Elmar Otto zur Patronin der Seuchen.

Am Donnerstagmorgen gegen halb neun trafen sich Menschen auf der Laufbahn des Erfurter Steigerwaldstadions zum Gebet. Der ungewöhnliche Ort war dem Umstand geschuldet, dass der Landtag während der globalen Seuche nicht im Plenarsaal zusammentreten darf. Dort kann der Mindestabstand zwischen den 90 Abgeordneten nicht eingehalten werden.

Da die ökumenische Andacht eine schöne parlamentarische Tradition ist, wurde auch sie dieses Mal in die Sportarena verlegt. Die Abgeordneten saßen im Halbkreis, in ausreichender Entfernung voneinander.

Das parteiübergreifende Innehalten, bevor man sich im Hohen Haus mal wieder so richtig die Meinung geigt, ist ein guter Brauch. Erst recht in Zeiten wie diesen, in denen Sars-CoV-2 weiter viele Teile des öffentlichen Lebens in Atem hält.

Ein wenig skurril war jedoch das Datum: Der 14. Mai ist der Gedenktag der „Heiligen Corona“.

Die Märtyrerin war lange weitgehend unbekannt. Bis Wissenschaftler das Virus, das die Welt seit Monaten in Aufruhr versetzt, so bezeichneten. Übersetzt bedeutet Corona Krone oder Kranz. Weil der Erreger unter dem Mikroskop an diese Form erinnert, lag die Namensgebung nahe.

Aber wer war nun die Frau, von der bis vor kurzem kaum jemand Notiz nahm?

Das Heiligenlexikon hilft weiter und skizziert ein kurzes Leben, das ein brutales Ende fand. Allerdings sind die Angaben nicht immer exakt.

Geboren 161 oder 287, gestorben 177 oder 303 und zwar in Damaskus (Syrien) oder in Antakya (Türkei), in Alexandria (Ägypten), auf Sizilien (Italien) oder im französischen Marseille war Corona der Legende nach die Frau des Märtyrers Victor. „Im Alter von erst 16 Jahren starb sie ebenfalls den Martertod, indem sie mit zwei gebeugten Palmen beim Emporschnellen zerrissen wurde“, heißt es.

Kaiser Otto III. soll 997 Reliquien nach Aachen ins Münster gebracht haben, wo ihre Grabplatte zu sehen ist und sie in einem 1912 gefertigten Gefäß aus Blei liegen. Kaiser Karl IV. überführte andere Teile der Gebeine nach Prag.

In Altbayern, Böhmen und Niederösterreich sei die Verehrung seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen, besonders gefördert von Benediktinern.

Wallfahrtsorte gibt es unter anderem im niederösterreichischen St. Corona am Wechsel. 1504 wurde dort in einer hohlen Linde eine Corona-Statue gefunden und daraufhin eine Kapelle errichtet. In Wien sei die Verehrung ebenfalls stark verbreitet, wird berichtet.

Inzwischen ist der Name der jungen Frau weltweit in aller Munde. Nachdem in diesem Jahr die Pandemie ausgebrochen war, hat man sich dem Heiligenlexikon zufolge in Aachen sogar entschieden, die geplante Restaurierung des Bleisarges vorzuziehen.

Corona gilt übrigens auch als umtriebige Schutzpatronin, und zwar der Schatzgräber und Metzger, in Geldangelegenheiten, für Standhaftigkeit im Glauben und – man glaubt es kaum: gegen Seuchen.

Es gibt Dinge, die klingen wie ein schlechter Scherz.

Landeskorrespondent Elmar Otto

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