Berlin. Coolsculpting verspricht schlankes Aussehen ohne aufwendige OP. Das Model Linda Evangelista könnte die Methode aber entstellt haben.

Schön schlank – für diese Sehnsucht unterziehen sich Frauen wie Männer so mancher Prozedur. Ein Trend ist das sogenannte Coolsculpting: eine Methode, bei der die Fettzellen ohne Operation für immer verschwinden sollen. Der letzte Schrei auf dem Markt der Schönheitsoperationen gilt als extrem nebenwirkungsarm.

Anders sieht das allerdings das ehemalige Model Linda Evangelista (56). Sie habe schlimme Erfahrungen hinter sich. Statt endlich wieder schlank und straff zu sein, zeigten sich bei ihr nach einer Zeit Beulen, die sie „brutal entstellten“, so das Topmodel der 1990er-Jahre auf Instagram.

Coolsculpting: So funktioniert die kalte Fett-Weg-Methode

Was aber ist dieses Coolsculpting? Das Verfahren, das dazu diene, Fettzellen zu zerstören, habe bei Evangelista zum Gegenteil geführt und die Zellen vermehrt. Zwei korrigierende Eingriffe hätten keinen Erfolg gebracht. Das frühere Supermodel hat den Hersteller des dabei eingesetzten Gerätes auf 50 Millionen Dollar (etwa 42,6 Millionen Euro) Schadenersatz verklagt. Man habe sie nicht richtig über die Folgen aufgeklärt.

Coolsculpting wird als „Revolution des Bodyforming“ beworben: schlank ohne Operation, kein Messer und keine Narkose. Die Methode, bei der Fettzellen einfach kalt gestellt werden, ist nicht nur bei Promis der letzte Schrei.

Doch Eingriffe in den Körper, egal welcher Art, können immer Nebenwirkungen haben, so Dr. Klaus Hoffmann, Leiter des Laserzentrums NRW und der Abteilung für ästhetisch-operative Medizin und kosmetische Dermatologie an der Universitätshautklinik im St. Josef Hospital in Bochum, des sogenannten Hautteams.

Arzt nennt Nebenwirkungen von Coolsculpting

„Allerdings sind Nebenwirkungen wie oben beschrieben beim Cool­sculpting sehr selten“, so der Arzt. Sie kämen etwa einmal bei 2000 jungen Männern vor. Bei Frauen noch seltener, da liege die Zahl bei 1:5000, dann aber nicht am ganzen Körper – so wie im Streit von Evangelista in den USA behauptet wird.

Kurz vor dem Eingriff – Linda Evangelista im Jahr 2015.
Kurz vor dem Eingriff – Linda Evangelista im Jahr 2015. © EPA | Justin Lane

Zu den Nebenwirkungen, die reversibel sind, zählen etwa Beulen, Dellen, Blutergüsse, Verhärtungen. Dass Evangelista gleich an mehreren Stellen eine sogenannte paradoxe Hyperplasie (lokale Schwellung) oder sogar eine Fettvermehrung am ganzen Körper erlitten habe, hält Hoffmann, vorsichtig gesagt, für sehr unwahrscheinlich. „In Bochum gab es die Nebenwirkung noch nie“, sagt der Hautarzt.

Eiskalt zur Topform – so in etwa lautet das Prinzip von Coolsculpting, das sich für den Einsatz am speckigen Unterbauch, Oberbauch, an moppeligen Schenkeln und Flanken, am Doppelkinn oder an Schwabbel-Achseln eignet.

Was kostet die Coolsculpting-Behandlung?

Auch die Uniklinik am St. Josef Hospital in Bochum verfügt seit Jahren über zwei dieser Coolsculpting-Geräte, die mittels eines Kälte-Vakuum-Applikators Körperzonen wie Bauch, Beine, Po salopp gesagt für etwa eine Stunde auf Eis legen, also kontrolliert auf eine Temperatur um den Gefrierpunkt herunterkühlen.

Die Vorteile: Es ist keine Betäubung nötig. Die Patienten sind sofort wieder fit. Doch die Behandlung ist kostspielig. Schon die Originalgeräte kosten etwa 80.000 Euro, dazu kommt bei jeder Anwendung eine Lizenzgebühr. „Wer sich den ganzen Bauch – oben, unten, rechte und linke Flanke – machen lassen will, muss schon mit etwa bis zu 6000 Euro für zwei notwendige Behandlungen, die eine OP ersparen, rechnen“, sagt Hoffmann. Trotzdem wurden schon über elf Millionen Behandlungen verkauft.

