Berlin. Einige Corona-Patienten leiden unter schweren Komplikationen. Um diese früh zu erkennen, haben Ärzte nun ein Verfahren entwickelt.

Der Zustand von Menschen, die an der Lungenerkrankung Covid-19 leiden, kann sich sehr plötzlich verschlechtern. Doch es gibt Warnhinweise auf einen schweren Verlauf – noch bevor es die Betroffenen selbst merken. Das haben Mediziner der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) herausgefunden und einen Handlungspfad für Ärzte entwickelt. Demnach lassen sich aus einfachen Urinproben Alarmzeichen ablesen, wie das Expertenteam in der Onlineausgabe des Fachblatts „The Lancet“ schreibt.

Den Medizinern aus Göttingen war aufgefallen, dass bei Menschen, die schwer an Covid-19 erkrankt waren, schon früh die Nieren betroffen waren, schreibt das UMG in einer Mitteilung. Auch Wissenschaftler des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) kommen in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass das Coronavirus zahlreiche Organe befällt. Nach dem Atemtrakt vor allem auch die Nieren.

Dies könne die extrem hohe Rate an akuten Nierenversagen bei Covid-19-Infektionen erklären, sagte der Leiter der UKE-Studie Tobias Huber.

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    Nachweisen lässt sich eine Entzündung der Nieren in Folge einer Coronavirus-Infektion, die sogenannte Nephritis, anhand eines Urintests. Ist ein solcher Test positiv, können drei weitere Werte einen Hinweis darauf geben, ob sich die Situation eines Covid-Patienten dramatisch verschlechtern wird.

    Untersucht wird das sogenannte Albumin im Blut und im Urin. Ist dieses Protein nicht in ausreichender Menge vorhanden, entwickelt sich eine sogenannte Wasserlunge. Außerdem wird das Protein Antithrombin III untersucht, ein Hemmstoff der Blutgerinnung. Ist der Wert zu gering, besteht ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Lungenembolien.

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    Corona-Infektion: Ärzte könnten schlimme Krankheitsverläufe früh erkennen

    Wenn auch nur einer von drei Parametern schwer verändert sei, bestehe ein hohes Risiko, dass sich der Zustand der Erkrankten auf der Normalstation zeitnah verschlechtern werde und sie auf die Intensivstation verlegt werden müssen oder sich der Verlauf auf der Intensivstation noch weiter verschlechtere, sagte Oliver Gross, Oberarzt in der Klinik für Nephrologie der UMG.

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    Mit Hilfe dieser Parameter könnten Ärzte künftig frühzeitig mit der Behandlung drohender Komplikationen beginnen, so die Hoffnung. So könnten etwa mit einer erhöhten Gabe des Blutverdünners Heparin die Bildung von Blutgerinnseln und damit Thrombosen oder Lungenembolien verhindert werden. Um zu untersuchen, ob der Handlungspfad die Versorgung von Covid-Patienten verbessert, läuft eine Studie an mehreren Unikliniken.

    (lary)

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