Leipzig. Erstmals wird eine komplette Halbserie unter Corona-Bedingungen gespielt. Der FC Bayern steht trotzdem vorne. Dafür fallen weniger Tore und es werden weniger Zweikämpfe geführt. Ein Trend?

Der FC Bayern ist schon wieder Halbzeitmeister, Robert Lewandowski trifft, wie er will, und wieder verblüffen Überraschungsteams. In der Hinrunde der Fußball-Bundesliga lief vieles wie gehabt - einiges aber auch nicht. Die fünf Trends der Corona-Halbserie.

SPORTLICHES: Die Bayern in der Krise nach der Triple-Saison? Im Pokal nach dem Zweitrunden-Aus mit Sicherheit - in der Liga nicht. Trotz der aufmerksam verfolgten hohen Anzahl der Gegentore und prominenten Niederlagen führt der Rekordmeister die Tabelle mit vier Punkten vor RB Leipzig an. In der Vorsaison hatten die Münchner nach 16 Spieltagen als Dritter vier Punkte Rückstand auf die Sachsen. Am unteren Ende der Tabelle schauen wohl vor allem die Fans des FC Schalke auf den Trend in die andere Richtung. In der Vorsaison hofften die Königsblauen als Fünfter auf den Europapokal - inzwischen geht es als Letzter nur noch um den Klassenerhalt.

HEIMVORTEIL: Leere Zuschauerblöcke, keine Stimmung von den Rängen. Die Anfeuerung durch die eigenen Fans war in der Hinrunde aus bekannten Corona-Gründen überhaupt kein Faktor. An den ersten 16 Spieltagen feierten die Bundesligisten insgesamt 49 Heimsiege - zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison waren es noch 64 gewesen. Die Zahl der Unentschieden stieg dagegen. Der VfB Stuttgart, der 1. FC Köln und FSV Mainz 05 warten immer noch auf einen Heimsieg. In der Spielzeit 2019/20 hatte nach 16 Spieltagen jeder Club mindestens einmal im eigenen Stadion gewonnen. RB Leipzig lernte indes, mit der fehlenden Stimmung umzugehen: Während der Geisterspielphase zum Ende der vergangenen Saison gewannen die Sachsen kein einziges Heimspiel, in der laufenden Spielzeit dafür schon sechs von acht Partien.

INTENSITÄT: Aufgrund des engen Terminkalenders dürfen nach wie vor fünf Auswechslungen vorgenommen werden. Die durchschnittliche Laufleistung ist (bis einschließlich des 15. Spieltages) mit 116,9 Kilometern pro Spiel nur leicht um 1,1 Kilometer gestiegen. Eine andere Krafteinteilung? Pro Spiel sind im Schnitt mehr Sprints zu sehen - 228,4 zu 214,9 zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Möglicherweise sprechen die Trainer klar an, dass sie bei mangelnder Lauf- und Sprintbereitschaft fast die halbe Mannschaft auswechseln können.

TORE: Erst am vergangenen Wochenende endeten gleich zwei Partien torlos. Mit 445 Treffern nach 16. Spieltagen fielen 26 Tore weniger als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Das könnte auch daran liegen, dass die Anzahl der Torabschlüsse rückläufig ist. Bis einschließlich des 15. Spieltages zählten die Statistiker davon 3339 - in der Vorsaison waren es noch 3656 gewesen. Ein Zeichen für weniger Risiko und mehr Taktik?

FAIRNESS: Wird ohne Zuschauer braver gespielt? Weniger nickelig? Nur bedingt. Bis zum 15. Spieltag wurde in der Fußball-Bundesliga dieser Saison 3404 Fouls gezählt, leicht weniger als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison (3434). Allerdings wurden am Boden auch 1592 Zweikämpfe weniger geführt (28.550 zu 30.142 in 2019/20), in der Luft 412 weniger (9026 zu 9438). Sanktioniert wurden die Profis in dieser Saison mit mehr Gelben Karten (513) als nach 15 Spieltagen der Vorsaison (491). Dafür gab es zwölf Platzverweise und acht Rote Karten weniger.

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