Berlin. Ägypten und Katar haben der Terrororganisation ein Angebot unterbreitet – die stimmt zu. Derweil rückt Israel auf Rafah vor.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben auf palästinensischer Seite des Grenzübergangs Rafah im Süden des Gazastreifens die Kontrolle übernommen. Israelische Truppen seien im Osten von Rafah im Einsatz und der Rafah-Grenzübergang nach Ägypten sei auf der palästinensischen Seite unter „operativer israelischer Kontrolle“, teilte ein ranghoher israelischer Militär am Dienstag mit. Die meisten Zivilisten und Vertreter internationaler Hilfsorganisationen hätten nach Evakuierungsaufrufen der Armee am Montag das Gebiet bereits verlassen.

Es handele sich um einen „präzise Anti-Terror-Einsatz in sehr begrenztem Umfang“, betonte der Militär. Spezialtruppen durchsuchten den Rafah-Übergang nach Terroristen. Es gebe Hinweise darauf, dass die Hamas die Gaza-Seite des Übergangs für Terrorzwecke missbraucht habe. Aus dem Gebiet hätten Mitglieder des militärischen Hamas-Arms am Sonntag Raketen auf den israelischen Grenzübergang Kerem Schalom abgefeuert. Dabei waren vier israelische Soldaten getötet worden. Der Grenzübergang für humanitäre Hilfsgüter sei nach dem Angriff weiterhin geschlossen, man wolle ihn jedoch so schnell wie möglich wieder öffnen.

Die islamistische Hamas hatte zuvor nach eigenen Angaben einem von den Vermittlern Ägypten und Katar unterbreiteten Vorschlag für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zugestimmt. Das teilte die Organisation am Montagabend mit. Wie der Vorschlag genau aussieht, ist noch unklar. Zuletzt wurde über mehrere Teil-Schritte gesprochen, etwa die Freilassung von Geiseln im Gegenzug für Truppenabzüge der israelischen Armee.

Gaza-Konflikt: Details zum Hamas-Deal

Israel behandelt den Vorschlag mit Vorsicht. Einige Regierungsmitglieder halten die Zustimmung der Hamas zu einer Waffenruhe für einen Trick, um Zeit zu gewinnen und den Vorstoß der israelischen Armee in Rafah noch zu verhindern. Zwischenzeitlich hieß es, die Regierung prüfe nun den Vorschlag. Obwohl dieser weit von den notwendigen Forderungen Israels entfernt sei, „wird Israel gleichzeitig eine Delegation zu den Vermittlern schicken, um die Möglichkeiten einer Einigung unter für Israel akzeptablen Bedingungen auszuschöpfen“, teilte der israelische Präsident Benjamin Netanjahu über X (ehemals Twitter) mit.

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Die Nachrichtenagentur Reuters hat Details des Vorschlages veröffentlicht. Demnach habe er sich in drei Phasen aufgeteilt: Die erste Phase hätte eine 42 Tage andauernde Feuerpause und die Freilassung von 33 israelischen Geiseln im Austausch für die Freilassung palästinensischer Inhaftierter umfasst. Auch die israelischen Truppen hätten sich dem Vorschlag zufolge teilweise aus Gaza zurückziehen müssen.

In Phase zwei sollte demnach eine weitere Feuerpause in gleicher Länge und den vollständigen Rückzug israelischer Soldaten aus Gaza stattfinden, sowie ein weiterer Gefangenaustausch. In der dritten Phase hätte es einen weiteren Austausch gegeben und die „Durchführung des Wiederaufbaus nach dem von Katar, Ägypten und den Vereinten Nationen überwachten Plan“.

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Gaza-Konflikt: Offensive in Rafah hat begonnen

Parallel dazu hat die Militäroperation in Rafah begonnen. Nach Angaben eines Armeesprechers wurden Einrichtungen der Hamas angegriffen. Damit ignoriert Israel eine Warnung der UN. „Jede Eskalation der Feindseligkeiten infolge eines groß angelegten Einmarsches in Rafah wird die Bewohner und Vertriebenen, die derzeit dort leben, über ihre Belastungsgrenze bringen“, hatte UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Montag in New York kommentiert. Eine Massenevakuierung in diesem Ausmaß sei nicht sicher durchzuführen. Auch die US-Regierung, der wichtigste Verbündete Israels, hat vor einem Einmarsch gewarnt: Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, betonte: Die US-Regierung unterstütze keinen Einsatz, der mehr als eine Million Menschen einem großen Risiko aussetze. Allerdings geht Washington nach jetzigem Stand nicht davon aus, dass es sich bei den jüngsten Angriffen auf Rafah um den Beginn einer großangelegten Offensive des israelischen Militärs handelt.

Das israelische Militär hatte rund 100.000 Einwohner des östlichen Teils Rafahs dazu aufgefordert, sich in das einige Kilometer nördlich gelegene Al-Mawasi-Lager zu begeben. Beobachter halten das aber kaum für umsetzbar. afp/dpa/lro