Berlin. Die Bundesregierung will unabhängig vom russischen Gas werden. Helfen sollen dabei Wärmepumpen. Eine neue Studie zeigt die Potenziale.

Sie funktionieren wie eine Art Kühlschrank und sollen ein entscheidender Baustein werden, um Deutschland unabhängig von russischer Energie zu machen – und zugleich noch das Klima zu schonen: Die Ampelkoalition treibt den Ausbau von Wärmepumpen massiv voran.

Bisher gibt es bundesweit lediglich rund 1,4 Millionen der Maschinen, die Wärme aus der Umgebung aufnehmen und diese im Inneren eines Gebäudes wieder abgeben. Nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll sich die Anzahl innerhalb der nächsten acht Jahre mehr als vervierfachen: Sechs Millionen Wärmepumpen strebt die Ampelkoalition bis zum Jahr 2030 an.

Wärmepumpen: So können sie die Gasabhängigkeit reduzieren

Ab 2024 hat sich die Regierung auf ein De-facto-Verbot für Öl- und Gasheizungen verständigt. Neu eingebaute Heizungen müssen dann zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das, so hoffen die Koalitionäre, verhilft der Wärmepumpe endgültig zum Durchbruch – und verringert zugleich die Abhängigkeit von ausländischen Energieimporten, insbesondere aus Russland.

Tatsächlich kann ein forcierter Wärmepumpenausbau die Abhängigkeit von russischer Energie um bis zu 15 Prozent senken. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer noch unveröffentlichten Studie, die unserer Redaktion vorliegt.

Studie: Mehr Photovoltaik für Wärmepumpenausbau notwendig

Allerdings müsste für dieses Szenario das Koalitionsziel noch einmal überboten werden, es bräuchte dann 7,5 Millionen Wärmepumpen im Jahr 2030. Würde der große Wärmepumpenschwung ausbleiben und sich die Anzahl in den kommenden acht Jahren nur auf 1,7 Millionen Wärmepumpen bundesweit erhöhen, würde die Gasabhängigkeit dagegen lediglich um zwei Prozent gesenkt werden.

Wo aber soll der Strom herkommen, um die zusätzlichen Wärmepumpen zu betreiben? Auch die DIW-Forscher kommen zu dem Schluss, dass der Ausbau bei der Windenergie in Deutschland bereits an seine Grenzen stößt. Sollen aber binnen acht Jahren sechs Millionen Wärmepumpen hinzukommen, würde der Strombedarf um neun Prozent steigen. Die Photovoltaik-Kapazitäten müssten um 23 Prozent erweitert werden, heißt es in der Studie.

Gesamtwirtschaftliche Kostenvorteile hängen vom Gaspreis ab

Der Ausbau allerdings kostet Geld. Würde der Gaspreis bis zum Jahr 2030 zurück auf ein Niveau von 30 Euro pro Megawattstunde fallen, wäre der Wärmepumpenausbau gesamtwirtschaftlich gesehen teurer als das Heizen mit Gas – selbst bei einem angenommenen CO2-Preis von dann 130 Euro pro Tonne.

Anders sähe es aus, wenn der Gaspreis hoch bleibe. Bei 60 Euro pro Megawattstunde und einem CO-Preis von 130 Euro pro Tonne, würde der Wärmepumpenausbau selbst im höchsten Szenario Einsparungen von 3,6 Milliarden Euro pro Jahr bringen, berechnen die Forscher.

Handwerkspräsident dringt auf neue Produkte

Die Theorie könnte allerdings an der Praxis scheitern. Denn der Ausbau stockt, weil es nicht genug Handwerker gibt, die den Ausbau voranbringen können. Die Bundesregierung will deshalb mit Förderungen den Betrieben den Wärmepumpenausbau schmackhaft machen. Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), plädiert für eine Übergangslösung: „Wir müssen nicht jede Öl- und Gasheizung sofort durch eine Wärmepumpe ersetzen, sondern können die Wärmepumpe neben der bestehenden Heizung installieren“, sagte Wollseifer unserer Redaktion.

Seine Idee: Von März bis Oktober könne per Wärmepumpe und in den Wintermonaten zusätzlich mit Gas geheizt werden. In Altbauten könnten Wärmeflächenheizungen, die man wie eine Art Elektrowandheizung anbringt, mit Wärmepumpen kombiniert werden. Dafür brauche es allerdings auch mehr Lösungen seitens der Industrie.