Für wen eignet sich das Kühlen der Fettzellen?

Die Trendmethode sei geeignet für Leute, die insgesamt eher moppelig sind und mit Sport und Ernährung nicht zum Normalgewicht kommen, so der Bochumer Arzt. Es ließen sich damit durchaus Fettvolumen „im Literbereich“ zerstören. Coolsculpting zerstört dabei die Fettzellen sowie die Stammzellen, aus denen neues Fett entsteht, „sodass die Ergebnisse schon dauerhaft sind“.

Wichtig sind Hoffman die neuen Europäischen Medizingeräterichtlinien, die „den Graumarkt von schlechten und gefährlichen Importen aus Asien austrocknen“ sollen. Deshalb rät er: „Der Patient soll immer fragen, ob das Gerät, das bei ihm angewendet wird, die US-amerikanische FDA- und zusätzlich die europäische Zulassung besitzt.“ Wichtig sei dabei die medizinische CE-Zulassung.

Legt Körperzonen auf Eis, um das Fett zu zerstören: ein Kälte-Vakuum-Applikator beim Coolsculpting.
Legt Körperzonen auf Eis, um das Fett zu zerstören: ein Kälte-Vakuum-Applikator beim Coolsculpting. © iStock | istock

Fettabsaugen kann als Alternative günstiger sein

Manchmal, so der Arzt, sei jedoch das klassische Fettabsaugen kostensparender, da dabei nur eine einzige Behandlung nötig sei. „Bei sehr viel Fett ist Absaugen häufig günstiger.“ Wobei 5000 bis 6000 Euro im Durchschnitt pro Behandlung auch erst einmal aufgebracht werden müssen. „Aber wer das zahlt, der ist dann auch meistens sehr diszipliniert, dann hat man es sich gut überlegt“, so Hoffmann. „Die Ergebnisse sind in aller Regel sehr dauerhaft.“

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 80.000 Fettabsaugungen durchgeführt. Auch in Bochum erfolgen mindestens sechs bis zehn pro Woche. Auch interessant: Die Deutschen legen sich wegen Corona häufiger unters Messer

Coolsculpting: Unterschied zum klassischen Fettabsaugen

Bei einer Fettabsaugung (Liposuktion) wird das Fett durch feinste Kanülen aus dem Körper herausgesaugt. Das Ganze erfolgt in einer neuen Form der Lokalbetäubung, der sogenannten Schwellanästhesie. „Der Vorteil ist, dass die Patienten bei Bewusstsein sind und sich drehen und wenden können.“ So könnten die Operateure genauer absaugen als in der Vollnarkose.

„Viele der schweren Nebenwirkungen, die publiziert wurden, fanden in einer Vollnarkose statt“, so Hoffmann. Nach der Fettabsaugung werde in den meisten Fällen noch ein Lipolaser eingesetzt, um das Gewebe zu straffen.

Im Gegensatz zur Coolsculpting-Methode, bei der man sofort wieder fit ist, müsse man nach großen Fettabsaugungen manchmal eine Nacht in der Klinik bleiben, weil der Kreislauf „in den ersten Stunden kontrolliert“ werden muss. Andere schwere Nebenwirkungen seien im Grunde nicht zu befürchten. „Die Eintrittsstellen der Kanülen sind ja nur noch millimeterdick, da sind keine Nachblutungen zu erwarten, Wundheilungsstörungen sind insgesamt selten.“

Auf Bewertungsportalen orientieren

Dass die Patienten nach dem Eingriff alle jubeln - das ist nicht immer so. „Im Einzelfall gibt es Unzufriedenheit. Da operieren wir als Uniklinik aber auch nach, damit das Ergebnis, soweit es realistisch ist, den Vorstellungen des Patienten entspricht“, so Hautarzt Klaus Hoffmann. Lesen Sie auch: Führen Instagram und Co. wirklich zu psychischen Problemen?

Heutzutage sei Patientenzufriedenheit sei für ihn generell wichtig. Aber heutzutage sei sie auch deshalb von großer Bedeutung, weil mangelhafte Arbeit sehr schnell publik würde. „Wer auf dem Bewertungsportal Jameda negativ bewertet wird, hat ein Problem“, so Hoffmann, der Patienten dieses Portal empfiehlt, um sich eine Übersicht zu verschaffen.