Nach Hitzewelle

Waldbrände in Griechenland unter Kontrolle – Gefahr bleibt

Gerd Höhler
| Lesedauer: 4 Minuten
Verschnaufpause in Griechenland: Brände größtenteils unter Kontrolle

Verschnaufpause in Griechenland: Brände größtenteils unter Kontrolle

Verschnaufpause in Griechenland: Die Brände sind größtenteils unter Kontrolle gebracht. Die Brandgefahr bleibt jedoch groß. Es herrscht weiterhin höchste Alarmstufe.

Beschreibung anzeigen

Athen  Die Temperaturen in Griechenland sind zurückgegangen, die Winde haben abgeflaut. Die Waldbrandgefahr ist allerdings weiterhin hoch.

"Die Löschflugzeuge haben uns gerettet", sagt Giorgos Georgiopoulos, der Bürgermeister der Gemeinde Olympia. Am Samstag war unweit der Ortschaft im Westen der griechischen Halbinsel Peloponnes ein Feuer ausgebrochen. Glück im Unglück: Weil es in der Umgebung weitere Brände gab und dort mehrere Löschflugzeuge im Einsatz waren, konnten die Feuerwehren einige der "Wasserbomber" schnell nach Olympia umleiten und den Brand unter Kontrolle bringen.

"Das war unser Glück", sagte Bürgermeister Georgiopoulos am Sonntag im Sender Skai, "sonst hätten die Flammen binnen einer halben Stunde unseren Ort erreicht". In der antiken Stätte des alten Olympia, die unmittelbar an den Ort angrenzt, wurde das Feuerlöschsystem aktiviert. Es besteht aus einem weit verzweigten Rohrsystem und Sprinklern, die den gesamten Bereich im Brandfall mit Wasser besprühen. Es bewährte sich. Am Sonntag war das Feuer bei Olympia gelöscht.

Griechenland: Mehr als 60 Brände pro Tag ausgebrochen

Der Bürgermeister spekulierte über Brandstiftung als Ursache. Konkrete Anhaltspunkte gibt es dafür aber nicht. In den vergangenen zwei Wochen sind in Griechenland pro Tag durchschnittlich mehr als 60 Brände ausgebrochen. Vasilis Kikilias, der Minister für Klimakrise und Zivilschutz, sagte, in den meisten Fällen hätten "Menschen ihre Hände im Spiel", entweder durch "kriminelle Nachlässigkeit oder Absicht".

Brandstifter spekulieren darauf, dass eingeäscherte Flächen später zur Bebauung oder als landwirtschaftliche Anbaufläche freigegeben werden – auch wenn die Gesetze bestimmen, dass abgebrannte Wälder nicht als Bauland ausgewiesen werden dürfen, sondern unverzüglich wieder aufgeforstet werden müssen. In der Praxis ist das allerdings kaum möglich und geschieht auch in den meisten Fällen nicht.

Mehrere Menschen kamen durch Waldbrände ums Leben

Auch wenn Brandstiftung in manchen Fällen im Spiel sein mag, gehen Experten davon aus, dass die meisten Brände durch Unachtsamkeit entstehen. Griechenland erlebte in den vergangenen drei Wochen die längste Hitzewelle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, mit Temperaturen von bis zu 47 Grad. Die Vegetation ist ausgedörrt. Wenn dann auch noch Wind weht, kann schon ein achtlos weggeworfener Zigarettenstummel oder der Funkenflug eines Holzkohlegrills einen Brand auslösen, der schnell außer Kontrolle gerät.

Bei den Bränden in Griechenland kamen in den vergangenen Wochen drei Einwohner ums Leben. Sie hatten Evakuierungsanweisungen missachtet. Zwei Piloten starben beim Absturz eines Löschflugzeuges.

Waldbrände: Knapp 15 Prozent der Fläche auf Rhodos verbrannt

Auf der Ferieninsel Rhodos, wo über eine Woche lang heftige Feuerstürme tobten, konnten die Brände am Wochenende vollständig gelöscht werden. Der auf Rhodos ausgerufene Notstand wurde aufgehoben. Reiseveranstalter fliegen wieder Touristinnen und Touristen auf die Insel. Ohnehin waren von den Feuern 90 Prozent der Hotels und Ferienanlagen im Norden und Westen der Insel nicht betroffen.

Die Bilanz ist aber verheerend. Das zeigen Auswertungen von Satellitenbildern. Danach sind 296,6 Quadratkilometer Wald, Buschland und landwirtschaftliche Anbauflächen abgebrannt. Das entspricht 14,7 Prozent der gesamten Fläche der Insel. Mehr als 50.000 Olivenbäume und tausende Bienenvölker wurden vernichtet. 23 Quadratkilometer der eingeäscherten Gebiete entfallen auf ausgewiesene Natur- und Tierschutzgebiete. Unzählige Wildtiere verendeten in den Flammen, darunter zahlreiche der in Rhodos heimischen Hirsche und Rehe.

Mehr zum Thema: Nicht nur der Klimawandel – Das begünstigt Feuer in Südeuropa

Trotz sinkender Temperaturen: Brandgefahr in Griechenland weiter hoch

In Griechenland sind im Juli nach Berechnungen des europäischen Erdbeobachtungssystems Copernicus rund 500 Quadratkilometer abgebrannt – so viel, wie sonst in einem ganzen Jahr. Auch andere Mittelmeerländer kämpfen mit Hitze und Bränden. Auf der italienischen Insel Sardinien wurde am 24. Juli ein neuer Hitzerekord für Europa gemessen: 48,2 Grad.

Nach der Hitzewelle der zweiten Juli-Hälfte gingen die Temperaturen in Griechenland am Wochenende auf die für die diese Jahreszeit üblichen 35 bis 36 Grad zurück. Die Feuergefahr bleibt aber groß. Im August wehen in vielen Teilen Griechenlands die Meltemia, starke bis stürmische Nordwinde. Sie können auch kleine Brandherde in kurzer Zeit zu riesigen Feuerstürmen anfachen.

Ebenfalls interessant: Feuer auf Rhodos – So erlebte deutsche Familie die Brände