Zuzenhausen. Ein großer Name, aber noch ein Neuling im Bundesliga-Geschäft: Sebastian Hoeneß startet in Hoffenheim. Ein spannendes Projekt, das etwas an die Entscheidung von 2016 für den jungen Julian Nagelsmann erinnert, der sich bei der TSG zum Starcoach entwickelte.

Seiner Mannschaft hat sich Sebastian Hoeneß im Freien vor dem Schlösschen auf dem Clubgelände vorgestellt, mit Mäzen Dietmar Hopp bisher nur telefoniert - und ein Blitzlichtgewitter blieb bei seinem ersten Auftritt bei der TSG 1899 Hoffenheim aus.

In einer Schalte mit Journalisten und eher zurückhaltend präsentierte sich der neue Trainer der Kraichgauer mit dem prominenten Nachnamen. Der 38-Jährige startet in der Corona-Krise unter ungewöhnlichen Bedingungen seine erste Amtszeit als Bundesliga-Chefcoach. Er spüre "Nervosität, eine gewissen Anspannung und Vorfreude", sagte er.

Auf Saisonziele wollte sich Hoeneß nicht gleich festlegen: "Ich glaube, dass das nicht der richtige Zeitpunkt ist", meinte der Ex-Coach des Drittliga-Meisters FC Bayern München II. Der Sohn des früheren Managers Dieter und Neffe des Bayern-Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß hatte vergangene Woche beim Europa-League-Teilnehmer einen Vertrag bis 30. Juni 2023 unterschrieben. Wie die Reaktionen in der Familie waren? "Bei meinem Vater weiß ich es, bei meinem Onkel denke ich es mir: Dass sich beide gefreut haben", sagte er.

Die erste Übungseinheit mit der Mannschaft bestreitet Hoeneß am Mittwoch (13.00 Uhr) unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Zuzenhausen. "Ich freue mich einfach total auf die Aufgabe hier. In den letzten Tagen habe ich hier sehr gute Eindrücke gewonnen", sagte der frühere Regionalliga-Spieler der TSG. "Ich glaube, dass hier sehr viel zusammenpasst: die Identität des Clubs und die Vorstellung von Fußball."

Sportchef Alexander Rosen hatte Hoeneß bereits bei der Verpflichtung als "richtig starken Typen" bezeichnet und ist in seiner Ansprache schon bei "Basti" angekommen. "Das ist eine große Chance, wo man zupacken muss", sagte der neue TSG-Trainer. Die "Mia san mia"-Mentalität müsse er nicht vom FC Bayern mitbringen: "Ich glaube, dass bei der TSG eine Identität vorhanden ist." Es gehe in jeder Mannschaft darum, gemeinschaftlich eine Sieger-Mentalität zu entwickeln.

"Mir ging es nie darum, möglichst schnell in die Bundesliga zu kommen", betonte Sebastian Hoeneß, dem natürlich bewusst ist: "Es ist ein mutiger Schritt von beiden Seiten. Klar habe ich Respekt vor der Aufgabe." Der neue Chefcoach, der kürzlich Vater einer Tochter geworden ist, will mit seiner Familie auch in die Region ziehen.

Der Neue trifft auf einen Kader, bei dem Rosen "keine großen Baustellen" sieht. Gleichzeitig kündigte der Direktor Profifußball angesichts des Transferfensters bis 5. Oktober an, dass "sicher noch einiges passieren wird". Sein leitender Angestellter kann auf 28 Feldspieler plus drei Torhüter zurückgreifen. Unter anderem kehrt der zuletzt unter Trainer Alfred Schreuder an Werder Bremen ausgeliehene Ex-Kapitän Kevin Vogt zurück. Mit Nationalspieler Sebastian Rudy (zuletzt von Schalke 04 ausgeliehen) gibt es nur einen prominenten Abgang.

© dpa-infocom, dpa:200803-99-23371/5