Berlin. Whatsapp, googeln, Licht anschalten: Das geht auch bequem per Sprachassistent. Was können Alexa, Siri und Google? Wie sicher ist es?

Das ideale Weihnachtsgeschenk für Eltern oder Großeltern finden – gar nicht so einfach. Spaß soll es machen und vielleicht das Leben ein wenig erleichtern. Wie wäre es mit einem Sprachassistenten unterm Baum? Sie heißen Alexa, Siri oder Google Assistant und machen das teils umständliche Fingertippen auf dem Bildschirm überflüssig. Über einfache Sprachbefehle lassen sich Smartphone, Musikdienste, Fernseher oder die Beleuchtung steuern – und im Notfall sogar der Notruf wählen.

Wir erklären, was Sprachassistenten können, wie gerade Ältere im Alltag profitieren und worauf bei Kauf und Privatsphäre-Einstellungen zu achten ist.

Alexa, Siri, Google: Was können Sprachassistenten?

Man sitzt am Steuer, hat beim Kochen die Hände voll oder man ist vielleicht aufgrund von Alter oder Erkrankung eingeschränkt: In manchen Situationen ist es praktisch, wenn man das Handy und andere Geräte ohne Fingertippen bedienen kann. Mit einem Sprachassistenten genügt dann einfach ein Aktivierungswort, schon lassen sich verbundene Geräte komplett per Stimme steuern.

Die Sprachsoftware dafür ist als App für die meisten Smartphones und Tablets vorhanden. Große Hersteller bieten außerdem für die Wohnung kleine und größere Lautsprecherboxen, teils mit Bildschirm, sie heißen etwa Amazon Echo, Apple Homepod oder Google Nest. Die künstliche Intelligenz (KI) darin erkennt über das Mikrofon Sprachbefehle und reagiert. Entweder gibt sie über den Lautsprecher Antworten auf bestimmte Fragen („Wie wird das Wetter morgen?“) oder sie wandelt Anfragen blitzschnell in einen Befehl an verbundene Geräte um („Schalte das Licht an!“).

Wie viele nutzen Sprachassistenten zuhause schon?

Sieben von zehn Verbraucherinnen und Verbrauchern nutzen Sprachassistenten wie Amazon Alexa, Google Assistant oder Siri von Apple bereits mit ihrem Smartphone, ergab im Juli eine Umfrage im Auftrag des Branchenverbands Bitkom. Zwei Drittel der Deutschen, die zuhause vernetzte Smart-Home-Geräte wie Lampen oder Heizungsthermostate nutzen, steuern diese komplett oder teilweise per Stimme statt mit dem Fingern auf dem Handybildschirm, ermittelte eine weitere Bitkom-Studie im Oktober.

„Das ist ein Trend, der fortschreiten wird. Sprachassistenten können eine sehr praktische Unterstützung bei Anfragen im Alltag sein“, sagt Digitalisierungsexperte Holger Volland unserer Redaktion. „Die überwiegende Mehrheit nutzt sie zuhause oder unterwegs, im Arbeitsleben noch nicht“, sagt der Buchautor (Zum Interview über sein Buch „Die Zukunft ist smart. Du auch?“).

Welche Vorteil bieten Alexa, Siri und Google für Ältere?

Bekannt dürfte dabei die Möglichkeit sein, WhatsApp-Nachrichten, SMS oder E-Mails zu diktieren. Ebenso praktisch ist, konkrete Wissensfragen, die man sonst googeln würde, dem Sprachassistenten zu stellen. Wie alt ist Angela Merkel? Wie viel ist 123 mal 365? Wie spät ist es gerade in New York? Musik- und Videostreamingdienste lassen sich genauso per Sprachbefehl steuern wie das Navi im Auto und einiges mehr.

Die Hersteller der Spracheingabegeräte haben dabei auch Ältere im Blick: „Wir sehen, dass sehr viele Erwachsene, die Geräte für ihre Eltern im Seniorenalter kaufen“, sagt Amazon-Sprecher Michael Wilmes unserer Redaktion. „Anders als beim Telefon ist es damit für Ältere und etwa Menschen im Rollstuhl sehr einfach, einen Anruf zu starten, den TV-Sender umzustellen, das Licht an- und auszumachen oder das Lieblingslied zu hören.“

Amazon arbeite zudem an einer Feldstudie mit der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft, um Erinnerungsfunktionen, den Abruf von Inhalten und andere Alexa-Funktionen im Alltag Betroffener und ihrer Angehörigen zu testen.

Vom Sofa aus kann man sich bequem Nachrichten, den Wetterbericht oder Hörspiele vorlesen lassen. „Man braucht keine Brille und muss nicht nach kleinen Schaltflächen suchen“, sagt Volland. Bei einem Sturz können Ältere zudem per Sprachbefehl Angehörige oder einen Arzt anrufen.

Sprachassistenten für die Wohnung bieten gerade auch für Ältere nützliche Funktionen.
Sprachassistenten für die Wohnung bieten gerade auch für Ältere nützliche Funktionen. © iStock | istock

Sprachassistent: Was ist beim Kauf zu beachten?

