Mönchengladbach. Edin Terzic ist drauf und dran, die Saison für Borussia Dortmund zu retten - vielleicht gar mit einem Titel. Sein künftiger Chef könnte dagegen angeschlagen kommen.

Von den Spielern geliebt, vom Erfolg unbeeindruckt: Edin Terzic war nach Borussia Dortmunds Viertelfinal-Triumph über seinen künftigen Chef Marco Rose um Sachlichkeit bemüht.

Kein Auskosten des Siegs bei Borussia Mönchengladbach, keine Ansprüche auf eine stärkere Trainerrolle, erst Recht keine Genugtuung kamen dem BVB-Cheftrainer auf Zeit nach dem Halbfinal-Einzug im DFB-Pokal in den Sinn. "Heute hat Borussia Dortmund Borussia Mönchengladbach geschlagen", sagte Terzic nach dem 1:0 (0:0) im brisanten Borussen-Duell nüchtern.

Dass er als künftiger Assistent Roses seinen Chef in spe besiegt hat, sei für ihn unerheblich, betonte der 38-Jährige schnell: "Mir geht es darum, dem Team so gut es geht zu helfen. Welchen Titel ich dabei habe, ist mir vollkommen egal."

Momentan hilft er dem BVB enorm - als Chefcoach. Von Beginn an schwärmten die Profis von Terzic, der den Job von Lucien Favre nach dessen Beurlaubung im Dezember übernahm. Selbst als es auch unter dem früheren und künftigen Co-Trainer nicht so recht lief. Kurioserweise fanden die ambitionierten Westfalen unter Terzic zum Erfolg zurück, als Rose in Gladbach öffentlich machte, im Sommer per Ausstiegsklausel zum BVB gehen zu wollen. Während es in Gladbach hernach bergab ging, gewannen die Dortmunder vier Spiele in Serie.

In der Liga hat der BVB die Champions-League-Ränge wieder im Blick, in der europäischen Königsklasse alle Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale und im DFB-Pokal die große Möglichkeit auf den ersten Titel seit 2017. "Natürlich müssen wir das jetzt auch länger halten", gab der am Dienstag beste BVB-Spieler Mats Hummels zu bedenken.

Doch das Selbstvertrauen für den Klassiker am Samstag beim FC Bayern ist wieder da. "Das war ein Sieg des Willens", sagte Kapitän Marco Reus nach dem intensiven Kampf und blickte entschlossen auf Samstag: "Das ist eine sehr wichtige Woche. Damit haben wir heute angefangen."

Der aktuelle Gladbach-Coach Rose hatte schon vor dem Spiel am Dienstag eine Entwicklung beim BVB seit dem 2:4 der Dortmunder im Borussia-Park Ende Januar ausgemacht. Die Sorglosigkeit in der Defensive ist verschwunden, inzwischen sind die Westfalen bei aller spielerischen Klasse auch kampfbereit und in der Lage, sich gegen Widerstände zu stemmen.

Für Hummels sind das beste Voraussetzungen für Samstag. "Da werden wir wieder leiden müssen, wenn wir gewinnen wollen. Da sind wir inzwischen mehr zu bereit", sagte der Abwehrchef, der den Pokal-Triumph in Gladbach für Elogen auf Terzic nutzte. "Wir waren taktisch gut eingestellt und haben so gespielt, wie man so ein Spiel angehen muss", meinte Hummels. "Edin macht das hervorragend. Ich traue ihm absolut sehr viel zu in seiner Trainerkarriere."

In Dortmund wechselt Terzic aber zunächst wieder bereitwillig ins zweite Glied hinter Rose. Es könnte dabei dann zu einer interessanten Konstellation kommen. Während Terzic drauf und dran ist, die Saison für den BVB, die immer wieder auf der Kippe stand, möglicherweise gar mit einem Titel zu retten, könnte Rose durchaus angeschlagen kommen.

Viele Gladbacher Fans reagieren mit jeder weiteren Niederlage hysterischer und feindseliger auf Rose und fordern vehement dessen sofortige Ablösung. Sportchef Max Eberl stellte indes klar, dass der 44-Jährige auch bei einer weiteren Pleite am Samstag gegen Leverkusen bleibt: "Ich sehe den Grund nicht, warum es nicht funktionieren soll". Mit der Mannschaft gebe es "nullkommanull Probleme".

In der Tat taugte die Leistung beim unglücklichen Aus kaum für Indizien eines Bruchs zwischen Trainer und Spielern, die freilich selbst um eine eigene Titelchance kämpften. In der Liga gibt es kaum noch eine Möglichkeit auf die erneute Qualifikation für die Champions League. Interessant wird, wie die Mannschaft nun nach der Niederlage im bislang wichtigsten Spiel auftritt.

"Man kann mir glauben, dass die Situation mich auch fordert. Das geht auch an mir nicht spurlos vorbei", bekannte Rose erstmals nach dem sechsten sieglosen Pflichtspiel in Serie. Zuvor hatte er stets behauptet, dass es lediglich um Borussia (Mönchengladbach) und nicht um ihn ginge. Durchaus möglich, dass Rose die aktuelle Rückendeckung von Eberl in Dortmund noch vermissen wird, wenn es dort einmal nicht laufen sollte.

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