Berlin. Computer, Tablets, Handys: Das Gucken auf den Display ist anstrengend. Eine Brille kann die Augen entlasten. Was dabei zu beachten ist.

Die Bildschirmarbeit ist in den meisten Berufen kaum mehr wegzudenken. Schon gar nicht in Zeiten des Homeoffice. Und auch in der Freizeit verbringen wir meist viele Stunden vor dem Handydisplay oder dem Tablet. Doch für unsere Augen ist diese dauerhafte Tätigkeit vor dem Monitor äußerst anspruchsvoll. Auch bei Jüngeren treten zunehmend Beschwerden auf. Eine PC-Brille kann unterstützend wirken.

Warum ist die Bildschirmarbeit so fordernd für unsere Augen?

Digitale Tätigkeiten am Computer sind für das Auge nicht dasselbe wie jene im analogen Alltag: „Die Arbeit vor dem PC führt häufig dazu, nur sehr wenig zu blinzeln. Die Befeuchtung der Augenoberfläche funktioniert damit schlechter als in anderen Alltagssituationen und das Auge trocknet sehr viel schneller aus“, erklärt Professor Mathias Maier, Augenarzt des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität in München.

Die Digitalisierung am Arbeitsplatz, das lange Sitze im Innenraum und auch das Homeoffice mit den vielen Videokonferenzen fördern somit die kontinuierliche Verschlechterung der Augenbenetzung und beeinträchtigen damit die Sehkraft. Laut dem Augenarzt sollten bei der Bildschirmarbeit aus diesem Grund häufiger Pausen eingelegt, das Büro regelmäßig gelüftet und erst dann wieder weitergearbeitet werden.

Was sind mögliche Symptome, die Hinweis darauf geben, dass zu viel am Bildschirm gearbeitet wird?

Pausenloses Arbeiten vor dem Monitor und das damit verbundene Austrocknen der Augenoberfläche kann zu weiteren Beschwerden führen – Kopfschmerzen, Ermüdungserscheinungen oder Konzentrationslücken. „Diese asthenopischen Beschwerden treten vor allem dann auf, wenn das Auge über einen längeren Zeitraum angestrengt ist und betrifft vor allem Menschen über 40 Jahre“, sagt Maier.

Doch nicht nur die Alterssichtigkeit fordere das Auge mit der Zeit, auch Jugendliche seien immer mehr von einer Kurzsichtigkeit betroffen. Experten vermuten, dass dies auch mit der steigenden Naharbeit an Tablet und Laptops in Schulen und Universitäten zusammenhängt. Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Myopie bei fehlendem Ausgleich im Alltag schneller voranschreitet: „Wenn man sehr viel am PC arbeitet, lange am Smartphone beschäftigt ist und kaum noch an die frische Luft geht, treibt das die Kurzsichtigkeit voran“, sagt der Mediziner aus München. Die Arbeit vor Laptop und PC verstärke die Fehlsichtigkeit von Kinder- und Jugendlichen dabei zusätzlich, die Verschlechterung der Sehschärfe hänge aber vor allem auch von einer möglichen Prädisposition durch die Eltern ab.

Wie kann eine PC-Brille unterstützend wirken?

Wenn gesundheitliche Probleme bei der Bildschirmarbeit auftreten, sollte ein Facharzt oder eine Fachärztin zunächst eine Fehlsichtigkeit ausschließen beziehungsweise diagnostizieren. Wichtig sei dann, die Brille individuell anpassen zu lassen, sodass diese auf den eigenen Arbeitsplatz optimal abgestimmt ist. Gerade im Alter lasse die Nahsehschärfe allmählich nach und um die Distanz zum Monitor auszugleichen, kann eine individuell angeglichene Brille mit entsprechenden Gläsern Hilfe leisten. Bildschirmarbeitsbrillen können einer Überanstrengung der Augen vorbeugen – und somit zu einer verbesserten Konzentration und Produktivität beitragen.

Worauf sollte beim Kauf geachtet werden?

Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer ist der Arbeitgeber per Gesetz dazu verpflichtet, die Kosten für die medizinisch notwendige Basis-Ausführung der Brille zu übernehmen, sofern kein anderer Kostenträger wie die eigene Krankenversicherung für eine solche Brille aufkomme. Aufpreise für spezielle Gläser oder modische Gestelle trägt der Beschäftigte.

„Eine PC-Brille ist immer eine Einstärkenbrille, die genau auf den Abstand zwischen Arbeitsplatz und Monitor ausgerichtet ist“, sagt Dr. Rüdiger Schwartz von der Uniklinik Hamburg-Eppendorf.

Beim Kauf ist es Schwartz und Maier zufolge wichtig, auf diese Brillenart zu setzen und keine Brille mit Mehrstärkengläsern zu kaufen, wie eine Gleitsichtbrille zum Beispiel. „Bei der falschen Sehhilfe wird durch Kopfbewegungen versucht, den richtigen Winkel zur Bildschirmfläche herzustellen. Dies führt früher oder später zu Nackenschmerzen“, sagt der Hamburger Mediziner.

Nicht zu verwechseln sei eine PC-Brille allerdings mit einer Blaulichtfilterbrille. „Das Problem von Brillen mit UV-Filtern ist der dadurch fehlende Kontrast für das Auge“, sagt Mathias Maier. Kontaktlinsen seien hingegen für die Bildschirmarbeit genauso geeignet wie eine Bildschirmarbeitsplatzbrille. Hier bestehe jedoch ebenso das zusätzliche Risiko einer schnelleren Austrocknung der Augenoberfläche.

Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, die Augen möglichst fit zu halten?

„Die Augen kann man nicht fit halten, wie man seine Muskeln trainiert“, sagt Maier. Aber häufig gezielt in die Ferne zu schauen, ein gesunder und aktiver Lebensstil sowie eine ausgewogene Ernährung unterstützen die Augen bis ins hohe Alter. Im Allgemeinen rät der Münchner Mediziner dazu, sich die Bildschirmarbeitsbrille beim Optiker anfertigen zu lassen: „Die Brille hängt von ganz vielen verschiedenen individuellen Faktoren ab. Jeder arbeitet etwas anders und hat einen unterschiedlichen Abstand zum Computerbildschirm. Das sollte man einmal beim Optiker anpassen lassen.“

Wie oft sollte die Sehschärfe kontrolliert werden?

Bei einer Alterssichtigkeit ab etwa 40 Jahren kann es sinnvoll sein, die Sehschärfe alle drei bis fünf Jahre in regelmäßigen Abständen beim Augenarzt oder der Augenärztin kontrollieren zu lassen und die Gläser neu anzupassen. „Stark Kurzsichtige sollten sogar alle ein bis zwei Jahre zum Check“, meint Professor Mathias Maier. „Wenn das Auge schnell wächst, dehnt sich die Netzhaut schneller und kann dünne Stellen aufweisen. Das sollte man immer mal wieder untersuchen und abklären.“