Erfurt. Al di Meola, John McLaughlin und Paco de Lucia erweitern ihr berühmtes Album, der Titel: „Saturday Night in San Francisco“.

Einem Meisterwerk nach Jahren oder gar Jahrzehnten etwas hinzuzufügen, schwebt immer im Risiko, den Legendenstatus zu beschädigen. Im Fall von „Saturday Night in San Francisco”, das auf Vinyl, CD und digitalen Kanälen erscheint, muss man sich allerdings keine Sorgen machen. Das Album ist die Aufzeichnung eines Konzertes der drei Gitarristen Al di Meola, John McLaughlin und Paco de Lucia am 6. Dezember 1980 im Warfield Theatre von San Francisco.

Der Auftritt fand am selben Ort nur einen Tag nach der berühmten Freitagnacht statt, die vor gut vierzig Jahren bereits auf Platte gebannt wurde: „Friday Night in San Francisco“ zählt zu den erfolgreichsten Akustik-Alben aller Zeiten.

Der Nachschlag zum berühmten Auftritt gegen Ende einer zweimonatigen Tournee der drei Spezialisten auf sechs Saiten soll einem Zufallsfund im Archiv von Al di Meola geschuldet sein. Die Bänder lagerten angeblich vergessen in den Beständen, nun wurden sie unter Ägide von Di Meola klanglich poliert.

Sie spielen nicht gegen-, sondern miteinander

Die Setlist unterscheidet sich komplett vom Abend zuvor. Jeder der drei Musiker bekommt Raum für ein eigenes Stück, bei vier Tracks spielen alle zusammen. Was gleich ist: Die Fusion-Experten Di Meola und McLaughlin sowie Flamenco-Erneuerer De Lucia musizieren mit scheinbar grenzenloser oder besser Grenzen einreißender Spielfreude.

Im Begleitheft der Platte wird man nicht müde, sich gegenseitig zu loben – es soll trotzdem nicht immer einfach gewesen sein zwischen den drei Größen der Gitarrenwelt und doch trieben sie sich respektvoll, aber schonungslos zu Höchstleistungen. Auch das zeigt der Samstag: Hier spielten drei Könner aus verschiedenen musikalischen Welten nicht gegen-, sondern miteinander und wollten sich in ergänzender Manier übertrumpfen – ohne die anderen zu brüskieren. Gute Voraussetzungen für große Kunst.

Der Klang ist erstaunlich intensiv, es wirkt, als würde man mit auf der Bühne stehen. Soundingenieur Tim Pinch hatte 1980 gute Vorarbeit geleistet mit klaren und intensiven Mitschnitten. Das Publikum ist an beiden Abenden eine Bereicherung, wie die Beteiligten erzählen – auch für die Aufnahme. Die gekonnt aufs Band gebannte Begeisterung der Zuhörer ist wesentlicher Bestandteil des Hörvergnügens.

„Saturday Night…“ wird vermutlich nie den Status seines Vorgängers erreichen. Und doch gehören beide zusammen. Wie ein Doppelalbum, das so nie erschienen ist.