Weimar. Mit dem Kunstfest gegen ein Plastikwort: Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund wird erneut Schirmherrin des Festivals und schießt Projektmittel zu.

Die entscheidende Frage stellt Anja Siegesmund (Grüne) gleich selbst, rein rhetorisch, versteht sich: „Warum, in Gottes Namen, steht jetzt die Umweltministerin hier?“ Dabei hatte sich das schon 2020 geklärt, als sie aus dem Fördertopf „Zuschüsse für Projekte zur Nachhaltigkeit“ 80.000 Euro für einen Klima-Schwerpunkt im Kunstfest Weimar springen ließ und erstmals Schirmherrin wurde. Diesmal sind es 142.000 Euro, die sie am Donnerstag vor Goethe und Schiller auf dem Theaterplatz symbolisch überreicht, an Kunstfest-Chef Rolf C. Hemke und DNT-Intendant Hasko Weber.

Performance-Parcours durch die Stadt

Hemke nennt die Übergabe im hellen Sonnenlicht einen „Kulturermutigungstermin“ in dieser Zeit. Er finanziert mit dem Geld „zwei große Projekte“, von denen er sich überregionale Aufmerksamkeit erhofft: einen Performance-Parcours durch die Stadt, mit Virtual-Reality-Elementen zum Thema Lebensraumzerstörung, sowie eine Uraufführung auf der Freilichtbühne im E-Werk, auf der das DNT zuvor Sommertheater veranstalten will. Rund um den Kunstfest-Pavillon am Theaterplatz werde es zudem „eine Reihe partizipativer Projekte“ mit der Stadt geben.

Über all dem steht „der große Begriff Nachhaltigkeit“, so Siegesmund. Der sei inzwischen ein Plastikwort geworden, wie sie weiß, und muss wieder konkret werden. Sie erinnert aber daran, dass er bereits im 18. Jahrhundert für den Umgang mit Ressourcen aufkam, etwa in der Forstreform der Weimarer Herzogin Anna Amalia.

Deutsche Erstaufführung soll nachgeholt werden

Wie nachhaltig das Geld aus dem Umweltministerium angelegt sein wird, weiß angesichts der Pandemielage niemand so genau. Aber schon 2020, als viele andere Festivals ausfielen, setzte Hemke das mit jährlich 900.000 Euro von Land und Stadt grundausgestattete Kunstfest ja beharrlich durch und um: mit einer vergleichsweise spontanen Corona-Edition, oft unter freiem Himmel. Jetzt hofft er, Ende August und Anfang September in ähnlichem Maße „anspielen zu können.“ Hasko Weber sekundiert: „Der Ausblick aufs nächste Kunstfest ist nicht verstellt.“ Dennoch will Hemke das Programm lieber erst Mitte Juni veröffentlichen.

„Ganz fest“ plant er aber mit Produktionen, die er 2020 verschieben musste: der Uraufführung von Stewart Copelands Oper „Electric Saint“, eine Bühnenfassung von Anna Seghers‘ Flüchtlingsroman „Transit“, mit dem iranischen Regisseur Amir Reza Koohestani und dem Thalia Theater Hamburg. Und man hofft, dass Gregory Maqoma und das Vuyani Dance Theatre aus Johannesburg die deutsche Erstaufführung von „Cion – Requiem of Ravel‘s Bolero“ nachholen können.

Im Übrigen beteiligt sich das Kunstfest an der Aufforstung des Waldes in Thüringen und will mindestens 100 Bäume pflanzen. Spätestens seit den 7000 Eichen von Joseph Beuys in Kassel ist dergleichen ja auch irgendwie Kunst.

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