Berlin. Hajo Schumacher ist mit den Grünen aufgewachsen. Den Umweltschutz hat er trotzdem nicht so ernst genommen, wie die Jugend von heute.

Neulich telefonierte ich mit einem Kumpel, der in Spanien wohnt. Er erzählte von seiner Tochter, 16, die sich weigere, neue Klamotten zu kaufen. Sie besäße zwei Hosen, berichtete er, und auch sonst sei das Mädchen erschreckend anspruchslos. Dafür sei sie gegen Rassismus auf die Straße gegangen, verehre Greta Thunberg und sage oft „Okay, Boomer!“ zu ihren Eltern.

Nation, Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft haben für unsere Kinder weniger Bedeutung als für uns. Mit Hilfe digitaler Systeme wächst die erste globale Jugend heran, die Länder-, Sprach- und Kulturgrenzen für Konstrukte ihrer Vorfahren hält. Ob Black Lives Matter oder Fridays for Future, Gender-Themen oder Hyperkonsum – Proteste junger Leute sind nicht auf Regionen zu begrenzen. International wird gegen das elterliche Konzept der Grenzen oder Polaritäten demonstriert: Wirtschaft gegen Klima, Mann gegen Frau, Weiße gegen den Rest, Mensch gegen Natur – diese Gegensätze werden infrage gestellt.