuerkennen).

Der reicht ihn bei dieser Karnevalsfeier gleich weiter an die passenden, allesamt mächtigen Gesprächspartner. Man(n) kennt sich schließlich, „echte Fründe ston zesamme“, helfen einander.

Einfach wegschauen und nichts tun

Vor allem der „Polier“ Josef Asch (Rainer Bock) erweist sich als echter Strippenzieher. Ehe sich di Carlo versieht, kann der werdende Vater noch von ein paar anderen Annehmlichkeiten profitieren und stellt bald fest, dass es sich gar nicht so schlecht lebt, wenn man erst einmal die richtigen Leute kennt.

Als Baudezernent, inzwischen glücklich befördert, muss er nur hin und wieder wegschauen, einfach nichts tun. Dann läuft alles prima. Bis sich eine junge Staatsanwältin, neu in der Stadt und als Frau mit den eingespielten Seilschaften wenig vertraut, an seine Fersen heftet. Da muss sich DiCarlo doch entscheiden, auf welcher Seite er stehen will: „Bei denen, die machen, was sie wollen oder bei denen, die wollen, was sie machen.“

Treffend besetzt bis in die kleinste Rolle

Inszeniert hat die wunderbar bissige Komödie der Grimme-Preisträger Richard Huber („Club der roten Bänder“, „Danny Lowinski“) nach dem Drehbuch des mehrfach ausgezeichneten Autors Ralf Husmann („Stromberg“, „Dr. Psycho“). Das lohnt sich.

In echter „Schtonk!“-Manier bringen beide auf den wunden Punkt, wie echte Deals ablaufen. Glänzend gespielt und treffend besetzt bis in die kleinste Rolle, merkt man auch den Schauspielern an, welchen Spaß sie beim Dreh an den Originalorten hatten. Da stört es nicht, dass ihre Figuren allesamt stark überzeichnet sind. Verwunderlich ist höchstens, wie offen die verballhornten Namen zu rekonstruieren und tatsächlichen Personen zuzuordnen sind.

Im Anschluss folgt mit „Der Milliarden-Maurer vom Rhein“ eine Dokumentation über die Hintergründe des tatsächlichen Skandals, mit dem u.a. der ehemalige Maurerpolier Josef Esch, Karstadt-Manager Thomas Middelhoff, Quelle-Erbin Schickedanz und die Privatbank Salomon Oppenheim & Cie vor zehn Jahren aufgeflogen waren. Und wirklich, in Wahrheit war alles viel schlimmer. Und vor allem: Noch nicht einmal halb so lustig.

• ARD, Mittwoch, 11. Dezember, 20.15 Uhr