Berlin. Heiße Tage verursachen viel Schweiß. Experten erklären, wie der Körper weniger schwitzt – und warum wir die Flüssigkeit brauchen.

  • Es ist heiß in Deutschland: Vielerorts erreichen die Temperaturen am Wochenende 30 Grad und mehr
  • Es ist völlig normal, dass der Körper auf die Hitze mit der Produktion von Schweiß reagiert
  • Mit einigen Tricks kann man trotzdem dazu beitragen, dass man weniger schwitzt

Das Hemd ist frisch, der Tag noch jung. Und schon zeichnen sich auf der Kleidung nasse Flecken unter den Achseln ab. Und am Rücken, am Bauch. Der Schweiß läuft. In den kommenden Tagen wird es heiß und wer nicht gerade an einem Badesee unter einem Baum liegt, wird merken: Ohne schwitzen geht es nicht. Literweise sondert der Mensch an einem warmen Tag Schweiß ab.

Doch diese salzhaltige Flüssigkeit ist etwas Gutes, weiß der Dermatologe Professor Peter Elsner von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Der Körper reguliert auf diese Weise seine Temperatur – denn das Fenster in dem sich die Temperatur des menschlichen Körpers bewegen muss, ist eng. „Ab 42 Grad Celsius wird es lebensbedrohlich“, sagt Elsner.

Schweiß verdunstet und kühlt die Haut

Ist es also draußen warm oder macht der Mensch Sport und erzeugt dadurch Energie, öffnen sich in der rund zwei Quadratmeter großen Hautoberfläche erst einmal die Gefäße. Reicht das nicht zur Belüftung aus, werden – ausgelöst durch Nervenreize – die Schweißdrüsen aktiviert.

„Der Schweiß verdunstet auf der Haut, wird also von flüssig zu gasförmig“, erklärt Elsner. Dadurch entsteht sogenannte Verdunstungskälte.

Enge Kleidung verhindert Kühlungseffekt des Schweißes

Nun ist der bekleidete Mensch in der Evolution nicht vorgesehen und eng anliegende textile Schichten auf der Haut vermindern oder verhindern sogar diesen kühlenden Effekt des Schweißes. „Damit das nicht passiert, ist es so wichtig bei warmen Temperaturen weite Kleidung zu tragen, die nach außen durchlässig ist“, sagt Elsner.

Baumwolle biete sich an, Leinen auch. Ebenso die sogenannte Funktionskleidung aus Mikrofasern, die besonders unter Sportlern beliebt – aber wegen ihrer schlechten Umweltbilanz inzwischen umstritten ist. Wichtig sei auch, dass Kleidung nicht nass am Körper klebe, sagt Elsner. Denn das verhindere den Kühlungseffekt.

Auch Nackt schlafen ist keine so gute Idee, sagt die Berliner Dermatologin und Autorin Dr. Yael Adler: „Liegt Haut auf Haut, zum Beispiel die Schenkel, wird es warm und schwitzig. Ein leichter lockerer Baumwollstoff in dieser Region ist für heiße Nächte super.“

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Deos unterdrücken Schweißproduktion

Deos, die die Schweißdrüsen verstopfen, sogenannte Antitranspiranten, sind laut Elsner im Übrigen kein Problem für die Temperaturregulation des Körpers. Sie reduzieren oder stoppen zwar die Schweißabsonderung unter den Achseln, „aber der Achselbereich trägt auf Grund seiner kleinen Fläche zur Abkühlung wenig bei, anders als zum Beispiel der Rücken“.

Wem es vor allem um die Unterdrückung unangenehmer Gerüche geht, kann auch auf Deos ohne Antitranspirant-Wirkstoffe zurückgreifen. Sie sind an Aufdrucken wie „0% Aluminium“ zu erkennen.

Diese Deos stoppen zwar nicht die Schweißproduktion, aber mit Inhaltsstoffen wie Alkohol bekämpfen sie Bakterien, die den Schweiß unter der Achsel zersetzen – und somit für den schlechten Geruch verantwortlich sind. Denn: Frischer Schweiß riecht neutral.

