Berlin. Bei Werbung und Senderwechsel die Lautstärke anpassen? Eine Reinbeker Firma verspricht Abhilfe. Wir haben die Erfindung getestet.

Der Fernsehabend auf dem Sofa kann mitunter die Nerven strapazieren. Wenn zum Beispiel der Film oder die Serie zum x-ten Mal unterbrochen wird durch plötzliche Werbepausen, die deutlich lauter aus den Lautsprechern dröhnen als das eigentliche Programm – weil sich Sender und Werbekunden davon erhöhte Aufmerksamkeit versprechen. Auch wechseln immer mehr Zuschauerinnen und Zuschauer mittlerweile häufig zwischen TV-Programm, Mediatheken und Streamingdiensten hin und her – und müssen jedes Mal die Lautstärke hoch- oder runterregeln.

Der ständige Griff zur Fernbedienung soll der Vergangenheit angehören, wenn es nach einem kleinen Unternehmen in Reinbek bei Hamburg geht. Kronoton hat einen kompakten Kasten entwickelt, der schwankende Lautstärken über alle Fernsehkanäle und Streamingdienste hinweg angleichen soll.

Zusätzlich soll der sogenannte HDSX TV Sound Optimizer von Kronoton dafür sorgen, dass Dialoge während lauter ­Actionpassagen akustisch stärker hervorgehoben werden – sprich: Zwischen Verfolgungsjagden oder Schießereien auf dem Bildschirm sind flüsternde Darsteller so besser als bisher zu verstehen.

Zusatz-Lautsprecher neben dem TV-Gerät vorausgesetzt

Gut ein Jahr ist die erste Generation des Geräts bereits im Handel – im Juli erscheint ein Nachfolger. Wie funktioniert der Sound Optimizer? Für welche Fernseher eignet er sich? Und welche Vor- und Nachteile bringt der Lautstärkeanpasser mit sich?

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Reduzierte 109 Euro verlangte der Hersteller Kronoton zum Testzeitpunkt für den Sound Optimizer, der reguläre Preis liegt bei 139 Euro – nicht wenig für ein kleines TV-Zubehör. Das 102 Gramm leichte Gerät im schwarzen Metallgehäuse sieht aus wie ein Powerbank-Zusatzakku und ist gut verarbeitet. Eine Papieranleitung liegt bei, ebenso ein Weblink zur Videoanleitung.

TV-Box von Kronoton.
TV-Box von Kronoton. © Kronoton | Kronoton

Voraussetzung für die Nutzung ist, dass man seinen TV-Klang normalerweise nicht nur über die eingebauten Lautsprecher des Fernsehgeräts hört, sondern zusätzlich externe Lautsprecher besitzt – seien es Stereo-Lautsprecherboxen, eine HiFi-Anlage samt mehrerer Boxen für Rundumklang oder aber eine einzelne Soundbar. Der Grund: Das Kronoton-Gerät wird zwischen den Fernseher und die angeschlossenen Lautsprecher geschaltet.

Kleinigkeiten im Einstellungsmenü des Fernsehers anpassen

Die Einrichtung dauert nur wenige Minuten: Die kleine Box wird, vom Sofa aus unsichtbar, an die Rückseite des Fernsehers geheftet und mit dem USB-Anschluss des TV-Geräts verbunden. Das mitgelieferte Kabel (optische Digitalverbindung Toslink) verbindet den TV mit der Kronoton-Box, ein weiteres Toslink-Kabel (beim neuen Modell auch HDMI ARC möglich) führt von dort zum externen Lautsprecher – fertig.

Im Klang-Einstellungsmenü des eigenen TV-Geräts sind noch Kleinigkeiten anzupassen – Audio-Ausgabe etwa von Dolby Digital 5.1 umstellen auf PCM Stereo –, dann kann die Kronoton-Box angeschaltet werden. Alles in allem auch für Laien gut machbar.

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Fernseher an – und tatsächlich: Der Unterschied ist hörbar. Beziehungsweise: Unterschiede bei der Lautstärke sind kaum mehr hörbar – so soll es schließlich sein. Zuvor deutlich lautere Werbeblocks – bei Privatsendern oft mehrfach die Stunde üblich – brüllen nicht mehr los, sondern bleiben klanglich auf dem Niveau des laufenden Programms.

Schon wieder den Ton verstellen? Lautstärkenunterschiede verschiedener Formate und Sender können den Fernsehabend stören.
Schon wieder den Ton verstellen? Lautstärkenunterschiede verschiedener Formate und Sender können den Fernsehabend stören. © Shutterstock | monkey Business Images

Manch akustisches Detail kann auf der Strecke bleiben

Auch beim Umschalten zwischen gängigen Online-Mediatheken der Sender und Streamingdiensten wie Amazon Prime Video oder Netflix macht sich kein großer Lautstärkesprung mehr bemerkbar – der Griff zur Fernbedienung bleibt einem insgesamt häufiger erspart.

Geschmackssache ist der Effekt der Tonangleichung bei Filmen und Serien mit gewollt brachialen Soundeffekten, actionreichen Szenen und Explosionen oder auch beim Lieblingsformat der Deutschen, dem „Tatort“: Dann kann man mit dem Kronoton-Gerät tatsächlich die Schauspielenden klarer verstehen und muss die Anlage nicht derart laut aufdrehen, dass der Nachbar klingelt oder die Kinder aufwachen. Allerdings bleibt durch den Einheitsklang auch manch akustisches Detail auf der Strecke, was das Heimkino ausmacht.

Wie kommt es nun überhaupt zu diesem neuen Klangerlebnis: Das ankommende Audiosignal aus dem Fernseher wird – vereinfacht gesagt – durch die kleine Box geschleust, wo Algorithmen die Lautstärken angleichen und bestimmte Tonspuren, etwa Dialoge, hörbar verstärken. Der umgewandelte Klang wir dann ans externe Lautsprechersystem weitergeleitet.

Fazit: Clevere Lösung – aber nicht für jedes Wohnzimmer

Hinter dem Kronoton-Kästchen steckt nach Angaben von Unternehmensgründer und Klangexperte Gunnar Kron rund vier Jahre Forschung, bis die patentierte Technik ausgereift war für das Endverbrauchergerät. Produziert wird es in Taiwan. Der frühere Musikproduzent, Radiomoderator und Programmdirektor hatte mit seinem Team bei Kronoton zuvor bereits jahrelang an Algorithmen zur Klangverbesserung geforscht und ähnliche Geräte zum Einsatz in Restaurants und Einkaufszentren angeboten. Nun ist komfortablerer Klang im Wohnzimmer das Ziel.

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Der Praxistest zeigt: Das Gerät macht in den Situationen, für die es entwickelt wurde, eine gute Figur. Wer bisher bei Werbung oder beim Durchzappen für die Lautstärkeregelung oft zur Fernbedienung gegriffen hat oder Pro­bleme hatte, Dialoge zu verstehen, könnte dem Sound Optimizer eine Chance geben. Allerdings: Wer sein Fernsehprogramm sonst mit einer hochwertigen 5.1-Rundum-Soundanlage genießt und räumlichen Klang mag, muss durch den Umwandler mit Einbußen rechen. Und wer ohnehin nur über die Lautsprecher des TV-Geräts sein Programm konsumiert, kann diesen gar nicht nutzen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de.