Großkochberg. Das Liebhabertheater Schloss Kochberg muss sich weiterhin mit Projektförderungen begnügen

Mit der Premiere von „Ariadne auf Naxos“, einem Melodram des Gothaer Hofkapellmeisters Georg Anton Benda (1722-1795), startet das Liebhabertheater Schloss Kochberg am 4. Mai 2024 in seine Jubiläumsspielzeit: 20 Jahre wird dann jene Initiative um Impresaria Silke Gablenz-Kolakovic jung, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, an authentischer Stätte, dem Landsitz der Goethe-Freundin Charlotte von Stein, alte Musik und Theater in historischer Aufführungspraxis zu spielen. Außer der Neuproduktion des Benda-Stückes stehen eine Reihe von Wiederaufnahmen und Konzerten auf dem Programm. Der Vorverkauf hat jetzt begonnen.

Silke Gablenz-Kolakovic leitet das kleine Liebhabertheater ehrenamtlich.
Silke Gablenz-Kolakovic leitet das kleine Liebhabertheater ehrenamtlich. © Maik Schuck

Dass sich die Vorfreude darauf bei den Festivalmachern vorerst in Grenzen hält, hat rein wirtschaftliche Gründe. Denn von Beginn an versucht Gablenz-Kolakovic, den Betrieb des Liebhabertheaters zu professionalisieren. Gern würde sie eine Geschäftsführung nebst Assistenz installieren und hatte daher eine institutionelle Basisfinanzierung bei der Landesregierung beantragt. Die Staatskanzlei indes vertröstete sie aber auf Projektmittel. Nun half zwar ein CDU-Vorstoß im Landtag, dass nächstes Jahr 250.000 Euro gen Kochberg fließen. Wie es danach weitergeht, steht indes in den Sternen. Vorausplanen lässt sich somit kaum.

„Wir müssen sehen, dass wir das verstetigen“, sagt die Intendantin ehrenhalber. „Es hängt zu viel von einer einzigen Person ab.“ Wen sie damit meint? Klar: sich selbst. Gern würde sie ihr Lebenszeit verschlingendes Hobby ein wenig reduzieren, den Betrieb des Theaters risikoärmer gestalten und dafür eine Perspektive über den eigenen Daseinshorizont hinaus gewinnen. In die Waagschale fällt, dass die Kochberger unter barockaffinen Theaterfreunden europaweit einen guten Nimbus genießen; das Publikum reist teilweise von weither an, um einen der 75 Sitzplätze zu ergattern. Man schätzt das Niveau.

Bendas „Ariadne“ zeitigte vor 250 Jahren einen Riesenerfolg

Im Theater lässt Gablenz-Kolakovic stets Eigenproduktionen spielen. Nächsten Sommer werden Goethes Lustspiel „Die Mitschuldigen“ sowie im Musiktheater „Die Theatralischen Abentheuer“ von Domenico Scarlatti und das Pasticcio „Auf der Suche nach der besten Welt“ nach Texten des Freiherrn von Stein wiederaufgenommen; es musiziert die Lautten Compagney Berlin, eines der vorzüglichsten Alte-Musik-Ensembles Deutschlands. Dazu kommt eine Handvoll an Konzerten sowie Vorträge, Lesungen und Führungen.

Bendas „Ariadne“, 1775 in Gotha uraufgeführt, gilt als erstes deutsches Melodram. Damals hatte sich ein kreativer Wettbewerb entsponnen, um neben dem Singspiel und der inzwischen altbacken gewordenen italienischen Opera Seria so etwas wie eine deutsche Oper zu etablieren. Das Melodram, heute kaum noch gebräuchlich, bietet da eine Zwischenform, indem es auf der Bühne gesprochene Texte mit Musik – somit Elemente des Epischen und des Dramatischen – kombiniert.

„Das hatte damals riesengroßen Erfolg“, berichtet Gablenz-Kolakovic und erzählt von 17 Aufführungen in Gotha und weiteren 85 in Berlin. Für Kochberg hat sie zwischen Mai und September sechs Vorstellungen mit dem Ensemble „I Porporini“ eingeplant – und die Wiederaufnahme 2025. Sofern die Finanzierung es hergibt.

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