Houston/Berlin. Vor 50 Jahren landet der Mensch zum ersten Mal auf dem Mond. Mehr als 500 Millionen Zuschauer sitzen am 20. Juli 1969 vor dem Fernseher. Sie aller erleben Pannen und einen poetischen Moment.

13,5 Tonnen Treibstoff verbrennen pro Sekunde kontrolliert hinter den Rücken von Michael Collins, Buzz Aldrin und Neil Armstrong. Es ist Mittwoch, 16. Juli 1969, 9.32 Uhr Ortszeit auf Cape Kennedy. Eine 110 Meter hohe Saturn-V-Rakete mitsamt den drei US-Astronauten und dem Raumschiff „Columbia“ schiebt sich dröhnend in den Himmel über Florida. Tausende Zuschauer jubeln.

Die Mission „Apollo 11“, die erstmals Menschen auf den Mond bringen soll, legt einen Bilderbuchstart hin. Doch bis zu Armstrongs berühmtem kleinen Schritt ist es noch ein weiter Weg – 384.000 Kilometer bis zum Mond.

Die Landefähre „Eagle“ – das „fliegende Bettgestell“

Nach knapp zwölf Minuten erreicht das Raumschiff dann den Erdorbit. Die Crew kümmert sich um kleinere Projekte. Gut gelaunt, so klingt es im Funkverkehr, bereitet sie die Annäherung an den Mond vor. Nennenswerte Probleme gibt es nicht, die Astronauten können sogar bis zu zehn Stunden pro Nacht schlafen.

Am 19. Juli schwenkt das Raumschiff mit einem Bremsmanöver auf eine Umlaufbahn um den Mond ein. Einen Tag später, am 20. Juli, besteigen Armstrong und Aldrin die Landefähre „Eagle“, (zu Deutsch Adler) – Nasa-intern das „fliegende Bettgestell“ genannt. Es gibt keine Sitze. Die Astronauten müssen stehen und werden von Kabeln gehalten. Dann wird die „Eagle“ vom Mutterschiff abgekoppelt.

Collins wird auf einer Umlaufbahn etwa 111 Kilometer über dem Mond auf seine Kollegen warten. Er ist nah dran und doch weit weg. Während auf der Erde etwa 530 Millionen Menschen in 49 Ländern am Fernseher die Landung auf dem Mond verfolgen, muss sich Collins damit begnügen, dass ihm die Kontrolleure im texanischen Housten per Funk davon berichten. „Es ist wunderschön, Mike. Wirklich!“

Zahlen und Fakten zur Mondlandung

  • Die Mondlandung war Teil des Apollo-Programms (1961–1972), das etwa 400.000 Menschen beschäftigte. Die 17 Missionen sollen etwa 150 Milliarden Dollar gekostet haben.
  • Etwa 1000 Dinge hat die Menschheit auf dem Mond zurückgelassen: etwa eine Diskette mit Botschaften von der Erde, Golfbälle, eine Bibel, die Feder eines Falken sowie 100 Banknoten.
  • Seit der Mondlandung steht deutsche Hochtechnologie auf dem Mond. Ein koffergroßer Laserreflektor aus Quarzglas, produziert vom hessischen Technologiekonzern Heraeus. Der funktioniert bis heute – und dient unter anderem dazu, die Entfernung zwischen Erde und Mond genau zu bestimmen.
  • An einem Touristenflug zum Mond wären in Deutschland – selbst wenn das für sie gut bezahlbar wäre – nur 26 Prozent der Bürger interessiert.

Der Fehler 1202 im Bordcomputer beim Anflug

Im Landeanflug gibt der Bordcomputer mehrfach Alarm. Er meldet Fehler 1202. Das Kontrollzen­trum gibt nach fieberhaften Beratungen Anweisung, die Fehlermeldungen zu ignorieren. Später stellt sich eine Überlastung als Ursache heraus. Während des gut zwölfminütigen Landemanövers funkt Armstrong: „Ziemlich felsige Gegend“. Der Autopilot lenkt die „Eagle“ auf einen Platz voller Geröll zu. Armstrong greift ein, korrigiert den Kurs und steuert einen ebenen Landeplatz in der Mondtiefebene Mare Tranquillitatis an, dem Meer der Ruhe.

