Leipzig. Tim Peter hofft an diesem Wochenende auf seine ersten Einsätze in der Volleyball-Nationalmannschaft.

Er ist Reisender, Beobachter, aber noch kein Debütant: Tim Peter hat es vorerst geschafft. Für die Volleyball Nations League wurde der Außenangreifer in Diensten des Bundesligisten WWK Volleys Herrsching von Volleyball-Bundestrainer Andrea Giani erstmals in den Nationalkader berufen. „Die Einladung kam etwa zwei Wochen nach der Saison per E-Mail. Ich habe mich natürlich sehr gefreut und gleich zugesagt. Anderthalb Wochen später war ich schon im Trainingslager in Kienbaum“, berichtet der 21-Jährige, der beim SVC Nordhausen das Volleyball-Abc erlernte. Er ist nach dem Geraer Linus Weber der zweite Thüringer, der aktuell im Nationalkader steht.

Erwartet hatte Peter die Einladung nicht. Gerade nach einer Saison, die von einigen Verletzungen geprägt war. Die Schulter des fast zwei Meter großen Außenangreifers bereitete Probleme. „Wenn ich gespielt habe, dann habe ich mich echt steigern und die Leistung bringen können. Angesichts der Verletzungsgeschichte war ich umso glücklicher, die Einladung bekommen zu haben.“ Nun ist Peter seit einigen Wochen schon mittendrin. Mittendrin im Turnier- und Reisestress. Er fühlt sich überwältigt und saugt das Erlebte mit den Augen förmlich auf. „Die Vorbereitung war ex-trem hilfreich. Wir haben gut trainiert. Für mich sind es unvergessliche Eindrücke, mit der Mannschaft zu trainieren, mit ihr unterwegs zu sein und zu sehen, was in den Städten für solch ein Turnier alles auf die Beine gestellt wird.“

Zum Auftakt der Nations League ging es nach Jiangmen (China), Peter schnupperte erstmals Nationalmannschaftsluft. Allerdings nicht auf seiner angestammten Position als Außenangreifer, sondern als Libero – wie auf der gesamten Tour. Keine leichte Aufgabe, aber eine, die ihn herausfordert und die er mutig angeht. „Das ist schon eine große Umstellung, weil ich doch auch als Außenangreifer nominiert wurde und quasi nicht als Libero auf die Liberoposition rutsche, sondern doch als Außenangreifer eher von anderen Außenangreifern verdrängt werde. Die größte Hürde für mich, die Sachen, die ein Libero zu tun hat, auch wirklich umzusetzen, gut zu machen und dort 100 Prozent zu zeigen.“

Bisher durfte er sich auf der neuen Position noch nicht beweisen. Weder bei den Turnierspielen in Jiangmen, in Cannes (Frankreich) noch in Cuiaba (Brasilien). „Ich weiß, ich gehöre zu den Jüngeren im Team und habe auch das Niveau der anderen Spieler noch nicht. Das ist aber das, wo ich hin möchte.“ Peter ist geduldig und sieht die Ersatzbank als zusätzliche Motivation. Schließlich kann es jederzeit passieren, dass er von Bundestrainer Giani das „Go“ erhält. Und dann muss er bereit sein. Ob er auf dem Feld steht, erfährt er entweder bei der Videoanalyse im Hotel oder in der Kabine. „Die finale Ansage, wer spielt, kommt meist in der letzten Besprechung. Das ist ungefähr eine Stunde vor dem Spiel“, erklärt Peter und sieht die kurze Zeit zwischen Nennung und Spielbeginn nicht als problematisch an. „Es wollen alle spielen. Da macht es keinen Unterschied, wenn der dort nennt. Alle sind auf das Spiel eingestellt und motiviert.“

Bisher hat Peter mit den Augen gesehen und gelernt. Das Debüt wäre der finale Schritt. Noch muss er sich gedulden. Aber vielleicht klappt es in Leipzig mit einem Kurzeinsatz. Vor heimischer Kulisse geht für die DVV-Männer an diesem Wochenende die Nations League zu Ende. Nach zwei Siegen und zwölf Spielen ist das Finale nicht mehr zu erreichen. Die Finalrunde war das erklärte Ziel des Teams. „Niemand ist zufrieden mit dem Ergebnis, das wir jetzt haben. Aber wir haben auch gute Spiele abgeliefert“, sagt Peter. Dass es nicht zu mehr gereicht hat, hatte sich schon zum Auftakt angedeutet und zog sich weiter wie ein roter Faden durch die Turnierwochen. „Wir haben in China zwei Spiele ganz knapp abgegeben. Das war schon ärgerlich. Uns hat die Konstanz gefehlt“, sagt Peter, der weitere Mankos in der Chancenverwertung und im Angriff sah.

Beim finalen Vorrundenturnier geht es heute gegen Weltmeister Polen (17.30 Uhr) und Olympia-Gastgeber Japan (Sonntag 14 Uhr). Eine interessante Mischung. Das Team will sich mit vernünftigen Leistungen und drei Siegen vor den eigenen Fans verabschieden. Unter ihnen, die Familie von Peter. „Ich freue mich sehr, dass meine Familie am Samstag zum Spiel kommt. Während des Spiels schaue ich nicht auf die Tribüne. Ich weiß, dass sie da sind, und das habe ich im Hinterkopf. Das hilft einem natürlich und gibt Selbstvertrauen.“ Noch mehr, wenn aus dem Reisenden und Beobachter vielleicht schon bald ein Debütant wird.