Erfurt. Mehr Raum für den Radverkehr. Bei der Demo am Samstag schafft ihn die Polizei. Doch die Teilnehmer kämpfen für andere Lösungen.
Mehrere hundert Fahrräder – von 12 bis 28 Zoll Rädergröße – rollen am Samstagnachmittag durch die Stadt. Die Kinder und Erwachsene, die in die Pedale treten, folgen dem Aufruf zu den Kidical-Mass-Aktionstagen, die weltweit stattfinden.
So viel Platz, wie auf den durch die Polizei frei gehaltenen Straßen, mögen vor allem Kindern im Straßenverkehr eingeräumt werden, so das Ziel der Organisatoren. Um eben sichere Alternativen zum Autoverkehr in der Stadt zu haben.
Forderung nach Tempolimits in der Stadt und vor Schulen
Tanja Ernst-Adams, Erfurter Vorsitzende des Radfahrerclubs ADFC, umriss beim Start vor der Staatskanzlei kurz diese Ziele. Explizit nennt sie die Trennung von Auto- und Radverkehr, ein Tempolimit innerorts von 30 km/h und 20 km/h vor Schulen und Kindergärten. Um letzte Einrichtungen mit einem sicheren Umfeld auszustatten, müsse man auch über Schulstraßen reden. „Aber hier ist Erfurt noch ein bisschen weit weg.“
Die Rad-Demo durch die Stadt entwickelt sich zu einer anspruchsvollen Runde. „Durch das Löbertor auf den Ring können wir leider nicht“, sagt Ernst-Adams zur Route, „da wird gerade ein Parkhaus auf den Radweg gebaut.“ So nimmt der Pulk einen Schlenker durch den Fischersand und die Lutherstraße, um am Karl-Marx-Platz auf den Ring zu stoßen.
Polizei schafft an diesem Nachmittag Raum für Radfahrer
Stationen sind dann Punkte, die in den vergangenen Monaten im Zuge der Radverkehrsdebatte in der Stadt bereits Thema waren. So rollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den Ring, wo ihnen in der Gegenrichtung eine Harley-Davidson-Gang entgegenkommt. Es geht auf das Promenadendeck, das auf der Ostseite inzwischen eine Durchfahrt und abgeflachte Bordsteine hat.
Als weitere Attraktion kündigt die Mitorganisatorin die Meienbergstraße an. „Die ist erst seit kurzem in beide Richtungen freigegeben, das lassen wir uns nicht entgehen.“ Durch die Marktstraße führt die Route dann zum Theater.
Ganze Familien beteiligen sich an der rollende Demonstration
„Bei einer Kidical Mass können viele Kinder zum ersten Mal erleben, wie viel Platz die Straßen eigentlich bieten könnten und wie wenig Raum ihnen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Roller zur Verfügung steht“, sagte vorab auch Frieda Nagler, Co-Vorsitzende des ADFC Thüringen, zur Motivation, die Familien mal zu einer Raddemo sprichwörtlich auf die Straße zu kriegen.
Dieser Wunsch wird an diesem Samstag tatsächlich in gewisser Hinsicht wahr. So haben die jüngsten Mädchen und Jungen direkt hinter dem ersten Polizeiauto zu einem munteren Pulk zusammengefunden und haben so etwas wie Friedensfahrt-Feeling – wenn sie denn wüssten was das ist.