München. Millionen Handys verstauben in Schubladen. Dabei gibt’s für funktionierende Altgeräte gutes Geld - und das nicht nur im Internet.

Für viele soll es immer wieder das neuste sein, spätestens Vertragskunden kommen in der Regel im Zweijahrestakt in den Genuss eines neuen Smartphones, so sie denn wollen. Die Begeisterung für neue Handy-Modelle hat aber auch folgen: Viele Geräte liegen ungenutzt herum.

Jährlich werden in Deutschland 22 Millionen neue Smartphones gekauft. Die Vorgängermodelle lösen sich allerdings nicht in Luft auf. Der Branchenverband Bitcoin schätzt, dass rund 124 Millionen Altgeräte bei Menschen ungenutzt herumliegen. Was gar nicht mal so sinnvoll ist.

Denn abgesehen davon, dass die meisten Geräte wohl keinen zweiten Frühling erleben werden: Die Altgeräte sind teilweise noch bares Geld wert. Wer sich keine große Mühe beim Verkauf geben mag, hat seit Mittwoch eine einfache Alternative: Die Elektrohandelskette Media Markt hat einen Automaten dafür,

Smartphone-Rückgabe am Automaten – auch für kaputte Geräte

Das funktioniert so ähnlich wie die Rückgabe der Pfandflasche im Supermarkt:

  • Das alte Mobiltelefon im Automaten anstecken
  • Das Gerät bewerten lassen
  • Den Gegenwert sofort als Einkaufsgutschein mitnehmen

Auch defekte Geräte, beispielsweise mit gebrochenem Display oder Wasserschaden, werden angenommen.

Saturn testet ähnliche Handy-Ankauf-Automaten bereits in Filialen in Berlin und Potsdam. Das komme bei den Kunden gut an, viele Tausend Geräte seien schon eingetauscht worden. „Wir sind so zufrieden, dass wir das jetzt auch bei Media Markt testen“, sagte MediaMarkt-Saturn-Managerin Sonja Moosburger. Start ist in zehn Märkten in Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Selbst kaputte Geräte werden angenommen

Diese Automaten des US-Hersteller ecoATM sind in den USA und Großbritannien schon seit Jahren im Einsatz. Etwa die Hälfte der Geräte könne weiterverkauft werden, sagt ecoATM-Europamanager Christoph Janeba. Im Internet gibt es große Handelsplattformen, „in Asien und Afrika gibt es große Märkte. Und auch Versicherungen kaufen viel, wenn sie gleichwertige Geräte versichert haben.“

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Selbst kaputte Altgeräte nimmt der Automat dankbar an. Mal kann das Display oder die Kamera als Ersatzteil verwendet werden. Zudem enthält ein Handy im Durchschnitt rund 8 Gramm Kupfer, 4 Gramm Kobalt, 0,2 Gramm Silber und 0,025 Gramm Gold – das hat das bayerische Landesamt für Umwelt errechnet. In 124 Millionen „Schubladenhandys“ stecken also insgesamt mehr als 1000 Tonnen Kupfer, 487 Tonnen Kobalt, 33 Tonnen Silber, 3 Tonnen Gold und 1 Tonne des noch wertvolleren Metall Palladium.

An den Marktwert angepasster Preis

Wie das Ganze funktioniert, führt Janeba an zwei Beispielen vor: Er legt ein gebrauchtes Samsung Galaxy S 9 in die Klappe des Automaten und schließt es an. Der Automat erkennt elektronisch und optisch Modell und Zustand des Geräts und bietet dem Besitzer einen Betrag an – in diesem Fall 203 Euro. Stimmt der Besitzer zu, druckt der Automat einen Einkaufsgutschein aus und schluckt das Handy. All das dauert nur wenige Minuten. Bei einem alten Samsung S 1 dagegen meldet er nur: „Kein Barwert.“

„Unsere Preise passen sich an die Marktwerte an“, sagt Janeba. Aber ein Preisvergleich kann nicht schaden. Das Vergleichsportal handyverkauf.net zum Beispiel nennt die aktuellen Preise großer Ankaufs-Plattformen wie Zoxs, Clevertronic, Rebuy und Swooop.

Aufrollbare Fernseher und faltbare Smartphones

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    Auch die Telekom kauft gebrauchte Handys, bei Vodafone gibt es Gutscheine. Und ein weiterer großer Markt ist Ebay. Bei Ebay-Kleinanzeigen bekamen Verkäufer für das iPhone 8 mit 64 GB-Speicher Anfang September im Durchschnitt 360 Euro, wie das Unternehmen mitteilte.

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    Ist die Gerätenummer als gestohlen gemeldet?

    Dieben, die gestohlene Smartphones einfach am Automaten versilbern wollen, macht es der Automat schwer: Mit gesperrter SIM-Karte lohnt sich der Verkauf nicht, zudem prüft der Automat auch, ob die Gerätenummer als gestohlen gemeldet wurde. Der Verkäufer muss auch noch seinen Namen angeben und beim Einlösen des Bons an der Kasse seinen Ausweis parat haben, wie Janeba erklärte.

    Bitkom rechnet damit, dass die Deutschen dieses Jahr 22,4 Millionen Smartphones kaufen, für 532 Euro im Schnitt und damit für insgesamt fast 12 Milliarden Euro. Weiteren Rückenwind fürs Geschäft mit alten Geräten erhofft sich Janeba von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD): Wenn die Laufzeit von Mobilfunk-Verträgen demnächst gesetzlich auf 12 Monate beschränkt würde, könnte der Markt mit gebrauchten Geräten noch wachsen.

    Gerade viele Apple-Fans denken gerade wieder über ein neues Modell nach. Der Test zeigt, wie gut die Kamera des neuen iPhone 11 Pro wirklich ist. Dabei muss es nicht immer dieses Topgerät sein – wie Sie beim Kauf sparen und wer das 11er braucht. (ses/dpa)