Pfarrerin Kathrin Skriewe ist Seelsorgerin im Gesprächsladen in Mühlhausens Linsenstraße. Sie geht der Frage nach: Wie kommen sie durch die Fastenzeit?
Die vierte Fastenwoche. Wir sind in der Halbzeit bis Ostern.
Hatten Sie sich was vorgenommen für die Fastenzeit? Weniger von diesem oder jenem oder, so wie ich, eher mehr? Ich mache täglich meinen Fastenzeitsport, ganz bewusst und heldenhaft natürlich!
Na ja, ich hab’s auch schon vergessen, erfolgreich verdrängt oder habe unlustig auf der Matte gelegen… Ich bevorzuge als Frühsport eindeutig den Schlummer-Tasten-Marathon.
Und Sie?
Doch Schokolade genascht, Alkohol getrunken, den Burger verdrückt, über den Kuchen hergefallen?
Warum tun wir uns das eigentlich an. Es ist doch wie mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr: Einfach mal verzichten auf zu liebgewordene Untugenden und es nach und nach erfolgreich wieder vergessen.
Nicht ganz: Fastenzeit bedeutet mehr. Für Christinnen und Christen ist es die innere und äußere Vorbereitung auf das Osterfest mit dem Sterben von Jesus von Nazareth und seiner Auferstehung als Christus am Ostersonntag. Mitten im Alltag ist es eine Mir-bewusst-werden-Zeit, eine Gott-erspüren-Suche, eine Mitmensch- und Mitgeschöpf-nah-sein-Zeit. Ein Fastenvorhaben kann dabei helfen.
Mein Fastenkalender auf dem Küchentisch leuchtet mir jeden Morgen einige Worte entgegen. Das Motto der Fastenaktion ist dieses Jahr „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“.
Jetzt, in der vierten Fastenwoche, geht es um das Selbst-Leuchten. „Ihr seid das Licht der Welt“, sagt Jesus. Der eigenen Schönheit, Begabung, Lebensfreude, Gottgewolltheit eine Chance geben. Also: Lassen wir unser Licht leuchten! Das brauchen wir gerade so nötig, um der Verzagtheit entgegenzutreten.
Wenn Ihnen das so gar nicht gelingen will, wünsche ich Ihnen Menschen, die Sie anstrahlen.
Und was ist nun mit den guten Fastenvorsätzen? Bitte einfach weitermachen oder wieder neu bewusst anfangen als Ihre persönliche Fastenzeit. Und wenn Sie der Kuchen mal verlockt, dann laden Sie wenigstens Ihre Nachbarin dazu ein.
Ich gehe jetzt zu meiner Gymnastikmatte und nutze die Zeit meiner selbst bewusst und Gott geschenkt. Und ab und zu gönne ich mir trotzdem den Spruch: „Auf dem Boden sitzen, Kaffee trinken und dabei ins Leere starren – das ist auch Yoga“.