Berlin. Unsere Haut kann uns krank machen: Giftstoffe und Keime in der Luft schädigen die äußere Schutzschicht. Was kann das zur Folge haben?

  • Kein Organ des Menschen ist so groß wie die Haut
  • Ein ungesunder Lebensstil kann ernstzunehmende Folgen für die Haut und auch für die Gesundheit haben
  • Grund dafür sind mögliche Schäden im Epithel, das die erste Barriere des Körpers vor Umwelteinflüssen ist

Unsichtbare Abgase an der belebten Straße, verunreinigte Nahrungsmittel, Kleidung mit Schadstoffen und Mikroplastik: Tag für Tag kommen wir – vor allem unsere Haut – mit einer Masse an Giftstoffen und Keimen in Kontakt. Oft völlig unbemerkt. Dennoch kann der moderne Lebensstil für unseren Körper gefährlich sein. Sein natürlicher Schutz gegen Bedrohungen von außen: Das sogenannte Epithel, eine extrem dünne Zellschicht der Haut.

Diese äußerste Barriere ist die erste Abwehr, die unseren Körper vor Umweltgefahren bewahrt. Die Schicht bietet uns allerdings auch innerhalb des Körpers Schutz, etwa im Darm oder in der Lunge.

Ist das Epithel beeinträchtigt, können nicht nur direkte Schäden wie Infektionen oder Vergiftungen die Folge sein. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass auch die Zunahme von Allergien, Autoimmunkrankheiten und anderen chronischen Leiden in der westlichen Welt mit dem Epithel und unserem modernen Lebensstil zu tun hat.

Das Epithel bildet unsere äußerste Schutzschicht. Ist die Haut geschädigt, haben es Bakterien leichter.
Das Epithel bildet unsere äußerste Schutzschicht. Ist die Haut geschädigt, haben es Bakterien leichter. © picture alliance / dpa Themendienst | Silvia Marks/PA

Mikroplastik, Chemikalien, Abgase können Hautbarriere schädigen

„Der Epithelbarriere-Hypothese zufolge sind Schäden an den schützenden Epithelzellschichten für knapp zwei Milliarden chronische, nicht-infektiöse Krankheiten verantwortlich“, sagt Cezmi Akdis. Der Direktor des Schweizerischen Instituts für Allergie- und Asthmaforschung stellte kürzlich im Fachblatt „Nature Reviews Immunology“ seine Theorie vor. Lesen Sie auch: Hautkrebs: So riskant ist das Sonnen im Solarium

Sie geht vereinfacht gesagt so: Durch unsere Lebensweise sind wir vermehrt mit toxischen Substanzen konfrontiert, etwa Nanopartikeln, Mikroplastik, Reinigungsmitteln, Pestiziden, Abgasen und anderen Chemikalien. Diese können die Epithelien der Haut, Atemwege und Darmschleimhaut schädigen und durchlässig machen. Bakterien können die Barriere überwinden und lokale, meist chronische Entzündungen auslösen.

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    Diese können Akdis zufolge weitreichende Konsequenzen haben. Er nennt eine ganze Reihe von Erkrankungen, bei denen gezeigt werden konnte oder vermutet wird, dass sie durch Epithelschäden verursacht oder verschlimmert werden.

    Dazu gehören Krankheiten, die direkt im vom Epithelschaden betroffenen Gewebe auftreten, darunter

    Gestörte Epithelien können aber auch in weiter entfernten Organen zu Problemen führen.

    Akdis nennt etwa

    • Diabetes,
    • Fettleibigkeit,
    • rheumatoide Arthritis und
    • Multiple Sklerose als mögliche Folgen.

    In diesen Fällen wird laut Akdis unter anderem davon ausgegangen, dass Epithelschäden zur Aktivierung von fehlgeleiteten Immunzellen führen, die dann durch den Körper wandern und andernorts Schaden anrichten.

    Zudem gebe es Hinweise, dass Epithelschäden im Darm Krankheiten wie Parkinson, chronische Depressionen oder auch Alzheimer befeuern können.

    (mahe/dpa)