Vor der Anschaffung eines Sprachassistenten sollte man klären, welche Einsatzgebiete am wichtigsten sind, sagt Volland. Ist das Diktieren und Vorlesen von Chat- und Mailnachrichten der Zweck? Möchte ich es nur zur Unterhaltung für Musik, Videos, Nachrichten oder Hörbücher nutzen? „Oder will ich perspektivisch damit sogar große Teile meines Heims steuern?“, so der Experte. Überlegen sollte man zudem, ob der künftige Besitzer schon über Geräte oder Nutzerkonten der großen Hersteller verfügt – und ob man in diesem Ökosystem bleiben will.

Marktführer hierzulande ist Amazon Alexa. Dem System haben sich auch die meisten Dritthersteller angeschlossen. Zudem bietet Alexa mit über 200.000 sogenannten Skills die meisten Zusatzapps. Diese können Besitzer herunterladen und so den Sprachassistenten sinnvoll erweitern, etwa um Wetterberichte, Ernährungstipps oder Spiele.

An zweiter Stelle liegt Googles Sprachassistent, gefolgt von Siri, der auf iPhones und iPads vorinstalliert ist. Eine eher kleine Rolle spielen das auf Samsung-Geräte beschränkte Bixby sowie Microsoft Cortana für Windows-Geräte.

Für wen eignen sich die Geräte von Amazon, Google und Apple?

Produkte mit Amazon Alexa können sich im Vergleich mit den meisten anderen vernetzten Geräten wie Lampen oder Jalousien verständigen. „Als Platzhirsch ist Amazon Alexa aber zugleich am anfälligsten für Hacker und Missbrauch von außen“, warnt Volland. Google sieht der Experte als „offenes System“, das ebenfalls mit zahlreichen Drittanbietern und vielen Erweiterungen punkten könne. Aufgrund der umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten sei das System aber „nichts für Laien“.

Als „einsteigerfreundlich und leicht bedienbar“ wertet Volland Apples Sprachassistentin Siri. Das System gilt zudem als sicherstes von allen. Auch weil Spracheingaben inzwischen zum Großteil direkt auf dem iPhone oder dem Homepod-Lautsprecher verarbeitet werden, und nicht erst an die Datenbank des Herstellers gesendet werden. Nachteil: Der Sprachassistent ist dadurch weniger schlau und „der Datenschutz wirkt sich negativ auf die Vielfalt der Funktionen aus“, sagt Volland. Zudem sind Apple-Geräte am teuersten.

Sprachassistenten: Was ist wichtig beim Datenschutz?

Die Wahl sollte gut überlegt sein. „Wenn man sich für eins der Ökosysteme entscheidet, bleibt man darin erstmal etwas gefangen“, sagt Volland. Die mit Mikrofon versehenen Geräte stehen zumeist im privaten Wohn-, Schlaf- oder Esszimmer. Kritiker schließen nicht aus, dass auch mal ungewollt Gespräche mitgehört werden können.

„Wir nehmen nichts ernster als Datenschutz“, sagt Amazon-Sprecher Wilmes. Alles was Alexa an Sprache verarbeitet, könnten Besitzer etwa in Echtzeit in der Begleit-App mitlesen und anhören, erklärt er. Wer generell keine Daten teilen möchte, kann der Nutzung zu jedem Zeitpunkt widersprechen. Weniger als ein Prozent aller anderen Sprachaufnahmen fließen in einen Vorgang zur Qualitätsbesserung, bei dem Amazon-Mitarbeitende Mitschnitte in komplett verschlüsselter und anonymisierter Form anhören können.

Volland rät mit Blick auf Amazons Alexa: „Wenn jemand weder Ahnung noch Unterstützung dabei hat, wie man einen solchen Sprachassistenten sicher machen kann, sollte er lieber die Finger von besonders anfälligen Systemen lassen“, sagt der Experte.

Alle genannten Hersteller entwickeln ihre Sprachassistenten ständig weiter. Das fünf Jahre alte Alexa-Sprachsystem sei trotz vieler Neuerungen „immer noch ganz am Anfang der Gesamtentwicklung – praktisch im Kindergarten“, sagt Wilmes. Inzwischen könne es aber auch viele Akzente und Dialekte schon viel besser verstehen.

Sicherheit und Privatsphäre: Was lässt sich einstellen?

Smarte Lautsprecherboxen können Mitschnitte der Sprachbefehle auf dem Gerät und auf den Firmenservern speichern. Das verbessere die Spracherkennung und geschehe anonymisiert, betonen die Hersteller. Wer möchte, kann das aber bei seinem Gerät einschränken. In den App-Einstellungen von Alexa, Google, Siri und Co. kann man etwa gespeicherte Mitschnitte händisch löschen und zudem festlegen, wie oft Passwörter abgefragt werden sollen.

Die Box, mit ihr vernetzte Haushaltsgeräte und Wlan-Router sollten stets das neueste Update haben – veraltete Versionen sind Einfallstore für Hacker. Das Mikrofon kann man an der Box auch generell ausschalten und das Mithören nur bei Bedarf aktivieren.