Mailand. Sogar ein Sieg zum Champions-League-Start war für Mönchengladbach möglich. Gleichwohl fliegt die Elf nach dem 2:2 in Mailand zufrieden nach Hause. Trainer Marco Rose kann mit dem Punkt bei Inter gut leben und hofft auf “Lerneffekt“ gegen Real Madrid.

Nach einer kurzen Nacht stiegen die Profis von Borussia Mönchengladbach müde, aber zufrieden am Mailänder Airport Malpensa in den Sonderflug Richtung Heimat.

Der kurzzeitige Frust über das späte Ausgleichstor war am Morgen schon der Zufriedenheit über einen beachtlichen Start in die Champions-League-Saison gewichen. Zwar war sogar ein Sieg bei Inter Mailand zum Greifen nahe, doch beim Fußball-Bundesligisten überwog deutlich der Stolz auf die Leistung beim 2:2 (0:0) in der turbulenten Auftaktpartie der Hammer-Gruppe B.

Vor seinem Königsklassen-Debüt als Trainer hatte Marco Rose den hochkarätigen Gegner als "ein absolutes Top-Team in Europa" gelobt. Nicht zuletzt deshalb war der 44-Jährige auch nicht sauer, dass seine Elf in der Schlussminute noch das Ausgleichstor durch den zweifachen Torschützen Romelu Lukaku (49./90.) zuließ. Den kleinen Moment der Unaufmerksamkeit in der ansonsten sehr guten Defensive um Matthias Ginter und Nico Elvedi hakte Rose unter dem Aspekt "Lehrgeld" ab.

"Wenn du so spät führst, willst du natürlich gerne die drei Punkte. Aber jetzt nehmen wir den Punkt, nehmen auch diese Erfahrung mit", sagte Rose. Wenn am kommenden Dienstag das nächste Starensemble um Toni Kroos und Sergio Ramos, das überraschend 2:3 gegen Schachtjor Donezk verlor, im Borussia-Park vorstellig wird, profitiere man hoffentlich von der Erfahrung am Mittwoch. "Vielleicht haben wir gegen Real Madrid schon einen Lerneffekt", sagte Rose, nachdem sein Team nun in der Champions-League "angekommen" sei.

Lange Zeit hatte die VfL-Abwehr die starke Inter-Offensive mit dem wuchtigen Starangreifer Lukaku gut im Griff. Bis der Belgier doch noch zweimal entwich und zuschlug. "Solche Spieler kann man nicht zu hundert Prozent ausschalten. Lukaku hat, glaube ich, zwei Möglichkeiten gehabt: Das erste Tor macht er aus vier Metern, das zweite aus einem halben Meter. Er ist halt da, wo der Ball hinkommt", stöhnte Nationalverteidiger Ginter über das Last-Minute-Gegentor nach einer Ecke: "Wenn man so kurz vor Schluss mit 2:1 in Führung geht, ist es ärgerlich, in der 90. Minute noch den Ausgleich hinnehmen zu müssen. Wir hätten die Ecke besser verteidigen müssen."

Gleichwohl gab es gerade für die Gladbacher Defensive das meiste Lob. "Die Abwehrleistung war über weite Strecken sehr, sehr ordentlich. Die Jungs sind ja auch schon ein paar Jahre dabei. Trotzdem hat Lukaku zwei Tore gemacht", befand Rose.

Borussias mutig aufgestellte Angriffsreihe mit Marcus Thuram, Breel Embolo, Jonas Hofmann und Alassane Plea brauchte dagegen lange, um gefährlich vor das Inter-Tor zu kommen. Nach dem 1:1 durch Ramy Bensebaini (63./Foulelfmeter) lief es besser. Und nach Hofmanns Führungstreffer (85.) lag sogar der Auswärtssieg in der Luft.

Die Gladbacher schienen selbst ein wenig überrascht, dass sie im legendären Giuseppe-Meazza-Stadion vor nur 1000 Fans plötzlich in Front lagen. Der von Florian Neuhaus mit einem Traumpass bediente 2:1-Schütze Hofmann sprach von einem "Wechselbad der Gefühle". Beim 28-Jährigen wirkte die Enttäuschung noch etwas länger nach. "Es hat nach meinem Treffer ewig lang gedauert, bis wir Klarheit hatten, dass wir das Spiel gewinnen können", räumte er ein. "Vor der Partie haben uns sicher wenige zugetraut, dass wir in Mailand etwas mitnehmen. Jetzt muss ich sagen, dass ich sogar etwas enttäuscht bin über den einen Punkt", sagte Hofmann. Bei Kapitän Christoph Kramer überwog der Stolz: "Vorher hätten wir ein Unentschieden sicher unterschrieben."

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