Gera. Rainer Karlsch referiert in der Stadt- und Regionalbibliothek Gera.
Rainer Karlsch, einer der besten Kenner der Geschichte des Uranbergbaus im Erzgebirge und Ostthüringen, gastiert am kommenden Donnerstag, 23. November, um 17 Uhr in der Stadt- und Regionalbibliothek Gera. Er lädt Interessierte zu seinem Vortrag „Oppenheimer und der Beginn des Wettrüstens – Uran für die sowjetische Atombombe“ ein. .
Rainer Karlsch studierte Wirtschaftsgeschichte und hat promoviert. Er ist Autor zahlreicher Bücher wie „Uran für Moskau“ und „Uranbergbau im Kalten Krieg“. In seinem Vortrag wird er auf die Entstehung der Wismut und ihren wesentlichen Beitrag zur Brechung des amerikanischen Atombomben-Monopols eingehen, so dass die Physiker um Kurtschatow 1949 die erste sowjetische Bombe zünden konnten. Leider führte dieses „atomare Patt“ nicht zum Ende des Wettrüstens, worum bereits Oppenheimer vergeblich kämpfte: „Für unsere Spezies wären „Fürsorge und Schonung“ das richtige Mittel. Voraussetzung dafür ist Frieden. Krieg …heißt Fortsetzung und Beschleunigung jener unfassbar brutalen Destruktion von Biografien, Familien und Landschaft…“
Thema Uranabbau literarisch verarbeitet
Der große Lyriker und Erzähler Lutz Seiler, geb. 1963 in Gera, wurde kürzlich mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet. In seiner Dankesrede ging er auf die Kindheit ein, geprägt durch den Uranabbau in Ostthüringen. Über seinen Großvater, „verkümmert am strahlenden Staub in seinen Lungen“, schreibt er in pech&blende: „er hatte die halden bestiegen, die bergwelt gekannt, die raupenfahrt, das wasser, den schnaps. so rutschte er heimwärts, erfinder des abraums, wir hören es ticken, es ist die uhr, es ist sein geiger zähler herz.“
Die Geraer Autorin Annerose Kirchner dokumentiert in „Spurlos verschwunden“ im Detail Dörfer wie Culmitzsch als Opfer des Uranabbaus. Seiler erwähnt auch den „Vater der Atombombe“ Robert Oppenheimer, bekannt durch den gleichnamigen Erfolgsfilm. Die Ostdeutschen dachten eher an Berija und Molotow, die im Zerrspiegel eines „Manhattan-Projektes“ den Geheimbund der Sowjetisch-Deutschen Wismut AG kommandierten wie eine Untergrundarmee, die mit zügelloser Brutalität bis 1990 im „Kampf für den Frieden“ über 200.000 Tonnen Uran der Erde entriss: „Eine Welt aus Zwang, diese ganze politische Welt- Uran, Pechblende, Isotop 235! Weltabweisende Neurose!“
Vortrag: Rainer Karlsch: Oppenheimer und der Beginn des Wettrüstens – Uran für die sowjetische Atombombe. Donnerstag, 23. November, 17 Uhr, Stadt- und Regionalbibliothek Gera