Axel Lukacsek über die die Corona-Auswirkungen auf den Radsport.

Die kleine Dauphine-Rundfahrt im Süden Frankreichs war für viele Radprofis dieser Welt schon immer ein letzter Test auf dem Weg zur Tour de France. Aber zum Üben gab es in der Vergangenheit auch andere Rennen. In diesem Jahr ist das anders. Die wegen der Corona-Krise auf fünf Etappen geschrumpfte Veranstaltung ist nicht nur die einzige Gelegenheit, die sportliche Generalprobe zu vollziehen. Die gleichen Ausrichter, die am 29. August in Nizza auch die berühmte Tour auf die dreiwöchige Reise schicken, müssen einen Stresstest bestehen.

Die große Frage lautet weniger, wer nach den fünf Bergetappen in der Ergebnisliste oben steht. Tour-Boss Christian Prudhomme wird – sozusagen am lebenden Objekt – begutachten können, ob sein auf die große Frankreich-Rundfahrt zugeschnittenes Konzept in der Realität tatsächlich bewährt.

Die Einschränkungen nämlich sind enorm. Tausende radsport-verrückter Fans an den Straßen, das wird es diesmal nicht geben. Die Zahl ist auf 5000 im Start- und Zielbereich limitiert. Schnell vor dem Start ein Autogramm holen oder vor dem Hotel noch ein Selfie schießen, all das war einmal.

Der Vorteil des Radsports ist es ja normalerweise, dass er sich quer durch Stadt und Land allen Menschen präsentieren kann. In Zeiten der Corona-Krise ist das aber ein Hindernis. Ein Fußballstadion ist ein vergleichsweise überschaubarer Ort. Insofern bleibt den Tour-Organisatoren nichts übrig, ihr Konzept nach der Dauphine-Rundfahrt neu zu justieren, sofern es nötig ist. Vor allem aber ist die Vernunft der Radsportfans gefragt, damit Frankreichs Radsport-Heiligtum von den Behörden nicht die rote Karte sieht.