Essen. Ein Erwachsener, der die Schulbank drückt – hat man schon mal gesehen. Die ARD-Komödie „Eine Klasse für sich“ ist trotzdem gelungen.

Wat is Bildung? „Da stelle mer uns ma janz dumm“, könnte man mit dem unvergesslichen Paul Henkels als Professor Bömmel in der Verfilmung der „Feuerzangenbowle“ antworten. Tatsächlich versprüht Sebastian Orlacs Drehbuch zu „Eine Klasse für sich“ einen ähnlich märchenhaft-lausbübischen Charme wie Heinrich Spoerls Roman.

Auch von den etwas in Vergessenheit geratenen „Memoiren eines mittelmäßigen Schülers“, niedergeschrieben von Spoerls Sohn Alexander, ist die von Christina Hartmann mit leichter Hand und prächtig aufgelegten Darstellern inszenierte Wohlfühl-Komödie atmosphärisch nicht weit entfernt. Die Grundstimmung ist vergleichbar, und doch ist der Film kein Spoerl-Remake, keine „Feuerzangenbowle 2.0“.

Und das nicht nur, weil der pingelige, neunmalkluge Fabian Sorge (Hans Löw) sich plötzlich mit der Tatsache konfrontiert sieht, dass er die Schulbank noch einmal drücken muss. Der geschiedene Gymnasiallehrer, der seinem pubertierenden Sohn Luca so hartnäckig wie vergeblich die Bedeutung von Lernen und Bildung predigt, soll endlich in den Beamtenstand versetzt werden.

„Eine Klasse für sich“ im Privatkolleg

Doch statt der Urkunde erwartet ihn ein unbeliebter Mitschüler aus Mecklenburger Jugendtagen. Ausgerechnet der damals von allen gehänselte Roland „Pummel“ Pumm ist nun in NRW für die Verbeamtung zuständig – und übt späte Rache. Er weiß, dass Fabian das Abi nicht bestanden und das Abschlusszeugnis gefälscht hat.

Damit erfolgte die Immatrikulation unter falschen Voraussetzungen, das Staatsexamen ist ungültig. Fabian wird mit sofortiger Wirkung vom Dienst in der Schule freigestellt, doch in Zeiten des Lehrermangels bietet man ihm einen Deal an. Er erhält seine Stelle zurück, wenn er binnen eines Jahres das Abitur nachmacht.

Also ab ins Privatkolleg, in die sonderbare Welt der Erwachsenenbildung. Mit ihm die Schulbank drücken: Die in Literatur vernarrte Klofrau Hellen (Johanna Gastdorf), die vom Macho-Bruder kontrollierte junge Kurdin Bingül (Yeliz Simsek), Ex-Fußball-Profi Yusuf (Sami Nasser), der statt der kaputten Knochen jetzt den Kopf trainieren will, und die Gerechtigkeitsfanatikern Cora (Alwara Höfels) als attraktive Reibungsfläche für Fabians Prinzipiensturheit.

Bildung bedeutet mehr als Selbstoptimierung und Karrierechancen

Sie alle sind vom Leben enttäuscht, hoffen auf eine zweite Chance. Doch die wird verbaut, als ein windiger Immobilienhai das Kolleg schließt. In der Not schließen sich die so unterschiedlichen, auch unterschiedlich begabten Altschüler zu einer Lerngruppe zusammen.

Bald steht die „Klasse für sich“ vor der Entscheidung, aufzugeben oder weiter zu pauken und sich zu wehren. Als nichts mehr zu gehen scheint, hat Fabian eine Idee. Immerhin fürchtet der Immobilienentwickler nichts mehr als die Steuerfahndung.

„It’s My Life“, dröhnt es mit Bon Jovi, wenn die fünf Freunde schließlich dem märchenhaften Happy End entgegenlaufen. Bildung bedeutet eben mehr als Selbstoptimierung und Karrierechancen. Lernen kann auch heißen, unter gemeinsamen Anstrengungen den richtigen Weg für sich zu finden.

  • „Eine Klasse für sich“, ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr