Amsterdam. Die Fußball-Nationalmannschaft trifft in der Nations League auf die Schweiz, Spanien und die Ukraine. Ein Hammerlos wie bei der EM bleibt Bundestrainer Joachim Löw damit diesmal erspart. Die Konzentration gilt ohnehin erstmal dem viel wichtigeren Sommer-Turnier.

Joachim Löw rückte die noch ungewohnte Brille zurecht und schaute interessiert auf ein Tablet. Im feinen DFB-Anzug mit den vier Weltmeister-Sternen auf der Brusttasche nahm der Bundestrainer das diesmal relativ gnädige Los entspannt zur Kenntnis.

In der Nations League trifft die Fußball-Nationalmannschaft in der Gruppenphase im Herbst in der Liga A auf die Schweiz, Spanien und die Ukraine. Portugals Altstar Luis Figo als Losfee ersparte dem DFB-Team damit in Amsterdam deutlich schwere Konstellationen wie ein mögliches schnelles EM-Déjá-vu mit seinem Heimatland und Weltmeister Frankreich. Auch eine Nations-League-Neuauflage der Holland-Duelle blieb aus. Im Small-Talk mit DFB-Direktor Oliver Bierhoff sprach Löw sichtbar gelöst über das Resultat.

"Das ist eine gute Gruppe. Das freut mich", sagte Löw kurz darauf in der Interview-Zone. "Gut so, dass es nicht so ist wie in der letzten Nations League." Auch Bierhoff zeigte sich zufrieden. "Ich bin froh, dass wir nicht wieder Holland und Frankreich bekommen haben, allein deswegen um einer Wiederholung aus dem Weg zu gehen. Man will ja auch ein bisschen Abwechslung haben", sagte der ehemalige Europameister.

Schärfster Rivale um den Gruppensieg wird diesmal wohl Spanien sein. Gegen den Ex-Weltmeister eröffnet Löw am 26. März in Madrid mit einem "guten Test" für die EM auch das Länderspieljahr 2020. Der letzte Vergleich endete vor zwei Jahren im Vorlauf zur missratenen WM 2018 1:1. Auch die Schweizer sind am 31. Mai als ein Prüfstein für die EM in Basel vorgesehen. "Nachbarschaftsduelle sind immer interessant", sagte Löw. An die Ukraine hat er gute Erinnerungen. Bei der EM 2016 glückte mit einem 2:0 damals der Turnierauftakt.

Jeweils zwei Gruppenspiele der Nations League finden im September, Oktober und November statt. Die genauen Ansetzungen kündigte die UEFA noch für den späten Dienstagabend an. Der Nations-League-Sieger wird bei einem Turnier der vier Gruppensieger vom 2. bis 6. Juni 2021 in einem der Teilnehmerländer gekürt.

Deutschland blieb nach der Premierenpleite im Herbst 2018 wie die weiteren sportlichen Absteiger aus Kroatien, Polen und Island nur in der Liga A, da die höchste Klasse von der UEFA von zwölf auf 16 Teilnehmer aufgestockt wurde. Der Wettbewerb hatte mit seiner Millionen garantierenden UEFA-Zentralvermarktung auch größere Verbände überzeugt, im zweiten Halbjahr 2020 auf alle möglichen Testspiele zu verzichten.

Bei der ersten Auflage des von Löw lange skeptisch betrachteten Wettbewerbs hatte die DFB-Auswahl in ihrer Gruppe sieglos hinter den Niederlanden (0:3/2:2) und Frankreich (0:0/1:2) den letzten Platz belegt. "Die Nations League hat sich bewährt, weil der Wettbewerb seriöser angegangen wird. Die Spieler nehmen das durchaus auch ernst. Das bringt auch junge Spieler weiter", sagte Löw nun. Allen habe der Wettbewerb "Spaß gemacht", meinte Löw - auch ohne ein Erfolgserlebnis.

Als Preisgeld blieben 2018 statt den auch diesmal maximal möglichen 7,5 Millionen Euro, die Sieger Portugal einstrich, nur 1,5 Millionen Euro. Die sportlichen Konsequenzen: Löw forcierte den Umbruch und verzichtete fortan auf die drei Ex-Weltmeister Mats Hummels, Thomas Müller und Jérôme Boateng.

In den tagesaktuellen Planungen ist die Nations League für Löw derzeit allerdings noch überhaupt kein Thema. Der Bundestrainer richtet seinen ganzen Fokus auf die Vorbereitungen für die EM im Sommer aus. Dann warten Frankreich (16. Juni), Portugal (20. Juni) und ein Sieger der März-Playoffs (24. Juni) als Gruppenkontrahenten in der Münchner Allianz Arena. "Die Auslosug spielt jetzt für die nächsten Monate keine Rolle", sagte Löw.