Thomas Beier zum Abbau der Orgel im Jenaer Volkshaus.

Die Nachrichten aus dem Volkshaus waren am Wochenende das Thema an den Kultur- Stammtischen. Die Sauer-Orgel mit ihren 4800 Pfeifen soll abgerissen werden, weil die Sanierung zu teuer ist und der Raumgewinn den Klang unserer Philharmonie weiter verbessern könnte (wir berichteten).

Das ist natürlich ein Paukenschlag, denn die Orgel (Baujahr 1987 für 1,7 Millionen DDR-Mark) gilt als eine der größten Orgeln Thüringens und ihr Kurator, der Organist Hartmut Haupt, ist gerade erst im Sommer verstorben. Und hatte die Ernst-Abbe-Stiftung dem ehemaligen Jenaer OB Albrecht Schröter nicht zugesagt, wenn die Stadt ihren Mietvertrag fürs Volkshaus verlängert, wird die Orgel gerettet?

Freilich haben Jenakultur und Abbe-Stiftung gute rationale Gründe für die Verschrottung. Doch es bleiben Fragen offen, denn seit Jahren war das Instrument vernachlässigt worden, fehlte schlichtweg das Geld für eine Generalüberholung und ein Freipusten der Pfeifen, in denen sich nun offenbar zusätzlicher Staub angesammelt hat.

Leider gibt es in Jena weitere Beispiele von „auf Verschleiß fahren“. Etwa im Stadion mit den bekannten 52-Millionen-Euro-Folgen. All dies wird vom Freistaat Thüringen durch seine Fördergeldpolitik unterstützt und flankiert. Für Neubau gibt es Geld, für Sanierung oder Werterhalt kaum. Dabei gehört die Orgel zur Seele des Volkshauses. Sie ist ein Kulturgut. Und mehr noch: Die Unesco hat Orgelbau und Orgelmusik zum Weltkulturerbe erklärt. Da verbietet sich ein sang- und klangloser Abgang.