Weimar. Auf musikalisch sehr hohem Niveau wird am Karfreitag der ersten Toten von Buchenwald gedacht. Sie wurden damals im Weimarer Krematorium verbrannt.

In diesen Tagen gedenken die letzten Überlebenden von Buchenwald, aber auch Bürger Weimars und Thüringens ihrer Befreiung von der NS-Herrschaft vor mittlerweile 74 Jahren. Erstmals wird es ein Gedenkkonzert auf dem Weimarer Friedhof geben.

Über viele Jahren hatte es keine offizielle Hinwendung zu jenem Geschehen gegeben, das die Schrecken von Buchenwald aufs Engste mit der Stadt Weimar verbindet. Es geht um jene 3500 Tote von Buchenwald, die – ehe das KZ auf dem nahen Ettersberg 1940 eigene Öfen von Topf & Söhne einsetzen konnte – im Weimarer Krematorium verbrannt wurden.

Nun wird an diese Opfer erinnert – und dies auf musikalisch sehr hohem Niveau: Neben Johann Sebastian Bachs Kantate „Nur jedem das Seine“ wird es auch zu der Uraufführung des Stückes „Der Häftling“ kommen, das Giordano Bruno de Nascimento in Würdigung des vom damaligen Häftling Karl Schnog 1941 geschriebenen gleichnamigen Gedichtes komponiert hat.

Zu den Mitwirkenden bei diesem großen Gedenkkonzert gehört neben Markus Stockhausen auch die Staatskapelle unter Leitung von Kirill Karabits. Das Gedenkkonzert ist Teil des Festivalprogramms der Bach Biennale Weimar.

Verflechtung von Stadt und KZ

Zurück ins Jahr 1937: KZ und Stadtverwaltung arbeiteten Hand in Hand – und für jeden der 3500 Toten wurden für die Einäscherung eine Rechnung über 20 Reichsmark gestellt; die Übersendung der Urne kostete weitere drei Reichsmark. Unter den Toten waren neben Deutschen auch Polen, Österreicher und Tschechen; 1500 davon Juden, 300 Sinti und Roma, heißt es.

Es dauerte Jahrzehnte, bis dieser Teil der NS-Geschichte in der Stadt wieder in die kollektive Erinnerung geholt wurden und so „das Geflecht der der alltäglichen Mittäterschaft zur Vernichtung der Spuren der NS-Verbrechen nachgezeichnet“ wurde, wie Rikola-Gunnar Lüttgenau von der Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora betont.

Bauhausstudenten und Jens Riederer, Leiter des Stadtarchivs, hatten maßgeblichen Anteil daran, dass in jüngerer Zeit diese Verflechtung von Stadt und KZ in den Fokus rückte.

Dem Gedenkkonzert kommt bei der Aufarbeitung dieser Verflechtung eine wichtige Rolle zu. Kooperieren werden Bach-Biennale Weimar und die Achava-Festspiele Thüringen im September, wenn es unter dem Titel „Jedem das Seine – von Bauhaus bis Buchenwald“ eine Gesprächswanderung mit Musik geben wird. Zunächst aber steht die musikalische Würdigung der Toten von Buchenwald an diesem Karfreitag an: Eichberger betont, dass den Besucher „ein hochkarätiges und auf das Thema konzentriertes Gedenkkonzert“ erwarte. Der Bedeutung dieses Gedenkkonzertes entsprechend werden sowohl Ministerpräsident Bodo Ramelow wie der Vorsitzende des Zentralrates der Deutschen Sinti und Roma, Romani Rose, bei der Veranstaltung sprechen.

Zum Konzert:

Karfreitag, 19. April, 12 Uhr, Weimar, Friedhof Trauerhalle Kartenvorverkauf über die Tourist-Information Weimar, Tel. (03643) 74574.