Kommentar

Putin und Kim: Gefährliche Waffenbrüderschaft der Diktatoren

Michael Backfisch
| Lesedauer: 2 Minuten
Kim und Putin besuchen Weltraumbahnhof

Kim und Putin besuchen Weltraumbahnhof

Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un ist auf dem Weltraumbahnhof Wostotschny im Osten Russlands eingetroffen. Dort wurde er von einem Minister begrüßt, bevor er mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammentraf. Putin verkündete russischen Nachrichtenagenturen zufolge, dass Russland Nordkorea beim Bau von Satelliten helfen werde.

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Berlin.  Kremlchef trifft Steinzeitsozialisten. Die sich abzeichnende Waffenbrüderschaft ist höchst gefährlich – nicht nur im Ukraine-Krieg.

Was für ein Abstieg! Wladimir Putin, Staatschef der ehemals stolzen Weltmacht Russland, trifft sich mit dem geächtetsten Führer der internationalen Politik, dem Steinzeitsozialisten Kim Jong-un aus Nordkorea. Dass Putin den Diktatoren-Gipfel mit viel Propaganda-Pomp im Weltraumbahnhof Wostotschny zelebriert, ist ein Armutszeugnis.

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Der Mann, der selbst in den sozialen Medien seines Landes zuweilen als „Bunker-Opa“ verspottet wird, hat diesen falschen Zauber bitter nötig. Von Macht-Paranoia zerfressen verbarrikadiert er sich im Kreml oder in seiner Moskauer Residenz. „Prigoschin ist überall“: Autokraten wittern an allen Ecken Umsturzversuche.

Putin ist der große Schattenmann auf der internationalen Bühne

Auf der internationalen Bühne ist Putin der große Schattenmann: Beim Brics-Spitzentreffen der aufstrebenden Schwellenländer war er nur per Video zugeschaltet. In der G20-Runde ließ es sich von Außenminister Sergej Lawrow vertreten.

Die Begegnung Putin – Kim ist ein Gipfeltreffen der internationalen Parias. Beide Länder sind hochgerüstet, innenpolitisch regiert eine maximale Repression. Der Kremlchef scheut sich nicht, Zehntausende Freiwillige mit viel Geld für den Ukraine-Krieg zu locken – „Kanonenfutter“ für eine der brutalsten Schlachten seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Kim hat sein Volk in eine Hungerkrise gestürzt, während er selbst im Luxus schwelgt.

Russland braucht dringend die knapper werdende Artilleriemunition aus Nordkorea

Beide Diktatoren kompensieren ihre fehlende innenpolitische Legitimation mit ungezügelter außenpolitischer Aggression. Sie werden zu Waffenbrüdern, die ihre spezifischen Mängel beim Militär gegenseitig ausgleichen wollen. Putin braucht dringend die knapper werdende Artilleriemunition für den Ukraine-Krieg, die Nordkorea seit Sowjetzeiten im Übermaß hat. Kim benötigt russische Technologie für sein Raketen- und Atomprogramm.

Das macht den nordkoreanischen Desperado-Diktator noch gefährlicher für die sensible Region im Pazifik. Diese ist bereits mit den geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA bereits mächtig aufgeladen.

Putin ist mehr denn je entschlossen, Allianzen mit Schurkenstaaten einzugehen

Mit dem sich abzeichnenden russisch-nordkoreanischen Waffendeal unterstreicht Putin, dass ihm völkerrechtliche Vereinbarungen völlig schnuppe sind. Im Jahr 2009 hat Russland die Resolution 1874 des UN-Sicherheitsrats mit unterschrieben, die den vorangegangenen Atomtest von Nordkorea verurteilt und das Waffenembargo gegen das Land verschärft.

Putin ist mehr denn je entschlossen, Allianzen mit Schurkenstaaten einzugehen: Fast täglich fliegen Shahed-Drohnen aus dem Iran gegen Ziele in der Ukraine. Bald dürften auch Artilleriegranaten zum Einsatz kommen. Putin geht mit der Abrissbirne gegen die Internationale Ordnung vor. Für ihn zählt nur das Recht des Stärkeren. Die Zeiten werden noch ungemütlicher.