Heiligenstadt. Ein großer Moment für Dingelstädter Kinder auf der Bühne des Eichsfelder Kulturhauses.

Es war Freitag gegen 11 Uhr, als die Crew von Musicalchristmas auf ihrer Tour durch Deutschland im Eichsfelder Kulturhaus in Heiligenstadt eintraf. Junge Künstler, die durch die Bank nur so von guter Laune und Freude sprühten, bereiteten sich auf die Show am Abend vor. Als sich die Türen des weihnachtlich geschmückten Kulturhauses für die Gäste öffneten, lud ein großer Schlitten im Vorraum des Hauses zum Spekulieren ein, ob es nicht an diesem heutigen 6. Dezember das Gefährt des Nikolaus ist, der, nachdem er den ganzen Tag die Stiefel der Kinder mit allerhand Leckereien gefüllt hatte, nun etwas Besonderes für die Erwachsenen bereithält.

Im voll besetzten Saal war die Vorfreude zu spüren. Die Künstler warteten nicht einmal das zweite und dritte Klingelzeichen des Hauses ab und stürmten förmlich auf die Bühne. Wer nur Weihnachten und Besinnlichkeit erwartet hatte, wurde im ersten Teil der Show mit den beliebtesten und bekanntesten Musical-Songs überrascht. Grandiose, emotionale Sternstunden aus „Evita“, „Elisabeth“, „Cats“, „Phantom der Oper“, „Les Miserables“ und vielen mehr präsentierte das internationale Ensemble hinreißend inszeniert und exzellent dargeboten. Wunderbare Stimmen, attraktive Akteure und ein farbenfrohes Bühnenbild luden zum Träumen und Genießen ein. Die Tänzer performten mit Witz und tänzerischem Können in bunten Kostümen und wirbelten nur so über die Bühne. Die gute Stimmung auf der Bühne übertrug sich auch auf die Gäste im Saal, die mit Applaus nicht geizten.

Besonderen Beifall erhielt die Amerikanerin Sashell Beck für ihren Part der Christine im „Phantom der Oper“, die elfenhaft mit stimmlicher Ausdruckskraft und Reinheit die hohen Töne präsentierte, dass man Angst haben musste, die Scheiben zerspringen. Für Gänsehautfeeling sorgte auch Gustav Jonsson Länne aus Schweden mit dem Musicalausschnitt des Jean Valjean aus „Les Miserables“. Die Titel von Abba und Udo Jürgens waren die besondere Spezialität von Annika Henz aus Berlin, die mit Witz und Stimme zeigte, wie viel Spaß sie am Singen hat. Andrea Scibilia aus Italien zeigte nicht nur beim Singen, auch beim Tanzen sein italienisches Temperament.

Eichsfelder Kinder auf großer Bühne

Als sich nach der Pause, die die meisten Gäste für ein Gläschen Sekt genutzt hatten, der Vorhang öffnete und eine weihnachtliche Kulisse mit Kaminfeuer, Weihnachtsbaum und Geschenken den zweiten Teil der Show einläutete, wurde es weihnachtlich feierlich. Viele bekannte deutsche Weihnachtslieder erklangen. Dann kam die größte Überraschung des Abends: Kinder mit roten Weihnachtsmützen stürmten auf die Bühne. Es waren die Kinder des Kinderchors St. Gertrud aus Dingelstädt unter der Leitung von Jana Bodenberger. Ihr größter Traum war es, einmal im Rampenlicht zu stehen und vor einem großen Publikum zu singen. Das Unternehmen Reset Production aus Gera hatte Anfang Oktober dazu aufgerufen, dass sich Kinderchöre aus dem Eichsfeld für einen Gastauftritt in der Musical-Show bewerben. Jana ergriff die Chance und bewarb sich mit ihren kleinen Sängern. Mit ihrem Demo-Video konnten sie die Veranstalter überzeugen und wurden ausgewählt, mit dem Musical-Ensemble live zu singen und zum ersten Mal Theater-Bühnenluft zu schnuppern.

Da nicht für jeden ein Mikrofon zur Verfügung stand, hielten die Musicalstars den Kindern ihre Mikrofone vor den Mund. Selbstbewusst und ohne Scheu sangen die Kinder aus Leibeskräften den beliebten Weihnachtsklassiker von Rolf Zuckowski „In der Weihnachtsbäckerei“. Als das Publikum begeistert applaudierte, sah man den Stolz in den Augen der Kinder. Das war sicher nicht ihr letzter Auftritt auf der Bühne der Kreisstadt. Es folgten Weihnachtslieder aus aller Welt. Bei dem Lied „Have Yourself a Merry Little Christmas“ musste man sich Augen und Ohren reiben, denn Mae Ann Jorolan aus der Schweiz sah ihr nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sie präsentierte diesen Song auch genauso wie Whitney Houston. Als Noah Newton aus New York amerikanische Weihnachtslieder mit feuchten Augen sang, war zu spüren, wie sehr ihn diese Lieder mit seinem Zuhause verbinden.

Am Ende der Show gab es frenetischen Jubel und nicht enden wollende Rufe nach Zugabe. Alle gemeinsam sangen zum Schluss: „Stille Nacht, heilige Nacht“ und forderten das Publikum auf, mitzusingen. Sicher ist der Abschluss auf der Tournee durch Deutschland für das internationale Musical-Ensemble ein emotionaler Höhepunkt, wenn der ganze Saal wie aus einer Kehle singt.

Im Eichsfeld gibt es aber eine Besonderheit. Einige Gäste murmelten leise in den Reihen: „Das Lied singen wir erst zu Weihnachten“. Ein Teil der Zuschauer sang aus vollem Herzen mit, aber andere hoben sich dieses Lied aus alter Tradition für den Heiligen Abend auf. Beim Verlassen des Saales verlautbarten mehrere Gäste, dass sie nicht mitgesungen haben. Hoffentlich verstehen die Künstler, dass das keinerlei Missbilligung und Unhöflichkeit ist, sondern über Generationen erhaltene christliche Tradition.