Berlin. Archäologen haben in Alaska 500 Jahre alte Perlen entdeckt. Sie stammen aus Venedig – und haben eine atemberaubende Reise hinter sich.

  • Kanadische Forscher haben in Ausgrabungsstätten in Alaska blaue Glasperlen gefunden
  • Die Perlen stammen aus dem 15. Jahrhundert - gefertigt wurden sie in Venedig
  • Laut einer Studie kamen die Glasperlen nach Nordamerika, bevor Christoph Kolumbus zu seiner Zufallsentdeckung in See gestochen war

Christoph Kolumbus hat Amerika nicht entdeckt. Der Genueser war noch nicht mal der erste Europäer, der seinen Fuß auf den amerikanischen Kontinent gesetzt hat – nach aktuellem Stand der Forschung waren es Angehörige nordischer Volksgruppen, die ihre ersten Siedlungen auf der Insel Neufundland errichteten.

Nach einem Glasperlenfund in Alaska sieht es nun aber sogar so aus, als ob Kolumbus' Image als angeblicher Entdecker Amerikas noch einen Kratzer mehr bekommen könnte.

Blaue Glasperlen kamen Jahrzehnte vor Kolumbus nach Amerika

Zwei Archäologen haben hoch oben im Nordwesten Kanadas blaue Glasperlen gefunden, die venezianischen Ursprungs sind. In den Bergen der Brookskette, am Punyik Point, einer Ausgrabungsstätte die an einer ehemaligen Handelsroute liegt, fand das Team schon 2005 drei Perlen. Jede mit einem Loch durch ihre Mitte. Dazu entdeckten die beiden auch Pflanzenfasern, die sie nun mittels Radiokarbonmethode untersuchten.

"Das Ergebnis hat mich fast nach hinten umgehauen", sagte Mike Kunz, einer der beiden Forscher, in einer Mitteilung der Universität Alaska Fairbanks.

Die Perlen müssen laut den Daten der Forscher zwischen 1440 und 1480 an ihrem Fundort angekommen sein – und damit Jahrzehnte bevor Kolumbus auf seinem Weg nach Westen zufällig in den Bahamas ankam.

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Perlenfunde: Keine Seltenheit in Amerika

Perlenfunde sind in Nord- und Mittelamerika keine Seltenheit. Sie finden sich an Ausgrabungsstätten in der Karibik, der Ostküste Mittel- und Nordamerikas sowie an der Großen Seen.

Gewöhnlich datieren Forscher die Funde auf den Zeitraum zwischen 1550 und 1750. Die über den Atlantik kommenden Europäer nutzten sie, um mit der jeweiligen indigenen Bevölkerung Handel zu treiben. In diesem speziellen Fall aber dürften die Perlen auf anderem Weg nach Nordamerika gelangt sein.

Glasperlenfund: Blaue Murmeln haben lange Reise hinter sich

Im 15. Jahrhundert trieb der Stadtstaat Venedig regen Handel mit Menschen aus ganz Asien. Die Forscher vermuten, dass die blauen Perlen von dort auf der alten Seidenstraße ihren Weg nach Osten fanden und über China und den Osten Russlands schließlich an die Bering-Straße gelangten.

An ihrer schmalsten Stelle ist die Meerenge gut 85 Kilometer breit. Eine handeltreibende Person könnte die blauen Perlen also in ihr Boot gepackt und sie vom eurasischen auf den amerikanischen Kontinent verschifft haben.

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Dort reisten sie weiter bis zu ihrem Fundort, wo sie jemand auf eine Schnur fädelte bevor der so entstandene Perlenschmuck verloren ging – und 500 Jahre später aus dem Boden geholt wurde.

Funde sind "zweifellos europäischen Ursprungs"

Da es zu diesem Zeitpunkt keinen transatlantischen Handel gab, sehen die Forscher keinen anderen Weg, auf dem die blauen Perlen an ihren Fundort gelangt sein könnten.

In ihrer Studie kommen die beiden zu dem Schluss, dass der Fund der erste ist, bei dem Gegenstände "zweifellos europäischen Ursprungs" über einen Landweg über Eurasien nach Nordamerika gekommen sind.

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