Braunschweig. 8.500 Menschen warten auf ein Organ. 8.500 Menschen – auch Kinder. Auch Angela Ipachs Schwester Claudia Kotter stand auf der Warteliste.

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500 Menschen warten auf ein Organ. 8.500 Menschen – auch Kinder. Auch Angela Ipachs Schwester Claudia Kotter stand auf der Warteliste für ein Organ und hoffte auf eine Spender-Lunge. Ein einschneidendes Erlebnis für Angela Ipach. Heute klärt sie gemeinsam mit der Organisation „Junge Helden“ deutschlandweit über Organspenden auf – so auch im Podcast „Deine Lieblingsmenschen“. Haben Sie einen Organspende-Ausweis? Haben Sie sich entschieden, ob Sie Herz, Leber, Lunge und Co. spenden wollen oder nicht? „Entscheidend ist die Entscheidung“, weiß die 38-jährige Münchenerin.

„Unser Ziel ist es, Jugendliche und junge Erwachsene über Organspende aufzuklären“, sagt Angela Ipach. Denn: „Es ist schockierend, dass man so ein relevantes Thema wie Blutspende, Knochenmarkspende oder Organspende in jungen Jahren noch nie gehört hat.“ Dabei kann dieses Thema jeden jederzeit betreffen. Gestern, heute oder auch morgen.

Und genau dem möchte Angela Ipach gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein entgegenwirken – mit Schulbesuchen, Sport-Events, Partys und medialer Präsenz. Gegründet wurde der Verein von Claudia Kotter. Nach ihrer Organtransplantation im Jahr 2007 wurden ihr noch knapp vier Jahre Leben geschenkt, bevor sie schließlich im Juni 2011 verstorben ist. Für ihr ehrenamtliches Engagement hat sie die Goldene Bild der Frau verliehen bekommen.

Organspende, ein Thema, das nicht tagtäglich diskutiert wird, das nicht Thema eines jeden Abends mit Freundinnen und Freunden ist – eben kein Thema, was so leicht zu besprechen ist. Eben gern beiseite geschoben wird. Schließlich möchte man sich in jungen Jahren häufig nicht mit dem Sterben auseinandersetzen. Dabei bedeutet Organspende nicht gleich Tod! „Man traut sich nicht so ganz, sich dem Thema zu widmen, weil es mit dem eigenen Tod zutun hat“, weiß die Münchenerin.

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Auch ein Nein gehört auf den Organspendeausweis

„Entscheidend ist die Entscheidung“: Denn jeder Mensch ab dem 16. Lebensjahr darf seine Bereitschaft zur Organ- und Gewebespende selbst erklären und diese Entscheidung beispielsweise in einem Organspende-Ausweis dokumentieren. Dabei bedeutet es nicht, dass man sich dann automatisch dazu entschließt, Spender im Falle eines Hirntods zu werden. Auch Gespräche mit Angehörigen können bei der Entscheidungsfindung helfen. „Vielleicht wird es ein Nein, aber auch dann gehört es auf den Organspende-Ausweis.“ Wichtig sei einfach, dass man sich entscheidet – egal wie.

Auch für die Angehörigen und Hinterbliebenen sei solch ein Ausweis eine große Hilfe in der schweren Zeit des Abschieds, weiß Angela Ipach. “Sowohl das Ja als auch das Nein sind sehr relevant. Das ist zum Schutz der Angehörigen, die in diesem Falle entscheiden müssen. Wenn ich weiß, was mein Freund, mein Partner, meine Familie wollen, fühle ich mich mit der Entscheidung, die ich stellvertretend treffen muss, viel wohler.“

Letztendlich ist es wichtig, dass man sich mit der Entscheidung auseinandersetzt, das Thema nicht immer weiter wegschiebt, sondern auch Familie und Freunde mit dem Thema, Organe zu spenden, konfrontiert. „Du hast viele Möglichkeiten, du kannst dich entscheiden. Du entscheidest dich am Tag für 1000 Sachen, dann entscheide dich auch für das wichtige Thema Organspende“, appelliert Angela Ipach. Sie sieht die Bereitschaft vor allem bei jungen Menschen. „Am Ende schenkst du Leben.“

Welche Organe können gespendet werden?

Nicht jeder Mensch kann Organe spenden. Voraussetzung ist der Hirntod. „Wenn ich am Hirntod sterben sollte, bin ich sehr glücklich und dankbar, wenn ich jemand anderem noch ein Leben ermöglichen kann“, sagt die Münchenerin. Laut ihr versterben jährlich circa 4000 Menschen am Hirntod. Doch nur ein Bruchteil dieser Personen haben überhaupt einen Organspende-Ausweis. Außerdem wird darauf geachtet, dass die Empfänger geschützt werden. Die Organe müssen also gesund sein „Das höchste ist der Schutz desjenigen, der das Organ bekommt“, sagt Angela Ipach. Vor der Entnahme wird also beispielsweise darauf geachtet, welche Vorerkrankungen der Spender hatte. Doch mit Corona sei auch die Toleranz an Vorerkrankungen gestiegen. Sie betont aber: „Man würde nie die Erfolgsaussicht des Empfängers riskieren.“

Und welche Organe können gespendet werden? „Herz, Lunge, Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse und Darm“, antwortet Angela Ipach. Auch Gewebe wie Herzklappen, Haut, Knochen, Knorpel, Weichteilgewebe oder Hornhaut kann im Falle eines Hirntods gespendet werden. Wichtig zu wissen: Ein potenzieller Spender hat verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten. So können explizit Organe genannt werden, die gespendet werden sollen, zugleich können bestimmte Organe auch ausgeschlossen werden, die auf gar keinen Fall einem anderen Menschen transplantiert werden sollen. Letztendlich zählt es, eine Entscheidung zu treffen.