Berlin. Der Luftfahrtbranche fehlen Tausende Arbeitskräfte. Mit diesem Plan will die Bundesregierung für Entspannung an den Flughäfen sorgen.

An diesem Mittwochmorgen ist es ausnahmsweise nicht der Personalmangel an den Flughäfen und bei den Airlines, der den Flugverkehr lähmt: Ein fehlgeschlagenes Softwareupdate bei der Deutschen Flugsicherung sorgte bis 9 Uhr bundesweit für Einschränkungen des Verkehrs im unteren Luftraum. Es kam zu Verspätungen, darüber hinaus fielen einzelne Verbindungen aus.

Wenig später äußerte sich die Bundesregierung zu den Personalproblemen, durch die Fliegen derzeit für viele Reisende zur Geduldsprobe wird. Als Abhilfe dürfen die Unternehmen nun Hilfskräfte aus dem Ausland einsetzen, insbesondere aus der Türkei. Das kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an. „Gegebenenfalls“ könne auch die Bundespolizei bei den Sicherheitskontrollen unterstützen.

Die Arbeiter müssten jedoch die gleichen Sicherheitsüberprüfungen durchlaufen wie alle anderen Beschäftigten an Flughäfen auch – und diese können sich über Monate hinziehen. In der Branche wird daher auch nicht damit gerechnet, dass die Hilfskräfte vor August für Entlastung sorgen. Das wäre zu spät für viele Urlaubsreisen. „Bei der Sicherheit gibt es aus meiner Sicht keine Abstriche“, erklärte die Ministerin.

Arbeitsminister Heil: Bezahlung nach Tarif, keine Leiharbeit

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wies darauf hin, dass die Bundesregierung Sozialdumping nicht zulasse: Beim Einsatz der Hilfskräfte sei Leiharbeit nicht erlaubt, die Bezahlung müsse nach Tarif erfolgen, die Unterkunft menschenwürdig sein. Die Prüfung der Bundesarbeitsagentur bei Arbeitskräften aus dem Ausland solle beschleunigt werden.

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Nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen den Flughäfen 7200 Beschäftigte. In der Corona-Pandemie stand der Betrieb an den deutschen Flughäfen zeitweise still. Trotz Kurzarbeitergeld orientierten sich viele Beschäftigte um. „Die Unternehmen stehen in der Verantwortung, für Ihre Kundinnen und Kunden da zu sein“, mahnte Ministerin Faeser.

Da in diesem Sommer der Flugverkehr wieder stärker zulegt als von der Branche erwartet, macht sich der Personalmangel stark bemerkbar: Stundenlange Schlagen vor Check-in und Sicherheitskontrollen sowie lange Wartezeiten an der Gepäckausgabe. Airlines wie Lufthansa müssen tausende Flüge streichen, weil auch ihnen Personal fehlt.

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Der Luffahrt-Branchenverband BDL begrüßte die Zusage der Bundesregierung zum Einsatz von Hilfskräften aus Drittstaaten. Zudem hat der Verband vorgeschlagen, dass Personal der Flughafenbetreiber etwa bei der von der Bundespolizei organisierten Sicherheitskontrolle zum Einsatz kommen könnte.

Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de.