Gerlinde Sommer über Egoismen und Gemeinschaft.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Während sich die einen noch freuen, dass in Berlin das sogenannte Querdenken vor allem am extrem rechten Rand ausgedehnt werden konnte, hat sich der Vordenker der Querdenker mit Blick auf den 3. Oktober gegen Berlin und für Konstanz entschieden: Mit der Demo am Jahrestag der Einheit im äußeren Südwesten will die Bewegung nach Angaben von Michael Ballweg bestimmten Gruppen, die offensichtlich verquerer querdenken, aus dem Weg gehen. „Um es den Beobachtern leichter zu machen, haben wir eine räumliche Trennung vorgenommen. Auf unseren Demonstrationen waren sowieso nur wenige Extremisten. Ich hoffe, dass die Extremisten in Berlin bleiben“, sagte Ballweg der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Nur wenige? Das ist relativ quer betrachtet …

Geplant sind in Konstanz zudem Menschenketten. Der Zweiradsportler Gerry Mayr sagte: Die Haltung zu den aus seiner Sicht unverhältnismäßigen Corona-Einschränkungen vergifte Familien und Freundschaften. Es gelte, die Lebensfreude wieder zu erlangen, die dem Schutz weniger geopfert worden sei.

Diese Einstellung, dass die eigene Lebensfreude mindestens gleichrangig mit dem Schutz Dritter sei, ist in weiteren Kreisen verbreitet – aber meist nur so lange, bis jemand direkt betroffen ist. Wichtiger als fluffige Lebensfreude ist die große Sorge ums wirtschaftliche Überleben oder um Angehörige etwa in Heimen, die allein gelassen werden mussten zum Schutz der Einrichtung. Vielleicht ist das von Mayr mit dem Wort Lebensfreude ja mitgemeint …

Die vergangenen Monate haben viel gelehrt über Egoismen und Gemeinschaft. Wir werden aus dieser Zeit mit der Erkenntnis herausgehen, wie fragil unser Zusammenleben ist, wenn der Gesprächsfaden reißen sollte. Darüber lohnt Nachdenken – in alle Richtungen!

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