Deo ohne Aluminium: Ein bisschen Schweißgeruch bleibt

Ganz geruchsneutral bleiben die Achseln bei diesen Deos aber nicht. In einem aktuellen Test der Zeitschrift „Öko-Test“ erschnüffelten die Prüfer mit Hilfe eines speziellen Tests bei den meisten der 52 Roller nach 24 Stunden einen „wahrnehmbaren“ Schweißgeruch, nach 48 Stunden einen „starken“ Geruch – auch bei „sehr gut“ getesteten Produkten. Wobei die Wirkung bei den Probanden im Test unterschiedlich lang anhielt.

Mit der Note „sehr gut“ schnitten unter anderem die Deos „Balea Deodorant Sweet Sunshine 0% Aluminium“ von dm und „Cien Pure Freshness 48h Roll-on Deodorant“ von Lidl ab, beide für einen Preis von 50 Cent pro 50 ml. Genauso wie das Rossmann-Produkt „Alterra Deo Roll-on 48h Active“ für 2,79 Euro/50 ml.

Lauwarm statt eisgekühlt: Körper spart Energie

Neben der richtigen Kleidung und einem guten Deo gibt es noch andere Kniffe, um die Hitze-Tage ein bisschen schweiß- und geruchsärmer zu überstehen. Da ist zum Beispiel die richtige Temperatur der Getränke.

Lauwarm wird besser vertragen als verlockend eisgekühlt aus dem Kühlschrank. Denn der Körper muss die Flüssigkeit dann erst wieder aufheizen. Das kostet Energie und Energie bedeutet: Schweiß.

Außerdem reagiere der Körper auf Kaltes oft mit Bauchkrämpfen, sagt Yael Adler. „Das behindert die Aufnahme von Flüssigkeit über den Darm. Wärmere Getränke werden durch ihren gefäßerweiternden Effekt schneller in den Kreislauf aufgenommen.“

Gleiches gilt für die erfrischende Dusche an heißen Sommertagen. Das Wasser kann kühl sein oder lauwarm, nicht kalt.

Das perfekte Essen für heiße Tage

Über die Ernährung lässt sich die Schweißproduktion auch ein wenig regulieren. Wer sich die Schweißperlen auf der Stirn bei einem schönen Abendessen im Restaurant ersparen will, sollte zum Beispiel auf Scharfes verzichten.

„Auch von schwerer Kost sollte man die Finger lassen, weil sie dem Körper wieder Arbeit beschert“, sagt Adler, „aber das sagt einem oft ja schon die Körperintelligenz. Lust auf Warmes, Fettiges haben wenige Menschen bei 30 Grad.“

Das perfekte Essen für einen heißen Tag sei ein Salat aus Wassermelone und Schafskäse, findet die Dermatologin und Ernährungsexpertin. „Über die Melone holen Sie sich verlorene Flüssigkeit zurück und im Schafskäse ist Salz enthalten, das der Körper beim Schwitzen ebenso verliert.“

Salbei: Ähnlich schweißhemmende Wirkung wie Botox

Und noch ein Tipp aus der Küche: „Salbei in verschiedenen Formen“, sagt Adler. Als Tee, als Bad, als Extrakt. Ein Salbeifußbad wirke gegen Käsefüße. Die ätherischen Öle hemmen die Nervenübertragung an den Schweißdrüsen auf natürliche Weise. Der Pflanze wird eine ähnlich schweißhemmende Wirkung zugeschrieben wie dem Nervengift Botox.

Das nämlich findet nicht nur in der Schönheitschirurgie Anwendung. Für jene ein bis zwei Prozent der Bevölkerung, die unter krankhaftem Schwitzen leiden, der sogenannten Hyperhidrose, – die also in einem Körperbereich oder überall Schwitzen ohne, dass es dazu etwa einen Temperaturreiz braucht – ist die Injektion von Botox eine Therapie-Möglichkeit.

Zwischen 11 und 15 Uhr die Sonne meiden

Wer nun aber nicht von Hyperhidrose betroffen ist und seinen Schweißfluss bei hohen Temperaturen etwas bremsen möchte, kann auch einfach die Dermatologen-Grundregel befolgen: Zwischen elf und 15 Uhr die Sonne meiden, um sich vor schädlicher UV-Strahlung und Hitze zu schützen.

„Vor dem Hintergrund des Klimawandels, wird diese Regel künftig immer wichtiger werden“, sagt Peter Elsner. Die Siesta müsse dann einfach Teil unseres Alltags werden.