Elmar Otto über Herkunft und Karriere.

Die Erkenntnis, dass in der Thüringer Landesverwaltung Ostdeutsche unterrepräsentiert sind, wenn es um besonders gut dotierte Führungspositionen geht, hat manche nicht überrascht.

Andere meinen, dass dieses fortgesetzte Unterscheiden in neue und alte Bundesländer 30 Jahre nach der Wende doch nur eine Neiddebatte schürt.

Wieder andere sind der Ansicht, dass jemand, der seit Jahrzehnten in Thüringen lebt, aber irgendwann mal in Buxtehude geboren wurde, doch kein niedersächsisches Nordlicht mehr, sondern längst eingemeindet ist.

Die berechtigten Fragen zu den ostdeutschen Karrieren in der freistaatlichen Verwaltung hatte die AfD gestellt und natürlich diese innerdeutsche Diskriminierung angeprangert.

Dabei fällt uns ein, dass sich vielleicht ein Blick auf die Chefposten der Landtagsfraktionen lohnt. Sie gehören zu den politisch Einflussreichsten, die im Land zu vergeben sind. Und so ein Fraktionsvorsitzender soll nicht am Hungertuch nagen, er verdient mit rund 12.000 brutto monatlich doppelt so viel wie ein gewöhnlicher Abgeordneter. Aber wer steht denn hier in Thüringen an der Spitze? Ossi oder Wessi?

Fangen wir bei den alternativdeutschen Kritikern an, die die Debatte angestoßen haben. Die AfD-Fraktion wird vom Eichsfelder Björn Höcke geführt. Pardon, natürlich nicht. Höcke wurde nämlich im nordrhein-westfälischen Lünen geboren. Der Parteirechtsaußen und einstige Geschichtslehrer, der in Thüringen (und darüber hinaus) den strammen Ton angibt, stammt aus dem Westen.

Wenn wir uns von rechts nach links durch die Landtagssitzordnung pflügen, fällt unser Blick dann auf die CDU. Mit Mario Voigt steht dort ein in Jena geborener Ostthüringer ganz vorne. Für
heimatverbundene Patrioten quasi das Ideal. Aber Voigt hat in den USA studiert, ist beruflich oft im Ausland unterwegs und auch ansonsten bei aller Liebe zum heimischen Kirchturm wohl eher Kosmopolit.

Bei der FDP hat Thomas Kemmerich das Sagen. Der Kurzzeitministerpräsident, Karnevalist und Coiffeurketteninhaber dürfte mittlerweile mehr Lebenszeit im Osten als im Westen verbraucht haben. Das Licht der Welt erblickte der Liberale aber in Aachen (NRW).

Bei der SPD wiederum schwingt der privat gerne Trabi fahrende Matthias Hey das Zepter. Der ist in Erfurt geboren, aber aus Gotha nicht mehr wegzudenken. Ist ja auch irgendwie westlich, von der Landeshauptstadt zumindest.

Die Grünen haben Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich, in Leipzig geboren und in Erfurt zu Hause. Den Linken sitzt (noch) Susanne Hennig-Wellsow vor. Die stammt aus Demmin in Mecklenburg-Vorpommern, lebt aber auch seit langem in Erfurt.

Wenn man so will, steht es also bei den Landtagstopjobs 4:2 für den Osten.

Darauf erstmal einen Pfeffi.

Landeskorrespondent Elmar Otto erreichen Sie unter e.otto@tlz.de