Berlin. Immer wieder versetzt Tesla-Chef Elon Musk mit seinen Äußerungen auf Twitter Investoren in Aufruhr. Nun hat Musk eine Klage am Hals.

Elon Musk und die Börse – das ist eine spezielle Beziehung. Während andere Vorstandsvorsitzende großer Konzerne wohlüberlegt und mit Bedacht ihre öffentlichen Aussagen wählen, um Investoren nicht zu verschrecken und den Börsenkurs des eigenen Unternehmens möglichst am Steigen zu halten, teilt der Tesla-Chef auf seiner Lieblingsplattform Twitter Sätze wie „Tesla-Kurs ist zu hoch“.

Damit schickt der 49-jährige Multimilliardär bisweilen den Kurs seines eigenen Unternehmens auf Talfahrt. Gleichzeitig jazzte er jüngst beispielsweise den Kurs der Spaß-Kryptowährung „Dogecoin“ in die Höhe, um ihn kurze Zeit später wieder fallen zu lassen.

Einem Tesla-Investor ist das Treiben nun zu bunt geworden. Er verklagt Elon Musk – wegen „erratischer“ Tweets, also wegen unberechenbarer Nachrichten auf der Social-Media-Plattform.

Elon Musk: Investor verklagt den Tesla-Chef

Ganze 105 Seiten ist die Klageschrift lang, die am Freitag vom zuständigen Gericht im US-Bundesstaat Delaware veröffentlicht wurde. Der Investor wirft Musk darin vor, dass seine Tweets Tesla angeblich hohen juristischen Risiken und milliardenschweren Kursverlusten aussetzen würden.

Weitere ungezügelte Tweets von Musk könnten heftige Konsequenzen für die künftigen Finanzierungsmöglichkeiten von Tesla haben, heißt es weiter.

Elon Musk muss sich seine Tweets freigeben lassen

Elon Musk, der zuletzt zeitweilig als reichster Mensch der Welt galt, diesen Platz aber im „Forbes“-Ranking nun wieder an Amazon-Gründer Jeff Bezos verlor, weiß bereits, was ihn nun erwarten könnte. Denn der Tesla-Chef hatte bereits in der Vergangenheit Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC.

2018 hatte Musk getwittert, dass er erwäge, Tesla von der Börse zu nehmen und die Finanzierung gesichert sei. Die SEC ermittelte und kam zu dem Schluss, dass Musk überhaupt keine festen Finanzierungszusagen gehabt habe.

Als Konsequenz belegte sie sowohl Musk, der neben Tesla unter anderem Chef des Raumfahrtunternehmens SpaceX ist, als auch Tesla mit einer Strafe von jeweils 20 Millionen Dollar (rund 16,7 Millionen Euro). Für Elon Musk verordnete die SEC zusätzlich Twitter-Einschränkungen. Seitdem muss sich Musk seine Tweets vom Unternehmen freigeben lassen.

Tesla-Boss Elon Musk: Viele skurrile Tweets

Ob aber wirklich alle Tweets den Segen von Tesla haben, darf bezweifelt werden. Kurz nach dem geschlossenen Vergleich mit der SEC verhöhnte Musk die Börsenaufsicht und twitterte munter weiter. Auch in der Art seiner Tweets zügelte er sich nicht.

Im Gegenteil: Am 1. April 2019 postete er ein Scherzfoto über eine Tesla-Pleite, im Corona-Jahr schickte er dann mit seinem Tweet, dass er den Tesla-Kurs für zu hoch empfinde, Teslas Aktienkurs um zehn Prozent in den Keller.

In der Klage heißt es, dass allein durch die Aktion im Mai 2020 14 Milliarden Dollar an Börsenwert „zerstört“ worden seien. „Musks Fehlverhalten“ habe dem Unternehmen „erheblichen Schaden zugefügt“, argumentiert der klagende Investor weiter. Weil Tesla Elon Musk offenbar gewähren lasse, verklagt der Investor zudem das Unternehmen und dessen Verwaltungsräte.

Tesla-Kurs stieg trotz Musk-Tweet weiter

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Schock der Tesla-Aktie nur kurz andauerte. Seit dem damaligen Tief hat sich der Tesla-Kurs bis zu seinem jüngsten Hoch im Januar Höhepunkt mehr als verfünffacht. Tesla ist auf dem Börsenparkett mehr wert als alle deutschen Autobauer zusammen.

Auch aktuell liegt der Kurs trotz einer jüngsten Schwächephase immer noch viermal höher als im Mai – der „zerstörte“ Börsenwert wurde also mehr als wettgemacht.

Trotzdem nimmt Musk eine Sonderrolle ein. Mit seinen Äußerungen schafft er es problemlos, Kurse zu bewegen. Dies gelang zuletzt etwa bei Kryptowährungen, wo er für Rekorde beim Bitcoin sowie der Spaßwährung Dogecoin sorgte. Mitunter bewegt Musk aber auch Börsenkurse, die er mit seinen Tweets gar nicht meint.

Musk twittert – Anleger kaufen

Als er im Januar auf Twitter dazu aufrief, den Messenger-Dienst und Whatsapp-Alternative Signal zu nutzen, kauften Anleger auf einmal die Aktie von Signal Advance – eines Medizintechnik-Unternehmens, dessen Kurs auf einmal um 900 Prozent stieg.

Als die Anleger ihren Fehler bemerkten, stürzte die Aktie wieder ab. Eines aber zeigte die Aktion: Elon Musks Einfluss an den Finanzmärkten. ist auch mit einer Begrenzung von 280 Zeichen pro Tweet riesig. (dpa/tki)