Um 15.17 Uhr Ortszeit empfängt die Nasa in Houston die ersten Worte eines Menschen von der Oberfläche eines fremden Himmelskörpers: „Maschinen aus. Houston, hier ist Tranquility Base. Der Adler ist gelandet.“ Jubel auf der Erde. „Ihr habt ein paar Leute fast blau anlaufen lassen, wir atmen wieder“, funkt Mission Control zurück. In den ersten Stunden nach der Landung bereiten Armstrong und Aldrin zunächst die Rückkehr zum Mutterschiff vor, essen etwas und ruhen sich kurz aus.

„Ist das nicht was? Herrliche Sicht hier“

Der Astronaut Buzz Aldrin am 21. Juli 1969 auf der Mondoberfläche.
Der Astronaut Buzz Aldrin am 21. Juli 1969 auf der Mondoberfläche. © akg-images/NASA

Sechseinhalb Stunden nach der Landung auf dem Mond und fast 110 Stunden nach dem Abflug von der Erde öffnet Armstrong die Luke der „Eagle“. Die Oberfläche sei von einem feinen, geradezu puderhaften Material bedeckt, berichtet er von der Leiter aus. Schließlich setzt er an, von der letzten Stufe zu hopsen. Und dann der berühmte Satz: „That’s one small step for a man, one giant leap for mankind.“ Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.

Aldrin beobachtet die Szene aus der Landefähre. Knapp 20 Minuten später steigt auch er herunter. „Schöne Aussicht“, ist sein erster Eindruck. „Ist das nicht was? Herrliche Sicht hier“, stimmt Armstrong ihm zu. Schließlich hat auch Aldrin seinen poetischen Moment: „Herrliche Trostlosigkeit“.

Houston schaltet US-Präsident Richard Nixon auf den Mond durch. „Das muss einer historischste Anruf sein, der je aus dem Weißen Haus getätigt wurde“, sagt er und gratuliert den beiden Astronauten. Auch für den Fall eines Scheiterns von „Apollo 11“ hatte Nixon eine Rede vorbereitet. Sie hätte so begonnen: „Das Schicksal hat bestimmt, dass die Männer, die zum Mond flogen, um dort in Frieden zu forschen, auf dem Mond bleiben werden, um dort in Frieden zu ruhen.“

Die Astronauten aber leben und führen ein paar eher simple Experimente durch, rammen die US-Fahne in den Mondboden, hinterlassen eine Plakette und sammeln Gesteinsproben. Zweieinhalb Stunden nach Armstrongs Schritt auf den Mond sind beide Astronauten wieder in der Landefähre. Sie verstauen die Proben, werfen unnötig gewordene Ausrüstung aus der Kabine und versuchen schließlich etwas zu schlafen.

Von 110 Metern Rakete bleiben am Ende drei Meter übrig

Gut 21 Stunden und 30 Minuten nach ihrer Landung zünden die beiden die Aufstiegsstufe der „Eagle“ und verlassen den Mond. Zweieinhalb Stunden später dockt die Fähre wieder an der „Columbia“ an. Aldrin und Armstrong kommen mit den Proben an Bord. Danach wird die „Eagle“ abgedockt und zurückgelassen. Weitere rund sieben Stunden später zündet die „Columbia“ den Antrieb für den Rückflug zur Erde.

Am 24. Juli erreicht das Raumschiff die Erdumlaufbahn. Kurz darauf dockt die Crew das hintere, größere Servicemodul der „Columbia“ vom Kommandomodul ab. Von der 110 Meter hohen Rakete, mit der „Apollo 11“ startete, ist etwa 195 Stunden und 1,5 Millionen Kilometer später nur noch das gut drei Meter hohe und knapp vier Meter breite, konisch geformte Kommando-Modul übrig.

