Organisierte Kriminalität

Italien: Letzter großer Mafia-Boss stirbt im Gefängnis

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Tod in der Gefängnisklinik: Mafiaboss Messina Denaro gestorben

Tod in der Gefängnisklinik: Mafiaboss Messina Denaro gestorben

Tod in der Gefängnisklinik: Mafiaboss Messina Denaro gestorben. Matteo Messina Denaro galt als letzter großer Boss der Cosa Nostra, bis er vor acht Monaten nach Jahrzehnten im Versteck verhaftet wurde. Auf sein Konto gingen viele Morde und andere brutale Verbrechen der Mafia. Nun ist er an den Folgen eines Krebsleidens gestorben.

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Berlin  Sein Leben bot Stoff für eine Netflix-Serie. Jahrelang versteckte sich Messina Denaro vor der Polizei. Nun erlag er einem Krebsleiden.

Er war einer der gefährlichsten und meist gesuchten Mafiosi Italiens: Messina Denaro, gefürchtet für seine Brutalität und Skrupellosigkeit, galt als einer der letzten "großen" Mafia-Bosse. Er war Vertrauter und dann Nachfolger der ehemaligen Paten Salvatore „Totò“ Riina und Bernardo Provenzano. Den brutalen und skrupellosen Riina nannte man den „Boss der Bosse“.

Denaro selbst beging oder organisierte den Ermittlungen zufolge Dutzende Morde - auch die Bombenanschläge auf die beiden Mafiajäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino 1992, die weltweit Schlagzeilen machte. Damals starben auch mehrere Leibwächter und andere Begleiter. Auch die Entführung des kleinen Giuseppe Di Matteo 1993 soll er mitgeplant haben: Der Junge wurde verschleppt, damit sein Vater nicht vor Gericht aussagt. Nach 779 Tagen erdrosselten ihn die Mafiosi kurz vor seinem 15. Geburtstag und lösten den Leichnam in Säure auf.

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Denaro wurde verhaftet, als er sich behandeln lassen wollte

Die Hälfte seines 61 Jahre währenden Lebens verbrachte Denaro damit, sich vor der Polizei zu verstecken. Bis er vor acht Monaten, im Januar, doch gefunden und verhaftet wurde. Damals wollte er sich in Palermo unter falschem Namen in einer Privatklinik behandeln lassen. Ein Geständnis legte er nie ab. Aus einem Verhör wurde er mit den Worten zitiert: "Ich will nicht auf Superman machen oder arrogant klingen. Ihr habt mich erwischt, weil ich krank bin." Zu einem Prozess kam es nicht mehr.

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Denaro litt schon seit einiger Zeit an Darmkrebs. Während der Haftzeit musste sich Messina Denaro zwei Operationen unterziehen, zuletzt im August. Er bekam auch Chemotherapie. In seinen letzten Stunden erhielt er nach Angaben der Ärzte nur noch schmerzlindernde Mittel. Nun erlag er in einer Gefängnisklinik der mittelitalienischen Stadt L'Aquila den Folgen seiner Erkrankung, wie die Nachrichtenagentur Ansa in der Nacht zum Montag berichtete.

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Die letzten Tage lag der Mafia-Boss im Koma

Denaros Gesundheitszustand hatte sich in den vergangenen Tagen drastisch verschlechtert. Am Freitagabend gaben die behandelnden Ärzte bekannt, dass der vielfache Mörder in ein Koma gefallen sei, aus dem er nicht mehr aufwachen werde. Auf seinen eigenen Wunsch seien lebenserhaltende Maßnahmen eingestellt worden. Angehörige durften von Messina Denaro Abschied nehmen. In den letzten Stunden war nach Medienberichten seine Tochter bei ihm, die während seiner Jahre im Versteck geboren wurde. (tok/dpa)