US-Präsident Nixon spricht mit Neil Armstrong, Micheal Collins und Buzz Aldrin (v. l.) Sie sind in Quarantäne.
US-Präsident Nixon spricht mit Neil Armstrong, Micheal Collins und Buzz Aldrin (v. l.) Sie sind in Quarantäne.

Darin dringen die Astronauten wieder in die Erdatmosphäre ein und landen im Pazifik. Der Flugzeugträger USS „Hornet“ ist 13 Meilen entfernt. Wieder jubelt Houston, als Armstrong sich aus der gelandeten Kapsel meldet. Dann wird diese geborgen. Es dauert lange. Collins sagt: „Dies ist Apollo 11. Sagen Sie allen, sie sollen sich Zeit nehmen. Uns geht es hier gut.“ Doch ihre Reise ist noch nicht zu Ende.

Nach der Bergung aus dem Wasser müssen Armstrong, Aldrin und Collins erst auf dem Flugzeugträger „Hornet“ und später in Houston in Quarantäne – aus Angst, sie hätten vom Mond vielleicht gefährliche Keime eingeschleppt. Für die Astronauten endet die Mission „Apollo 11“ erst knapp drei Wochen später.

„Der Mond ist das Testgelände, der Mars ist das Ziel“

„Wir gehen, wie wir kamen, und wenn Gott will, werden wir wiederkommen, mit Frieden und Hoffnung für die ganze Menschheit“ – diese Worte sagte der 2017 verstorbene US-Astronaut Gene Cernan, bevor er am 14. Dezember 1972 wieder vom Mond abhob. Er war der letzte von zwölf Menschen auf dem Erdtrabanten.

Der Mars, hier ist das Valles Marineris zu sehen, ist das nächste große Ziel der Raumfahrtbehörden.
Der Mars, hier ist das Valles Marineris zu sehen, ist das nächste große Ziel der Raumfahrtbehörden. © imago/Science Photo Library

Jetzt, zum 50. Jahrestag der ersten Mondlandung, ist der Mond wieder in Mode. Aber anders als vor 50 Jahren gibt es kein Wettrennen zweier Supermächte mehr. Viele Staaten und Firmen haben Luna im Blick – diesmal auch China, Indien, Israel, Japan, Südkorea und die europäische Raumfahrtagentur Esa. Und auch Deutschland scheint bereit: „Wir sind gerne bei einer internationalen Mondmission dabei“, sagte der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Thomas Jarzombek, vor wenigen Tagen.

Besonders ehrgeizig sind die Pläne der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Bis 2024 sollen wieder US-Astronauten auf dem Mond landen, darunter auch eine Frau. Erste Aufträge für unbemannte Mond-Lander hat die Nasa bereits vergeben. Privatunternehmen sollen die Vorhut bilden. Die Nasa sieht den Mond inzwischen vor allem als Zwischenstation auf dem Weg zum Mars. „Der Mond ist das Testgelände, der Mars ist das Ziel“, sagte Nasa-Chef Jim Bridenstine. Eine bemannte Landung auf dem Roten Planeten sei bis 2033 möglich, schätzt Bridenstine.

Neben den USA sind auch die Chinesen in ihren Plänen sehr konkret: Im Januar brachte China als erste Nation eine Sonde auf die erdabgewandte Seite des Mondes. Spätestens 2030 will die Volksrepublik dort einen Menschen landen lassen. Die Europäer hingegen denken vor allem im Verbund: Gemeinsam mit den Amerikanern und den Russen will Esa-Chef Jan Wörner ein „Moon Vil­lage“ errichten lassen, ein von Indus­trie, Raumfahrtagenturen und öffentlicher Hand geschaffenes Monddorf, in dem Roboter und Menschen arbeiten könnten.

  • Google hat zum 50. Jahrestag der „Apollo-11“-Mission eine sehenswerte Online-Ausstellung konzipiert: https://bit.ly/2O2y4h6